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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Niederösterreich
und Kroaten. Nach dcr Umgangssprache waren
2364360 Deutsche, 93481 Czechen, 2208 Polen,
333Ruthenen, 742 Slowenen, 307 Kroaten und
1084 Italiener. 1890 gab es 4085 Ortschaften mit
210427 Häusern und 566987 Wohnparteien. Die
Zahl der Geborenen betrug (1893) 90092, davon
23361 Uneheliche, der Eheschließungen 21984, der
Sterbefälle 69066.
Landwirtschaft. Von der Gesamtfläche entfallen
860514 1iH auf Äcker, 229886 da. auf Wiesen,
30747 Im auf Gärten, 39713 Iia auf Weingärten,
63 307 K". auf Hutweiden, 8242 u". auf Alpen,
678779 Ka. auf Waldungen, 1964 Ii". auf Teiche,
Seen und Sümpfe. Die Ernte betrug (1894)
1765320 kl Weizen, 3841770 Roggen, 1291090
Gerste, 4851350 Hafer, 186 680 Mais, 73900
Hülsenfrüchte, 31600 Kl Buchweizen, 1236080 t
Stroh, 364170 Kartoffeln, 106 075 Zuckerrüben,
462 259 Runkelrüben, 59 667 Kraut, 346 Raps,
108 Mohn, 1598 Flachssamen, 677 Flachsbast,
2117 Cichorie, 829500 Heu, 15 620 t Obst und
868020 Kl Wein. Mais wird vorzugsweise auf dem
Stemfelde,NübenanderMarch,Kartoffelnbesonders
in dem srühern Kreise Ober-Manhartsberg gebaut;
hier wird auch der meiste Flachs gewonnen. In der
Umgebung Wiens und im Marchfelde werden Ge-
müse, bei Krems Senf gebaut; der Obstbau ist bedeu-
tend. Der Weinbau bringt jährlich durchschnittlich
70-90 Mill. I. Am geschätztesten sind die Weine von
Gumpoldskirchen, Vöslau, Mailberg, Netz, Kloster-
ueuburg, Visamberg, Weidling und Nußdorf. 1890
wurden gezählt 120755 Pferde, 262 Esel, 554153
Rinder, 81772 Ziegen, 115052 Schafe, 412703
Schweine und 49818 Bienenstöcke. Die Jagd ist
sehr ansehnlich, namentlich auf Hochwild und Rehe,
Hasen und wildes Geflügel. Die Fischerei erstreckt
sich auf Karpfen, Hechte u. s. w. in der Donau und auf
Forellen in den Gebirgswässern. Von der gesamten
Waldfläche waren 109367 Ka Laub-, 503721 kk
Nadel- und 68407 Ka Mittel- und Niederwald, mit
einem Holzzuwachs von (1890) 2269290 Festmeter.
Trotz der großen Waldfläche wird der Bedarf des
Landes an Brenn-, Bau- und Werkholz, wegen des
großen Verbrauchs der Stadt Wien, nicht gedeckt.
Bergban. DerBergbau lieferte (1894) 10tKupfer,
7384 t Eisenerze, 1487 t Graphit, 1873 t Braun-
und 52536 t Steinkohlen im Werte von 389106 Fl.;
der Hüttenbetrieb 25781 t Frisch- und 6287 t Guß-
roheisen im Werte von 1160152 Fl.
Industrie. In Bezug auf Gewerbe und Industrie
steht N. mit Böhmen an erster Stelle in der Mon-
archie. Wien und seine Umgebung sowie das Viertel
unter dem Wiener Wald sind der Sitz der meisten Fa-
briken, während in den andern Teilen des Landes
(insbesondere nördlich der Donau) noch die Haus-
industrievorherrscht. Die wichtigern Industriezweige
sind die Erzeugung von Tiegelgußstahl (1890:
3 Werke) und Guhwaren (18), ferner bestanden
13 Eisen- und Stahlraffinierwerke, 18 Draht- und
Nägel-, 10 Werkzeugfabriken, 4 Waffen-, 11 Sensen-
und Sichel-, 8 Messer-, 10 Kassen-, 28 Gold- und
Silberwaren-, 62 Messing- und Vronzewaren-, 16
Lampen-, 94 Maschinen-, 15 Waggon- und Wagen-
fabriken, 23 Baumwollspinnereien, 7 Baumwoll-
webereien, 2 Iutefabriken, 10 Baumwolldruckereien
und 24 Färbereien, 12 Appreturaustalten und 14
Bandfabriken. Hervorragend ist die Erzeugung von
Physik., optischen und chirurg. Instrumenten (36 Fa-
briken), von Klavieren (12), von Wasserleitungs- und
Beleuchtungsgegenständen (19). die Thonwaren-
industrie und Ziegeleien (45, besonders bei Inzers-
dorf am Wiener Berg), Möbeltischlerei (26), Drechs-
lerei (26), Erzeugung von Kautschuk- und Gutta-
perchawaren, Gerberei (29), Erzeugung von Leder-
waren (10), Seidenweberei (16), Kammgarnspinnerei
(14), Erzeugung von Teppichen, Decken und Kotzen-
ferner die Fabrikation von Posamentierwaren (43),
Wäsche und Kleidern, von Handschuhen, Schuhen
und Hüten, von künstlichen Blumen, Papier (36 Fa-
briken), Tapeten (13), Vuchbinderwaren (43), die
chem. Industrie, die Fabrikation von Farben (7),
Firnissen und Lacken (6), Seifen, Kerzen und Par-
fümerien (11), die Petroleumrafsincrie (3), die Bucb-
und Steindruckerei, Photographie, das Kunst- und
das Baugewerbe. N. hat 9 Dampfmühlen, 3 Zucker-
fabriken (Produktion 1893: 12 518 5 IM^ 5M-.
107438 t Rüben mit 1143 Arbeitern), 8 Schokoladc-
fabriken, 72 Brauereien (3324209 Kl Bier), darunter
die größte des Kontinents von Dreher in Schwechat
bei Wien, 2243 Brennereien (11725846 Hektoliter-
grade Alkohol), 4 (staatliche) Tabakfabriken. Letztere
stellten 4390 t Tabakfabrikate, 88,6 Mill. Cigarren
uud 172,8 Mill. Cigaretten her (Erlös 22.^ MM.U.j.
Handel und Verkehr. Der Handel, Geld- und
Kreditverkehr hat in Wien seinen Mittelpunkt. Der-
selbe wächst in bedeutendem Maße zugleich mit der
Bevölkerung; so wurden in N. 1862: 29048, 1890
bereits 46839 Handelsgewerbe gezählt. Ende 1893
gab es 11736 km Straßen (davon gehörten 681 kin
dem Staate, 543 dem Lande N., der Nest den Be-
zirken und Gemeinden), 322 kni schiffbare Wasser-
straßen, 1674 Km Eisenbahnen, 2916 kni Tele-
graphenlinien, 697 Post- und 375 Telegraphen-
ämter; ferner 18 Bankanstalten (davon 17 in Wien)
mit 269,74 Mill. Fl. Aktienkapital und 341,0 Mill.
Pfandbriefumlauf, 73 Sparkassen mit 371 Mill.Fl.
Einlagen, 137 Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen-
schaften mit 24296 Mitgliedern und 16,24Mill.Fl.
gewährten Krediten.
Ullterrichtswesen. Für die geistige Bildung sor-
gen die Universität, die Techmsche Hochschule und
die Hochschule für Bodenkultur, die Akademie für
bildende Künste und die Handelsakademie in Wien,
ferner (1894) 19 Gymnasien, 7 Realgymnasien,
16 Realschulen, 4 Lehrer- und 6 Lehrerinnen-
bildungsanstalten, 2 landwirtschaftliche Mittel-,
9 andere land- und forstwirtschaftliche Schulen,
4 Staatsgewerbeschulen, 11 gewerbliche Fach- und
155 gewerbliche Fortbildungsschulen, 115 Gesang-
und Musikschulen, 13 Handelsschulen, 2 Tier-
arznei-, 1 Hebammen-, 233 Arbeitsschulen für
Mädchen und (1892) 1680 Volks- und Bürger-
schulen (1591 öffentliche und 89 private). An tetz-
tern wirkten 9473 Lehrkräfte (darunter 3009 Leh-
rerinnen) mit 363711 Schülern und Schülerinnen.
1871 besuchten in N. 76 Proz., 1880: 96 Proz.
und 1890 bereits 99,5 Proz. der schulpflichtigen
Kinder die Volksschule.
Verfassung und Verwaltung. Die Landesver-
fassung ist auf die Landesordnung vom 26. Febr.
1861 gegründet. Derniederösterr.Landtag besteht aus
dem Fürsterzbischof von Wien, dem Bischof von St.
Polten, dem Rektor der Wiener Universität, dann aus
69 auf 6 Jahre gewählten Abgeordneten, und zwar
aus 15 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, aus
30 Abgeordneten der Städte und Märkte, aus 4 Ab-
geordneten der Handels- und Gewerbekammer und
aus 20 Abgeordneten der Landgemeinden. Der Vor-