Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Musik; Musikalienhandel

107

Musik (türkische) - Musikalienhandel

und auf Gluckscher und Weberscher Grundlage das moderne Musikdrama schuf. Die größten Erfolge auf dem Gebiete der Oper hatten neben Wagner um die Mitte des 19. Jahrh. Verdi und Meyerbeer, später Bizet mit "Carmen" und die Italiener Mascagni und Leoncavallo. Hervorragende Instrumentalkomponisten nach Beethoven sind Franz Schubert, Mendelssohn, Rob. Schumann, Johannes Brahms. Eine besondere Pflege findet in der neuesten Zeit das Lied am Klavier, in dessen Komposition sich Rob. Schumann und Robert Franz am meisten hervorthaten. Die Instrumentalmusik, namentlich die Sinfonie, ist durch bedeutende Komponisten, wie Niels W. Gade, Peter Tschajkowskij, Anton Dvořák, Friedrich Smetana und Edvard Grieg, die eine nationale Richtung vertraten und Züge der heimatlichen Volksmusik mit Glück verwerteten, in Form und Inhalt wesentlich bereichert worden. (S. Deutsche Musik, Dänische Musik, Französische Musik und Italienische Musik.) Einer regen Pflege erfreut sich in neuester Zeit die M. in Nordamerika. (S. Nordamerikanische Musik.)

Litteratur. Von Lehrbüchern der frühesten Zeit, seit 1500, sind die umfassendsten herausgegeben von Gafurius, Glarean, Kircher und Fux lateinisch, von Zarlino italienisch, von Cerone spanisch, von Morley englisch, von Mersenne französisch, von Mattheson deutsch; die spätern sind von Rameau, Marpurg, Martini, Kirnberger, Reicha, Weber, Marx, Lobe, Richter, Hauptmann, O. Paul, Jadassohn u. a. - Umfassende Lexika erschienen seit 1732 von Walther, Gerber, Lichtenthal, Schilling, Fétis, Mendel, Reißmann, Grove, Riemann, zum Teil nur biographische, zum Teil auch theoretische Artikel darbietend. Lediglich theoretische und andere Sacherklärungen enthalten die Werke von Rousseau, Heinr. Christoph, Koch und Dommer. Größere Werke u. d. T. einer Geschichte der M. wurden seit 1668 verfaßt von Printz, Bontempi, Hawkins, Burney, La Borde, Forkel, Ambros, Brendel, Reißmann, Fétis, Naumann, Gevaert, Köstlin, Langhans u. a. Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Werke ist gering, denn das große Gebiet der Geschichte der M. ist noch viel zu wenig erforscht, um reife Gesamtdarstellungen zuzulassen. Daher kommt es, daß die besten Arbeiten der jüngsten Zeit auf musikgeschichtlichem Gebiete einzelne Perioden oder Meister behandeln, wie z. B. die Werke von C. von Winterfeld über Gabrieli und über den evang. Kirchengesang, von O. Jahn über Mozart, von Chrysander über Händel, von Spitta über J. S. Bach.

Musik, türkische, s. Janitscharenmusik.

Musikalienhandel, selbständiger Zweig des Buchhandels, gleich diesem in Verlag, Kommission, Sortiment und Antiquariat gegliedert, allenthalben aber besonders entwickelt. Der Handel mit musikalischen Notenwerken ist aus dem mittelalterlichen Buchwesen entstanden, und es haben sich aus dem Wandel der Herstellungsweise seiner Ware mancherlei Vetriebsformen bis zur Gegenwart nebeneinander erhalten. Die Handschriftenzeit des alten Buchwesens ist hierbei im Vertrieb noch vielfach lebendig, da in neuerer Zeit die Notenschrift gelegentlich durch Abklatsch vervielfältigt wird; die Veranstaltung fester Auflagen in Letterndruck hat sich aus der Zeit der Missaldrucke der neu erfundenen Buchdruckerkunst für liturgische Bücher erhalten und am erfolgreichsten auf Liedersammelwerke erstreckt; die der Kupferstichzeit des Kunsthandels entstammende schmiegsame Gelegenheitsauflage des Zinnplattendruckes dient noch dem Bedarfe gewählter künstlerischer Kreise, während die Massenherstellung unbeschränkter Auflagen durch Umdruck auf Stein den Weltvertrieb billiger Volksausgaben ermöglicht hat.

Der deutsche M. hat seinen Hauptsitz in Leipzig, wo J. G. J. Breitkopf (s. d.) den Musikverlag auf ein von ihm erfundenes Notensatzverfahren und große Lager zumeist geschriebener Musikalien begründete, für die er eine eigene musikalische Bibliographie schuf. Der in Leipzig vertretene Musikalienverlag beschäftigt (1895) 301 Firmen ausschließlich, in Leipzig selbst betreiben insbesondere Originalverlag Breitkopf & Härtel, Max Brockhaus, Ernst Eulenburg, Rob. Forberg, Fr. Hofmeister, Fr. Kistner, C. A. Klemm, F. E. C. Leuckart, J. Rieter-Biedermann, Jul. Heinr. Zimmermann u.a.; verbunden mit Zeitschriftverlag E. W. Fritzsch, C. F. Kahnt Nachf., B. Senff und C. F. W. Siegel; den Verlag billiger Klassikerausgaben C. F. Peters, Breitkopf & Härtel, J.Schuberth & Co. und Th. Steingräber; in Braunschweig Henry Litolff. Größere Originalverlage finden sich in Berlin: Bote & Bock, C.F. Meser (Adolf Fürstner), Ries und Erler, Schlesingersche Buchhandlung, N.Simrock; in Mainz: B.Schotts Söhne; in Hamburg: A. Cranz; in München: Jos. Aibl; in Zürich: Gebr. Hug & Co. Die Zahl der Neuigkeiten auf dem deutschen Musikalienmarkte betrug (1895) 10936 Werke: 6867 für Instrumente, 3756 für Gesang, 313 Schriften u. a. Das über Leipzig verkehrende Musikaliensortiment wird (1896) von 2653 Firmen zum Teil als Nebengeschäft des Buchhandels betrieben. Barsortimente, d. h. Lager gebundener Musikalien, führen Breitkopf & Härtel, Gebr. Hug & Co., K. F. Koehler, L. Staackmann, F. Volckmar in Leipzig. Der Musikalienkommissionshandel ist nur auf Leipzig beschränkt; ihn betreiben hauptsächlich: Breitkopf & Härtel, Rob. Forberg, Fr. Hofmeister, Fr. Kistner, C. F. Leede. Musikantiquariat wird von den größern Antiquariatsbuchhandlungen wissenschaftlicher Richtung gelegentlich vertrieben. Der Musikaliendruck hat seine großartigste Stätte in der Notendruckerei von C. G. Röder in Leipzig. Die Musikinstrumentenfabrikation, ursprünglich mit dem Musikverlag eng verbunden, hat sich selbständig entwickelt; der Instrumentenhandel ist noch vielfach Nebengeschäft des Musikaliensortiments.

Nur der deutsche M. ist in Anlehnung an den Buchhandel organisiert; mit Österreich und der Schweiz ein einheitliches Gebiet bildend, nimmt er durch Verlag, Kommissionsvertretung und Notendruck eine Weltstellung ein. Der deutsche Original- und Klassikermusikverlag tritt in allen Ländern überlegen auf, auch wo der Nachdruck freigegeben ist. Der französische M., auf das Pariser Platzgeschäft begründet, beschränkt sich hauptsächlich auf Ausbeutung seiner ausgedehnten Verlagsmonopole, zumal an Opern, im In- und Auslande. Der belgische M., bisher als Teil des französischen M. behandelt, hat sich neuerdings unabhängiger gestellt und sich gleich dem niederländischen und dem aufstrebenden skandinavischen enger mit dem deutschen M. befreundet, wenn schon in den Niederlanden und in Dänemark und Schweden auch noch der Nachdruck ermöglicht ist. Der englische M., von London aus durch das Reisegeschäft die Provinz, durch die Beziehungen des brit. Weltreichs die Kolonien beherrschend, entwickelt, durch deutsche Musik befruchtet, nächst Deutsch-?^[folgende Seite]