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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nerium - Nerthus
Kaspischen finden, in einigen Formen anch in das
süße Wasser eingedrungen sind. Sie haben halb-
kugelige, ungenabelte, meist dicke Schalen mit halb-
runder Mündung und einen kalkigen Deckel. Eine
bis 12 mm lang werdende Art (Xsi-itina. twvia-
tili3 D.) findet sich in lebhaften Flüssen, steinigen
Bächen, seltener in den Seen fast ganz Europas.
Xsriuui, Pftanzengattung, s. Oleander.
Nerly, Friedr., eigentlich Nehrlich, Maler,
geb. 24. Nov. 1807 in Erfurt, verbrachte den größten
Teil seines Lebens in Venedig, wo er 21. Okt. 1878
starb. Eine Ansicht der Piazzetta, welche er für den
König von Preußen malte, mußte er siebenmal
wiederholen. Eine große Landschaft mit Staffage
aus Wielands "Oberon" erhielt Numohr, eine große
Ansicht von Venedig der Kaiser von Österreich. Nach
Rußland in den kaiserl. Besitz kam seine Heimkehr
sicil. Fischer im Golf von Palermo sowie Die einen
Marmorblock ziehenden Büffel. Zu seinen weitern
Schöpfungen gehören: San Giovanni e Paolo in
Venedig (Nationalgalerie zu Berlin), Heimkehrende
neapolit. Schnitter auf Monte-Circello, Der Tempel
der Juno Lucina in Girgenti, Die Tempel Pästums
im Mondenschein, Heinrich der Löwe auf der Rück-
kehr von den Kreuzzügen, Lord Byron bei den Ar-
meniern auf der Insel San Lazzaro, eine Reihe
venet. Ansichten bei Tag und bei Nacht.
Nero, Lucius Domitius (nach der Adoption
durch seinen Stiefvater, den Kaiser Claudius, mit
verändertem Namen Nero Claudius Cäsar Drusus
Germamcus), röm. Kaiser 54-68 n. Chr., geb. zu
Antium 15. Dez. 37 n. Chr., war der Sohn des
Gnäus Domitius Ahenobarbus und der Tochter des
Germaniens, der jüngern Agrippina, und wurde
nach deren Verheiratung mit dem Kaiser Claudius,
49 n. Chr., von diesem (25. Febr. 50 n. Chr.) adop-
tiert und mit Claudius leiblicher Tochter Octavia
(53) vermählt. Als Claudius durch Agrippinas Gift
gestorben war, führte der?rll6l6cw8 praetorio Vur-
rus N. in das Prätorianerlager und ließ ihn dort zum
Kaiser ausrufen, dann erst bestätigte ihn der Senat
(13. Okt. 54). Der milde Anfang seiner Herrschaft
erregte gute Hoffnungen. Seneca (sein Erzieher) und
Vurrus leiteten mehrere Jahre lang das Reich vor-
züglich. N. ging unterdessen seinen zahlreichen di-
lettantischen Neigungen nach und genoß das Leben.
Doch schon das I. 55 brachte einen Konflikt mit der
Mutter, die N.s Liebschaft mit einer Freigelassenen
nicht billigte; sein Stiefbruder Britanniens, mit des-
sen Erhebung Agrippina gedroht hatte, fiel als Opfer,
er wurde vergiftet. Eine andere Maitresse, Poppäa
Sabina, veranlaßte den Kaiser im März 58 zum Mut-
termord ; 62 ließ er auch seine unglückliche Gemahlin
Octavia beseitigen und erhob Poppäa zur Kaiserin.
Burrus starb 62, wahrscheinlich ebenfalls ermordet.
Seitdem herrschte N. in Rom mit unumschränkter
Willkür. Sein Helfershelfer war der eine seiner
I>ra6k6cti pi'kktorio, Tigellinus. Den Brand Roms
im Juli 64, dessen Veranstaltung man ihm häufig
zuschreibt, hat er kaum unmittelbar veranlaßt, aber
wahrscheinlich genährt, um Raum für seine großen
Baupläne zu gewinnen. N. lenkte die Schuld auf
die in Rom unbeliebten Christen ab und ließ zahl-
reiche Hinrichtungen in verschiedenster Form vor-
nehmen, aber eben nur um der Brandstiftung, nicht
um des Glaubens willen; man darf deshalb nicht
eigentlich von einer Neronischen Christenverfolgung
reden. An Stelle des abgebrannten Teils der
Hauptstadt begann N. prächtige Neubauten, nament-
lich einen neuen Palast mit weiten Anlagen am
Esquilin, die sog. ^uiea äomus ("Das goldene
Haus"); dafür wurden freilich Italien und besonders
die Provinzen schonungslos geplündert, während
man den röm. Pöbel durch Kornspenden und Spiele
befriedigte. Die bessern Elemente in Rom thaten
sich 65 zu einer Verschwörung zusammen, doch diese
wurde entdeckt und ihre Führer C. Calpurnius Piso,
Seneca, Lucanus u. a. mußten mit dem Leben büßen.
Eitelkeit und Neigung hatten N. schon 64 veranlaßt,
in Neapel öffentlich als Sänger, Schauspieler und
Wagenlenker aufzutreten. 66 und 67 machte er eine
Kunstreise durch Griechenland, von der er mit Prei-
sen reich geschmückt nach Rom zurückkehrte. Als 68
erst Gallien unter Julius Vindex sich gegen N. er-
hoben, dann die Truppen in Spanien, hierauf auch
die Prätorianer sich für Galba erklärt hatten, ent-
floh er von Rom; der Senat ächtete ihn. N. wurde
verfolgt und ließ sich schließlich auf einem Land-
gute vor Rom durch einen seiner Getreuen töten
(9. Juni 68). Mit ihm erlosch das julisch-claudische
Kaiserhaus auch in den adoptierten Zweigen. In
Britannien hatte während seiner Regierung Sue-
tonius Paulinus den Aufstand der Königin Vou-
dicca unterdrückt, im Orient schützte Domitius Cor-
bulo Armenien und Syrien gegen die Parther,
Vespasian bekämpfte den Aufstand der Juden. -
Vgl. H. Schiller, Geschichte des röm. Kaiserreichs
unter der Regierung des N. (Berl. 1872); C. Franklin
Arnold, Die Neronische Christenverfolgung (Lpz.
1888). Dramatisch behandelt wurde N. von Gutzkow,
Pietro Cossa, Wilbrandt u. a., ferner auch in den
Opern von Monteverdi ("1/ incoronk^iono äi ^op-
p6a",1642), Pallavicino (1679), Händel (1705),
A. Rubinstein (1879), Ed. Lalo (Pantomime,
1891), Arrigo^ Boito u. a. "es Marmors.
Xsro antioo (ital.), eine schwarze Varietät
Nerobergbahn, Drahtseilbahn auf den Nero-
berg bei Wiesbaden, 0,431cm lang, Eigentum der
Darmstädter Bank und H. Bachsteins in Berlin.
Nerolin, Handelsbezeichnung für den Methyl-
äther des ß-Naphthols. N. ist ein Weiher, krystalli-
nischer alkohol- und öllöslicher Körper von inten-
sivem, an Neroliöl erinnerndem Geruch; man benutzt
N. als Ersatz des Neroliöls zu billigen Parfümen,
in der Seifenfabrikation u. s. w.
Neroliöl, s. Orangenblütenöl.
Neronias, anderer Name für Cäsarea Philippi
(s. d.) in Palästina.
ICsropIiis opkiüion ^., Fisch, s. Seenadeln.
Nerthus, der von Tacitus ("66linaniH", Kap.
40) überlieferte Name einer german. Göttin des
Wachstums und der Fruchtbarkeit, welche von den in
Schleswig-Holstein, Iütland und Fünen ansässigen
german. Stämmen, den nachmaligen Angelsachsen,
auf einer Insel im heiligen Haine verehrt wurde.
Jährlich führte ein Priester, während allgenvemn
Friede herrschte, ihr Bild auf einem von Kühen ge-
zogenen Wagen durch das Land. Die Sklaven,
welche Bild und Wagen nach dem Umzug in alt-
üblichem Bade reinigen muhten, wurden ertränkt.
Jene Insel ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen.
Wahrscheinlich ist jedoch eine Insel an der schlesw.-
holstein. Westküste gemeint. Keinesfalls darf an Rü-
gen gedacht werden, wo die Notiz des Tacitus Ende
des vorigen Jahrhunderts durch Gelehrte lokalisiert
worden ist, noch dazu mit der ganz falschen Namens-
sorm Hertha, die aus dem erst von Beatus Rhe-
nanus 1533 in seiner Ausgabe der "AermÄnilr" ge-.