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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nett; Nette; Nettelbeck; Nettesheim; Netto; Netto Cassa; Nettoprämie; Nettuno; Netz

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Nett – Netz

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Netscher'

der höhern Stände am nächsten steht. Neben der anmutigen Erfindung ist namentlich seine Darstellung der Gewandstoffe und sein warmer Farbenton berühmt. Bilder von ihm sind in fast allen Galerien vorhanden; so besitzt die Dresdener Galerie: Singende Dame und Lautenspieler (1665), Dame am Klavier (1666); die Münchener Pinakothek: Dame mit Papagei (1666), Schäfer und Schäferin (1681). – Zwei seiner Söhne, Theodor N., geb. 1661, gest. 1732, und Konstantin N., geb. 1668, gest. 1722, waren ebenfalls tüchtige Maler.

Nett, soviel wie Bobbinnet (s. d.).

Nette, linker Nebenfluß des Rheins im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, entspringt in der Eifel, im ONO. von Adenau, und mündet nach einem Lauf von 45 km Neuwied gegenüber.

Nettelbeck, Joachim, preuß. Patriot, geb. 20. Sept. 1738 zu Kolberg, wo sein Vater Brauer war, unternahm von 1753 an als Seemann weite Reisen und ließ sich 1782 als Branntweinbrenner und Brauer in Kolberg nieder, um das er sich bereits bei der Belagerung im Siebenjährigen Kriege verdient gemacht hatte. N. wurde Mitglied der Stadtvertretung. Rühmlichst bekannt machte er sich 1807 während der Belagerung durch die Franzosen. Zusammen mit Schill drängte er den schwachen Kommandanten, Obersten von Loucadou, zur Verteidigung der Festung. Seinem Antrage beim König verdankte die Stadt die Sendung eines neuen Befehlshabers, des Obersten Gneisenau, dem N. sofort als Bürgeradjutant zur Seite trat. In dieser Stellung entfaltete er eine erfolgreiche Thätigkeit, besonders für die Errichtung des Lotsen- und des Feuerlöschwesens sowie für die Überschwemmungen, die den Feind von den Festungswerken fern halten sollten. Seinem Einfluß gelang es, jede Mißhelligkeit zwischen Bürgerschaft und Besatzung sofort zu unterdrücken. Der König verlieh ihm eine goldene Denkmünze, erteilte ihm die Erlaubnis, die preuß. Admiralitätsuniform zu tragen und bewilligte ihm 1817 eine lebenslängliche Pension von 200 Thlrn. N. starb 29. Jan. 1824 zu Kolberg. – Vgl. seine von Haken herausgegebene Lebensbeschreibung, von ihm selbst aufgezeichnet (3 Bde., Lpz. 1821–23; 4. Aufl., 2 Tle., 1878).

Nettesheim, Agrippa von, Schriftsteller, s. Agrippa, Cornelius.

Netto (ital., d. i. rein) heißt zunächst das Gewicht (Nettogewicht), welches eine Ware nach Abzug des Gewichts der äußern Umhüllung (Tara, s. d.) hat, im Gegensatz zu Brutto (s. d.). In der Regel hat der Käufer nur das Nettogewicht der Ware zu bezahlen und gegebenen Falls zu verzollen. Nettobudget nennt man ein Budget (s. d.), welches die Einnahmen unter Kürzung der Ausgaben, also nur die Überschüsse, die Ausgaben unter Kürzung der Einnahmen, also nur die Zuschüsse nachweist, im Gegensatz zu Bruttobudget, welches auch die Roheinnahmen und die Rohausgaben mit zur Erscheinung bringt. Nettoraumgehalt (franz. tonnage net; engl. register tonnage) ist der Bruttoraumgehalt eines Schiffs abzüglich der Logisräume der Schiffsmannschaft sowie auch der etwa vorhandenen Maschinen-, Dampfkessel- und Kohlenräume. (S. Schiffsvermessung.) Nettoprodukt, Nettoertrag (frz. produit net; engl. net proceeds), soviel wie Reinertrag (s. Ertrag), insbesondere auch der sich bei einer Verkaufsrechnung (Ware oder Wechsel) nach Abzug aller Unkosten ergebende Ertrag. ↔

Netto Cassa, s. Cassa.

Nettoprämie, s. Lebensversicherung.

Nettuno, Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Rom, auf einer Anhöhe am Meere, 3 km östlich von Anzio (s. d.) und der Linie Rom-Cecchina-N. (61 km) gelegen, ist durch die malerische Tracht seiner Frauen berühmt und hat (1881) 2764 E.

Netz, ein aus gezwirnten Fäden bestehendes weitmaschiges Geknüpf, meist um Fische (s. Netzfischerei) und Wild zu fangen, oder auch um Vögel oder Insekten abzuhalten; seine Herstellung erfolgt entweder durch Handarbeit (s. Filet) oder mittels Maschinen. Schon 1867 stellte Jouannin in Paris eine derartige Maschine aus. Die neuesten im Deutschen Reich patentierten Maschinen von Chaunier in Paris und von Galland+Chaunier liefern bei 500 Maschen Netzbreite in 10 Stunden 2–2,4 Mill. Maschen, was einer Tagesarbeit von 300 Netzstrickern entspricht. Erwähnung verdienen auch die teils aus rohem, teils aus verzinktem Eisendraht geflochtenen N., die zur Herstellung von Zäunen, Vogelkäfigen u. dgl. vielfach Verwendung finden. Außer durch Handflechterei werden dieselben seit etwa 1875 in größern Betrieben auch mittels sinnreich konstruierter Maschinen fabrikmäßig hergestellt. – Über das N. eines Luftballons s. d.

In der Anatomie heißen N. (Omentum, Epiploon) die eigentümlichen Verlängerungen des die Unterleibseingeweide überziehenden Bauchfells (s. d.). Das große N., eine Fortsetzung des Überzugs des Magens, der Milz und des Grimmdarms, besteht aus zwei Platten des Bauchfells, welche dicht aneinander gelegt und von Gefäßen und Fett netzförmig durchzogen sind, und hängt vom großen Bogen des Magens wie eine Schürze zwischen den Bauchwänden und den dünnen Gedärmen bis zum Becken herab. Das kleine N., eine Verlängerung des äußern Überzugs des Magens und der Leber, schlägt sich vom kleinen Bogen des Magens nach hinten und oben, so daß es den Magen mit der untern Fläche der Leber verbindet. Die Höhlung des kleinen N. (Netzsack) steht durch eine enge Öffnung, das sog. Winslowsche Loch, mit der Bauchhöhle in Verbindung. Die Glätte und der Fettreichtum des N. bewirken, daß sich die Gedärme an ihm mit sehr geringer Reibung bewegen; seine Lage schützt das Bauchfell vor Berührung mit dem übrigen Inhalt des Bauchs. Netzbrüche (Herniae omentales) sind Eingeweidebrüche (Hernien), deren Inhalt aus N. besteht. (S. Bruch.)

In der Zeichen- und Vermessungskunst nennt man N. ein zu verschiedenen Zwecken und unter verschiedenen Gesichtspunkten angeordnetes System von sich schneidenden Linien. Das Quadratnetz (quadriertes Papier) wird vielfach benutzt zum Abzeichnen von Karten und Plänen in gleichem oder verändertem Maßstab, zur Konstruktion von Kurven u. a., sowie zur Erleichterung des Lesens von topogr. Karten in Bezug auf die aus solchen zu entnehmenden Entfernungen. – Unter Gradnetz versteht man die auf der Erdoberfläche angenommene, durch die Längen- und Breitengrade dargestellte Gradeinteilung. Über die Konstruktion des Gradnetzes s. Kartenprojektion. – Trigonometrisches N. ist die Gesamtheit der durch die Triangulation eines Teiles der Erdoberfläche nach geogr. Länge und Breite bestimmten Punkte, sowie insbesondere deren auf dem Zeichenpapier des Meßtisches nebst den zugehörigen Grad-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 256.