Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

111

Muskatblüte - Muskelfibrin

Hälfte des 15. Jahrh. In seinen polit. Gedichten, die 1415-37 datierbar sind, bekämpft er Huß, aber auch die Schäden des kath. Klerus. Ausgabe von Groote, Lieder M.s (Köln 1852).

Muskatblüte, s. Myristica.

Muskatblütenöl, s. Macisöl.

Muskatbutter, Muskatnußöl, Muskatöl (Oleum Nusticae s. Oleum Myristicae), eine Mischung von Fett, ätherischem Öl und braunem Farbstoff, die durch heißes Pressen oder reichlicher durch Erschöpfen mit Äther aus zerkleinerten Muskatnüssen (s. Myristica) bereitet wird, gewöhnlich eine rotbraune, selten gelbe oder weiße Fettmasse von eigentümlich aromatischem Geruch, die bei 45-51° schmilzt, in siedendem Alkohol, Äther, Petroleumäther, Chloroform leicht und in 10 Teilen kaltem Alkohol löslich ist. Die Hauptmasse der M. besteht aus Myristin, gemengt mit etwas Oleïn und zwei ätherischen Ölen, einem Terpen (Myristicen), C10H16, und einem sauerstoffhaltigen Öl, dem Myristikol, C10H14O. Die M. findet vorzugsweise Verwendung in der Pharmacie zur Anfertigung des Muskatbalsams (s. d.) und einiger Salben.

Muskatellerbirnen, 9. Klasse des Lucasschen Birnensystems (s. Birne).

Muskatellerweine oder Muskatweine, mehrere Arten süßer, starker, sowohl roter als weißer Weine. Die Muskatellertraube, schon im Altertum eine der bekanntesten Sorten (Uva apiana), wird fast überall sowohl als Tafel- wie als Weintraube gebaut, nur unter verschiedenen Namen, wie Muscat in Frankreich, Moscatello in Italien, Zoruna in Spanien, Beli Dinka in Syrmien, Weier Muskataly in Ungarn, Schmeckende in Niederösterreich, Kümmeltraube an der Bergstraße, Katzendreckeler in Württemberg. Aus dem weißen Muskateller werden die berühmtesten Liqueurweine, wie die südfranz. Frontignan, Lunel und Rivesaltes, der Elsässer Strohwein, der dalmatin. Moscato di Rosa, der span. Lagrima-Malaga, der portug. Carcavellos, der ital. Aleatico u. s. w. gewonnen. Außerdem giebt es schwarzblaue, rote und violette M., letztere vorzugsweise Tafeltrauben. Der Muskatgeschmack im Wein entwickelt sich besonders vollkommen, wenn die Gärung auf den Hülsen eingeleitet wird. Die M. behalten ihren aromatischen Geschmack und großen Wert nur in den ersten Jahren und verlieren ihn dann schnell. Sie eignen sich besonders zum Verschneiden mit andern bouquetarmen Weinen. In guten Jahren liefern die Muskatellertrauben 20-30 Proz. Zucker bei 6-8 Promille Säure.

Muskatholz, s. Letternholz.

Muskati, türk. Gewicht, s. Mitskâl.

Muskatkraut, s. Pelargonie.

Muskatnußbaum, Muskatnüsse, s. Myristica.

Muskatnußleber, s. Leberanschoppung.

Muskatnußöl, Muskatöl, s. Muskatbutter.

Muskatvogel (Spermestes punctularia Gm.), einer der am häufigsten im Handel vorkommenden Prachtfinken (s. d.), der wegen seiner guten Haltbarkeit sehr beliebt ist. Preis des Paares etwa 4 M.

Muskatweine, s. Muskatellerweine.

Muskau, Stadt im Kreis Rothenburg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, Hauptort der früher dem Fürsten Pückler, seit 1883 dem Grafen Hermann von Arnim gehörigen Standesherrschaft M., an der Lausitzer Neisse und der Nebenlinie Weißwasser-M. (7,7 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Görlitz), Steueramtes und Bezirkskommandos, hatte 1890: 3356, 1895: 3455 E., darunter 216 Katholiken; terrassenförmige Gärten, gräfl. Schloß und berühmte, von dem Fürsten Pückler geschaffene Parkanlagen. In dem 604 ha großen Parke befindet sich eine Baumschule nebst Arboretum, eine Fasanerie und Papierfabrik sowie das Hermannsbad mit salinischen Eisenwässern, Dampf-, Moor- und Fichtennadelbädern, ferner die gräfl. Begräbniskapelle (1888), eine Kirchenruine der ältesten Kirche (13. oder 14. Jahrh.) der Herrschaft.- Vgl. Donath, Das Hermannsbad zu M.; ders., Ein Spaziergang durch den Muskauer Park; ders., Ein Ausflug nach dem Muskauer Garten; ders., die gräfl. Begräbniskirche im Muskauer Park.

Muskauer Blutreinigungspillen, s. Geheimmittel.

Muskegon (spr. möß-), Hauptstadt des County M. im nordamerik. Staate Michigan, unweit der Mündung des Muskegonflusses in den Michigansee, an mehrern Bahnen, hat Dampferverbindung mit Chicago, Holzhandel, ungefähr 40 Sägemühlen und (1890) 22 702 E. gegen 11 262 im J. 1880. - Vgl. Somerset, The land of the Muskeg (Lond. 1895).

Muskel, s. Muskeln.

Muskelatrophie, Muskelschwund, die Atrophie (s. d.) der Muskeln. Die progressive M. ist eine höchst eigentümliche Form des Muskelschwundes, wobei im Laufe der Zeit in gewisser Reihenfolge ein Muskel nach dem andern Zu Grunde geht und schließlich das befallene Glied völlig gelähmt ist. Am häufigsten ergreift die M. den Daumenballen, die Muskeln der Hand und der Schulter und schreitet von einer Gruppe auf die andere über, bleibt aber auch bisweilen auf gewisse Muskeln beschränkt. Über das Wesen der Krankheit sind die Ansichten der Forscher geteilt; während die einen eine schleichende parenchymatöse Entzündung des Muskelgewebes als Ursache des Leidens annehmen, ist der eintretende Muskelschwund nach der Ansicht der andern nur die Folge einer eigentümlichen Erkrankung des Rückenmarks. Die M. befällt häufiger Männer als Frauen und tritt öfters nach übermäßigen Anstrengungen gewisser Muskelgruppen sowie nach starken Erkältungen auf; häufig ist die Anlage zur Krankheit angeboren. Absolute Schonung der erkrankten Muskeln, die methodische Anwendung des galvanischen Stroms und der Massage und Heilgymnastik sind die einzigen Mittel, dem Weiterschreiten der Krankheit Einhalt zu thun. - Vgl. Friedreich, Über progressive M. (Berl. 1873).

Muskelbänder, s. Bänder (anatomisch).

Muskelblatt, s. Embryo (Bd. 6, S. 71 a).

Muskelbündel, s. Muskeln.

Muskelelektricität, die elektromotorische Wirksamkeit, die jeder Muskel während des Lebens zeigt, indem er beständig von seinem Querschnitt zur Oberfläche von einem elektrischen Strom (Muskelstrom) durchströmt wird; die M. gehört zu den wichtigsten Lebenseigenschaften des Muskels und ist nur dem lebenden Muskel eigen; sie erlischt erst allmählich mit dem Tode des Tieres, nach übermäßigen hohen oder niedrigen Temperaturen und nach der Einwirkung gewisser chem. Agentien.

Muskelfaradisation, s. Elektrotherapie (Bd. 6, S. 12 b).

Muskelfasern, Muskelfibrillen, s. Muskeln.

Muskelfibrin, s. Myosin.