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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nan-hai – Nantes

Nan-hai, das Südchinesische Meer (s. d.).

Nanibaum, s. Metrosideros.

Nänĭe (Nenia), bei den alten Römern ein Trauerlied oder ein Klagegesang (entsprechend dem griech. Threnos, s. d.). Mit der Zeit wurden diese Lieder zur sinn- und gedankenlosen Litanei, so daß man das Wort auch für ungereimte und gehaltlose Lieder und Reden überhaupt gebrauchte. Auch war N. der Name der Klagegöttin selbst, welche außerhalb der Stadt Rom vor dem Viminalischen Thore ein Heiligtum hatte. – Vgl. Wehr, De Romanorum nenia (Gött. 1868).

Nanismus, Nanosomie (grch.), Zwergbildung.

Naniwa, japan. Stadt, s. Osaka.

Nankinétt, s. Nanking (Stoff).

Nanking, ursprünglich ein nach der gleichnamigen chines. Stadt genanntes, dichtes und festes, leinwandartig gewebtes, glattes Baumwollzeug von fahler oder rötlichgelber Farbe, welche bei dem chinesischen und ostindischen N. durch die natürliche Farbe der betreffenden Baumwolle (Gossypium religiosum L.), bei dem europäischen durch Färben erzeugt ist. Die künstliche Nankingfarbe (auch Rostgelb, Eisenchamois genannt) wird erlangt, indem man die Baumwollstoffe abwechselnd durch Bäder von Eisenvitriol und Soda schickt, dann spült und der Luft aussetzt, wobei die anfangs grünliche Farbe durch Oxydation in gelbes Eisenoxydhydrat übergeht. Man hat auch geköperte, gestreifte und melierte N. Nankinett ist etwas feiner als N., aber ebenso dicht und von verschiedenen Farben.

Nan-king (d.h. südl. Residenz, im Gegensatz zu Peking, s. d.), eigentlich Kiang-ning («Stromesruhe») genannt, am Jang-tse-kiang, in der Provinz Kiang-su, bis 1405 Residenz der chines. Kaiser aus dem Hause der Ming. Innerhalb der ausgedehnten Mauern ist nur ein kleiner Teil mit Häusern besetzt; ein besonderes Viertel nimmt die Mandschustadt ein. N. ist der Sitz eines Oberstatthalters, eines Oberbefehlshabers der Mandschutruppen, mehrerer christl. Missionen, eines Telegraphenamtes, einer Marineschule, eines Arsenals und einer kaiserl. Druckerei. Das merkwürdigste, 1853 durch die Tai-ping (s. China, Geschichte) zerstörte Gebäude war der 84 m hohe, neunstöckige, achteckige, mit Porzellan überkleidete und mit zahllosen Glocken und Lampen behangene Turm. In der Umgebung wächst die Baumwolle, von welcher der Nanking (s. d.) verfertigt wird. Die Stadt, welche 1852 noch 400000 E. (worunter viele Mohammedaner) zählte, litt durch die Tai-ping (März 1853) und die Belagerung durch die kaiserl. Truppen aufs furchtbarste und zählt jetzt etwa 130000 E. >.

Nanna, eine der Asinnen (s. Asen), die Gemahlin Baldrs.

Nanokephălie (grch.), zwerghafte Kopfbildung.

Nanosŏmie (grch.), s. Nanismus.

Nansen, Fridtjof, Nordpolfahrer, geb. 10. Okt. 1861 in der Nähe von Kristiania, studierte von 1880 bis 1881, machte im Sommer 1882 mit dem Seehundsfänger Viking seine erste Reise ins Eismeer und wurde dann Konservator am Zoologischen Museum in Bergen. Nachdem er vorübergehend die Zoologische Station in Neapel besucht hatte, faßte er den Plan, Grönland auf Schneeschuhen zu durchkreuzen, und fuhr 9. Mai 1888 mit einer auf Kosten des Kaufmanns Gamel in Kopenhagen ausgerüsteten Expedition von fünf Mann von Leith ab. Nach mancherlei Irrfahrten an der durch Eis versperrten Ostküste Grönlands begann N. 15. Aug. ↔ 1888 am Gyldenlöve-Fjord mit seinen Gefährten und fünf Schlitten die Wanderung, die 16. Sept. bei Godthaab an der Westküste ihr Ende erreichte; man legte ungefähr 490 km zurück, gelangte in der Nähe der Ostküste in Höhen von 3000 m; im Frühjahr 1889 kehrte die Expedition wohlbehalten nach Europa zurück. Am 24. Juni 1893 fuhr N. in der Absicht, mit Hilfe einer an den Neusibirischen Inseln vermuteten nordwärts führenden Strömung den Nordpol zu erreichen, an der Spitze einer Expedition von zwölf Teilnehmern auf dem eigens für diesen Zweck nach N.s Vorschlägen gebauten Schiffe Fram von Kristiania aus nach der Lenamündung und den Neusibirischen Inseln und dann, der Strömung folgend, nordwestlich, bis er 14. März 1895 mit einem seiner Begleiter, Lieutenant Johansen, das Schiff verließ, um mit Hunden, Schlitten u.s.w. zu Fuß weiter nach Norden vorzudringen. In der von ihnen am 7. April 1895 erreichten nördlichsten Breite von 86°14' mußten sie vom weitern Vordringen abstehen. Sie erreichten Franz-Joseph-Land, wo sie überwinterten und 18. Juni 1896 die Jacksonsche Expedition (s. Nordpolexpeditionen) antrafen, auf deren Schiff Windward sie 13. August in Vardö anlangten. Wenige Tage später traf auch der Fram unter Kapitän Sverdrups Führung wohlbehalten in Skjärvö bei Tromsö ein. Bei seiner Ankunft in Kristiania wurde N. mit großer Begeisterung empfangen und zum Professor und Direktor des Biologischen Instituts daselbst ernannt. Außer zoolog. Abhandlungen in Fachzeitschriften veröffentlichte N.: «Auf Schneeschuhen durch Grönland» (deutsch, 2 Bde., Hamb. 1890–91), mit H. Mohn «Wissenschaftliche Ergebnisse von N.s Durchquerung von Grönland 1888» (Ergänzungsheft Nr. 105 zu «Petermanns Mitteilungen», Gotha1892). – Vgl. Brögger und Rolfsen, Fridtjof N. 1861–93 (deutsch von E. von Enzberg, 2 Bde., Berl. 1896).

Nanterre (spr. nangtähr), Stadt im Arrondissement St. Denis des franz. Depart. Seine, an der Linie Paris-St. Germain der Westbahn, hat (1891) 5056, als Gemeinde 10430 E. und chem. Fabriken. Hier soll 422 die heil. Genoveva (Schutzheilige von Paris) geboren worden sein; am Pfingstfest wird ein Mädchen zur Rosenkönigin (Rosière de N.) gekrönt.


Textfigur:

Nantes (spr. nangt). 1) Arrondissement im franz. Depart. Loire-Inférieure, zählt auf 1767,61 qkm (1891) 284608 E. in 17 Kantonen und 71 Gemeinden. –

2) Hauptstadt des franz. Depart. Loire-Inférieure in der südl. Bretagne, großenteils auf dem rechten Ufer der Loire, die sich hier in sechs Arme teilt, rechts die schiffbare Erdre mit dem Kanal N.-Brest und links die schiffbare Sèvre Nantaise aufnimmt. N. ist Station der Linien Paris-St. Nazaire-Le Croisic und N.-Châteaubriant (61 km) der Orléansbahn, N.-La Rochelle (181 km) und N.-St. Pazanne-La Roche sur Yon (111 km) der Staatsbahn, Segré-N. (83 km) der Westbahn und N.-Légé (Schmalspurbahn), ist Sitz eines Gerichtshofes erster Instanz, eines Assisenhofes, eines Handels- und Arbeiterschiedsgerichts, von sechs Friedensgerichten, einer Handels- und einer Ackerbaukammer, einer Warenbörse, Filiale der Bank von Frankreich und vieler Konsulate (darunter eines deutschen), ferner des Generalkommandos des 11. Armeekorps, der21. In-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 166.