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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nähnadel - Nahrungsmittel

halb der Stichplatte in dem Gestell der Maschine gelagert ist und meist ein kleines, massives Schwungrad zur Erhöhung der Gleichförmigkeit der Bewegung trägt. Die einzelnen N. werden durch Menschenkraft, und zwar entweder mittels Handkurbel oder mittels Trittvorrichtung betrieben. Hiernach unterscheidet man Handmaschinen und Tretmaschinen. In größeren Fabriken, die mit zahlreichen N. arbeiten, oder auch zum Betrieb einzelner N. für sehr schwere Arbeit, wird Dampf- oder Wasserkraft oder elektrischer Antrieb verwendet. Besonders sind für diesen Zweck die von A. Schmid in Zürich und von Möller & Blum in Berlin gebauten Wassersäulenmaschinen in Gebrauch gekommen, die, durch Gummischläuche mit der Wasserleitung in Verbindung gebracht, leicht in Betrieb zu setzen und auszuschalten sind. Der Betrieb mittels Dynamomaschinen hat seiner Kostspieligkeit wegen bis jetzt keine ausgedehntere Verbreitung gesunden, während die Versuche zur Anwendung von Federmotoren des beträchtlichen Kraftverbrauchs und des großen Gewichts wegen aufgegeben werden mußten.

Außer zur Herstellung von Wäsche und Kleidern bedient man sich der N. zu Schuhmacher- und Sattlerarbeiten, zur Handschuh- und Strohhutfabrikation, zur Säcke- und Teppichnäherei, zur Buchbinderei, Segelmacherei, Treibriemenfabrikation u. s. w. Im Lauf der Zeit sind die N. mit zahlreichen Hilfsapparaten, wie Säumer, Einfasser, Schnurannäher, Soutacheur, Wattierer, Kräusler, Knopfloch- und Stopfapparat, Zierfadenleger u. s. w. ausgestattet worden. Für das Aufspulen des Unterfadens sind den Zweifadennähmaschinen Spulapparate beigegeben, die nach Ablösung des Schwungrades von der Antriebwelle durch die Maschine betrieben werden, ohne daß die Nähwerkzeuge arbeiten. Der Spulapparat des Engländers Carter sowie dessen Abarten sind zur Zeit als die vollkommensten Spulapparate für Schiffchenspulen zu betrachten, weil sie die Nebeneinanderordnung der Fadenschichten mit den einfachsten Hilfsmitteln sicher und völlig selbstthätig bewirken.

Auf der Tafel: Nähmaschinen I sind einige charakteristische Konstruktionsformen in äußerer Ansicht dargestellt. - Vgl. Herzberg, Die N. (Berl. 1863); Richard, Die N. (Hannov. 1876; neue Ausg., Lpz. 1887); Lind, Die Fabrikation von N. und die Reparaturen derselben (Berl. 1891); E. Müller, Handbuch der Weberei und zugehöriger Zurichtungsarbeiten (Lpz. 1896), S. 976-1012.

Nähnadel, s. Nadeln.

Nahpunkt des Auges. s. Accommodationsvermögen.

Nahr (arab.), Fluß.

Nahr Bárada, Fluß in Syrien, s. Chrysorrhoas.

Nährböden, die Nährsubstrate für Bakterienzüchtung, s. Bakteriologie.

Nahr el-Abiad, Fluß, s. Segura.

Nahr el-‘Asi, Fluß in Syrien, s. Orontes.

Nahr el-Melik, Königskanal, s. Babylonien.

Nahr Na‘amēn, Fluß in Palästina, s. Belus.

Nährsalze, s. Nahrungsmittel.

Nährstoffe, Nahrungsstoffe, s. Ernährung und Nahrungsmittel.

Nahrung, s. Nahrungsmittel. - Über N. in der Lederfabrikation s. d. (Bd. 11, S. 13b).

Nahrungsbrei, s. Chymus.

Nahrungsdotter, s. Furchung.

Nahrungsmittel, die aus der belebten und unbelebten Natur entnommenen Substanzen, welche, in den Darmkanal eingeführt, die im Stoffwechsel (s. d.) verbrauchten Körperbestandteile wieder zu ersetzen vermögen und die Bildung neuer Körperbestandteile gestatten. Die einzelnen Bestandteile der N., insoweit sie selbständige chem. Körper darstellen und insoweit sie im stande sind, zum Aufbau und zur Erhaltung des tierischen Organismus beizutragen, pflegt man als Nährstoffe oder Nahrungsstoffe zu bezeichnen. An und für sich genügt aber kein einziger Nahrungsstoff zur völligen Ernährung unsers Körpers; diese gelingt erst durch ein Gemisch verschiedener N., das als solches die Nahrung des Menschen darstellt. (S. auch Ernährung.)

Die letzten Bestandteile der N. sind Stickstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Schwefel, Phosphor, Chlor, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Aluminium, Eisen, Silicium; doch stellen sie nicht schon in dieser ebengenannten Form N. dar, sondern werden es erst durch verschiedene Verbindungen untereinander. Hier zeigt sich nun zwischen den N. der Pflanze und des Tieres der wesentliche Unterschied, daß die Pflanze von Substanzen lebt, welche sich im höchsten Zustand der Oxydation befinden, während das Tier dagegen bloß von solchen zu leben vermag, welche auf der niedrigsten Oxydationsstufe stehen. Die N. des Tieres sind wesentlich organische Körper. Je nach ihrem Gehalt an verschiedenen Grundstoffen teilt man sie ein in stickstofflose Nährstoffe (bestehend aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff) und stickstoffhaltige (bestehend aus den genannten Elementen und Stickstoff, dazu noch Schwefel und Phosphor). Eine dritte Gruppe bilden die Mineralbestandteile (Wasser, Salze, auch als Nährsalze bezeichnet) und die vierte der Sauerstoff allein. Zu den stickstoffhaltigen Nährstoffen gehören bloß die Eiweißkörper (s. Albumin und Proteinstoffe), zu den stickstofflosen die Fette, Zucker- und Stärkearten (die sog. Kohlehydrate).

Die N. des Menschen sind nun nicht reine Nährstoffe, sondern mit seltenen Ausnahmen Gemenge verschiedener Nährstoffe mit unverdaulicher, also auch nichtnährender Substanz. Nach ihrer Herkunft unterscheidet man pflanzliche (vegetabilische) und tierische (animalische) N. Am reichsten an Eiweißkörpern und verhältnismäßig arm an stickstofflosen Stoffen sind die tierischen N. (Fleisch, Eier, Milch, Käse); an stickstofflosen Körpern enthalten sie vorzugsweise Fett, nur ausnahmsweise und in geringen Mengen daneben noch Zucker (die Milch, die Eier). Dagegen sind nur wenige pflanzliche N. reich an Eiweißsubstanz (wie die Hülsenfrüchte) und Fett, während sie meist sehr viel Stärkemehl (die Getreidearten, die Kartoffeln und andere Knollen) enthalten. Viele vegetabilische N. sind aber auch sehr arm an Nahrungsstoffen, wie die grünen Gemüse und die Salate, das Obst u. dgl. Aus dem Mineralreich entlehnen wir das Wasser und als Gewürz das Kochsalz. Nicht alle N. können indes ohne weiteres zu Körpersubstanz werden; sie bedürfen dazu einer Vorbereitung, welche im Darmkanal vor sich geht, der Verdauung (s. d.). Für die Ernährung des Körpers haben die aus den N. entnommenen Nahrungsstoffe eine verschiedene Bedeutung. Die Eiweißstoffe sind diejenigen Stoffe, aus denen sich der Leib der vielen Zellen, die den Körper aufbauen, bildet (zusammen mit gewissen Salzen). Während des Lebens fällt nun fortwährend eine gewisse Menge Zellen der Zerstörung anheim. Dafür müssen neue Zellen