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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Myrinx – Myron

Myrinx (grch.), das Trommelfell; Myringītis, Entzündung; Myringodektŏmie, Ausschneidung des Trommelfells; Myringomykōsis, Schimmelbildung am Trommelfell; Myringotŏmie, Durchschneidung des Trommelfells; Myringoplástik, künstlicher Ersatz des zerstörten Trommelfells.

Myriomorphoskōp (grch.), s. Kaleidoskop.

Myriopōden, Myriapoden, s. Tausendfüßer.

Myriorāma (arch.), s. Panorama.

Myristearīnsäure, s. Myristinsäure.

Myristĭca L., einzige Pflanzengattung aus der Familie der Myristicaceen (s. d.) mit gegen 100 Arten, lauter Bäumen, größtenteils in den Tropengegenden Asiens und Amerikas. Die wichtigste Art ist der auf den Molukken heimische Muskatnußbaum, M. moschata Thbg., (M. fragrans Houtt., s. Tafel: Polycarpen, Fig. 4), der ehedem von der Holländisch-Ostindischen Compagnie des Monopols wegen nur auf Banda und den benachbarten Inseln angebaut, an andern Orten durch kleine Expeditionen sorgfältig aufgesucht und ausgerottet wurde, später aber von den Engländern, Franzosen und Portugiesen nach Surinam, Sumatra, Reunion, Brasilien und den Antillen verpflanzt worden ist. Dieser etwa 10 m Höhe erreichende Baum hat lederartige, 16‒18 cm lange, ganzrandige Blätter, kleine, unansehnliche Blüten und fleischige, birnförmige, grüngelb gefärbte Früchte von der Größe einer Pfirsiche, welche zuletzt zweiklappig aufspringen. In der Mitte des herben, ungenießbaren Fleisches liegt ein nußartiger Same, welcher von einem eigentümlichen Samenmantel (Arillus), einer orangeroten, vielfach geschlitzten Hülle, der fälschlich so genannten Muskatblüte oder Macis (s. nebenstehende Abbildung), umgeben ist. Der eigentliche Same ist von einer dünnen, zerbrechlichen Schale eingehüllt. Der bei weitem größte Teil des Samenkerns wird von einem harten, hornigen Eiweißkörper gebildet, der im Innern braun marmoriert erscheint. In den Handel gelangen nur diese Eiweißkerne (als Muskatnüsse, Nuces moschatae) nach der Entfernung der Samenschale, und die sog. Muskatblüten. Die Nüsse werden, um sie vor Insektenfraß zu schützen, vor dem Versand einige Zeit in Kalkwasser gelegt oder mit gepulvertem Kalk eingerieben; daher der mehlige Überzug aus kohlensaurem Kalk, der sich häufig auf den Nüssen findet; doch wird dadurch das Aroma stark beeinträchtigt. Noch immer kommen die besten Muskatnüsse von den Molukken, wo sie im März, Juli und November eingeerntet werden. Der Baum erreicht seine Vollkraft (1000 Früchte jeder Baum) im 25. Jahre und kann bis zum 80., selten 100. tragbar bleiben. Am häufigsten werden die Nüsse als Gewürz gebraucht. In der Pharmacie wird der aus Muskatbutter (s. d.) bereitete Muskatbalsam (s. d.) verwendet. Haupthandelsplätze sind Amsterdam, London und Neuyork, die 1893 eine Zufuhr von 1667780 kg Nüsse und 424528 kg Macis hatten. Deutschlands Einfuhr betrug (1893) 3338 Doppelcentner im Werte von 1620000 M.

^[Abb.]

Auch von einigen andern Arten dieser Gattung werden die Samen zur Gewinnung von Fetten verwendet, so die von M. otoba H. et B. im tropischen Südamerika; sie liefern das sog. Otobafett oder die amerikanische Muskatbutter; ferner von der brasil. Art, M. officinalis Mart., von der das Bicuhybafett stammt. Von der brasilianischen M. ocuba H. et B., sowie von der westindischen M. sebifera Juss. (Virola sebifera Aubl.) werden Fette gewonnen, die zur Kerzenfabrikation dienen, von der erstern das sog. Ocubawachs, von der letztern eine talgartige Substanz, das Virolafett.

Myristicacēen (Myristacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Polycarpen (s. d.), umfaßt nur die Gattung Myristica (s. d.).

Myristicēn, Myristikōl, Myristīn, s. Muskatbutter.

Myristīnsäure, Myristicinsäure, Myristearinsäure, Sericinsäure, C₁₄H₂₈O₂, eine der Fettsäurereihe angehörige Säure, die als Glycerid in der Muskatbutter, im Dikabrot, im Kokosöl, in geringen Mengen im Walrat und in der Kuhbutter enthalten ist. Die aus Alkohol krystallisierte Säure bildet weiße, feine, seidenglänzende Krystallnadeln. Sie ist leicht in siedendem, schwer in kaltem Alkohol, nicht in Wasser löslich und schmilzt bei 53,5° C.

Myrmĕcie oder Myrmecismus (grch.), Ameisenkriechen (s. d.).

Myrmeobĭus, s. Ameisenbeutler.

Myrmecocystus, s. Honigameise.

Myrmecodĭa, s. Ameisenpflanzen.

Myrmecophăga, s. Ameisenbär.

Myrmekophīlen (grch.), s. Ameisen.

Myrmekophīle Pflanzen, s. Ameisenpflanzen.

Myrmelĕon, s. Ameisenlöwen.

Myrmex (grch.), die Ameise; sie wird in der griech. Mythologie mit der Idee des Autochthonentums in Verbindung gebracht. In Ägina sollen die ersten Menschen gleich Ameisen aus der Erde gekrochen sein, was der Mythus in der Weise ausdrückt, daß Aiakos auf der Insel vereinsamt oder durch eine Pest seines Volks beraubt zu Zeus fleht, die Scharen von Ameisen, die er unter einer heiligen Eiche wimmeln sieht, in Menschen zu verwandeln.

Myrmidōnen, ein südthessalischer Volksstamm, sollen nach Myrmidon, einem Sohn des Zeus genannt sein. Eine andere Sage, die den Namen der M. von Myrmex (s. d.) ableitet, läßt sie unter Aiakos die Insel Ägina bewohnen und unter dessen Sohne Peleus nach Thessalien kommen. Sie erscheinen als das Kriegsvolk des Achilleus vor Troja.

Myrmidŏnes, s. Gladiatoren.

Myrobalānen, die Früchte mehrerer Pflanzen, die wegen ihres Gehalts an Gerbstoffen zum Gerben und Schwarzfärben verwendet werden. Die meisten in den Handel kommenden stammen von mehrern ostind. Bäumen aus der Gattung Terminalia (s. d.). Früher wurden noch als schwarze oder graue M. die Früchte eines ebenfalls in Ostindien wachsenden Strauches, Phyllanthus emblica Willd. (s. Phyllanthus), in den Handel gebracht. Reife Früchte werden zumeist über England in großen Quantitäten in den Handel gebracht. Die größere Konsumtion findet auch in England statt, neuerdings aber auch in Deutschland. 100 kg M. kosten (1894) im Großhandel 25‒28 M.

Myron, attischer Bildhauer des 5. Jahrh. v. Chr., war in Eleutherä geboren und soll seine Ausbildung bei dem argivischen Meister Ageladas genossen haben. Nach dem Kunsturteil der Alten war sein Streben hauptsächlich auf einen harmonischen Rhythmus in der Darstellung lebhaft bewegter männlicher Gestalten gerichtet, während er in Einzelheiten, wie in der