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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nisam (türkische Armee) - Nisch
und ein Schutzbündnis abgeschlossen, aber erst 1788,
nach Zahlung der dem N. zukommenden Abfindungs-
summe, kamen die Engländer in den endgültigen
Besitz der "Nördlichen Sarkars". Im Kriege gegen
Tipu Sahib (s. d.) unterstützte der N. die Engländer
und erhielt durch den Frieden von 1792 einen großen
Teil des von Tipu abgetretenen Gebietes, das er je-
doch 1800 wieder an die Engländer überlassen muhte
(tlie ceäeä äisti-icts). Weitere Gebiete überwies er
ihnen 1853 zur Verwaltung (tlie a88ig'neä äistricts).
Bei dem Aufstande 1857 blieben der N. und seine
Truppen den Engländern treu; ein Sturm der Auf-
rührer gegen Haidarabad wurde zurückgeschlagen.
Der letzte Vertrag der Engländer mit dem N. datiert
von 1860. Danach wurde das Gebiet des N. durch
die Einverleibung des ehemaligen Vasallenstaates
Scholapur und die Zurückgabe des Distrikts Dha-
raßeo und des Raitschur-Doabs zu seinem jetzigen
Umfange vergrößert, wogegen er einige Bezirke am
linken Ufer der Godawari an die Engländer ab-
trat. Der jetzige N., Mir Mahbub Ali, ist 1866 ge-
boren; 1884 übernahm er selbständig die Regierung.
- Vgl. Elphinstone, lliswi^ of Inäia (5. Aufl.,
hg. von Cowell, Lond. 1866); Sir H. Elliot, Hi3toi^
ok Inäia., as toiä I))' it3 mvn 1ii8t0rian8 (hg. von
Dowson, 8 Bde., ebd. 1867-77).
Nifam, die türk. reguläre Armee, s. Nuam.
Nisänn (Nizämi), Abu MohammedIljäs ibn
Iussuf Scheich Nifam ed-din, einer von den sieben
größten Dichtern Persiens, der Begründer des
romantischen Epos, geb. 1141 zu Tafrisch bei Kum,
lebte in Gendsche (Ielisawetpol) und erfreute sich der
besondern Gunst der scldschukischen Herrscher Per-
siens. Er starb 1202. Außer einem "Diwan" oder
einer Sammlung lyrischer Gedichte verfaßte N. fünf
größere Dichtungen, die in Persien noch bis jetzt
als unerreichte Meisterwerke der Poesie gelten. Es
sind dies: 1) "Nackten el-e^^r", d.i. Magazin der
Geheimnisse, ein didaktisches Gedicht, in welchem
theoretische Lehren über moralische Gegenstände mit
erläuternden Geschichten, Anekdoten und Fabeln
wechseln (persisch hg. von Bland, Lond. 1844).
2) "^nu8ru u 8cdii'in", ein romantisches Epos, das
die Liebe des pers. Königs Chußru II. zur Schirm
zum Gegenstande hat (in deutscher Nachbildung von
Dammer, 2 Bde., Lpz. 1809). 3) "Neä8clinun u
I^ila", behandelt die Liebe des Medschnun, eines
Sohnes der arab. Wüste, zur schönen Leila (englisch
von Atkinson, Lond. 1836). 4) "llelt p^iver", die
sieben Bilder, eine Sammlung von sieben Novellen
in Poet. Form, eine Art von Heptameron. Die be-
rühmteste dieser Erzählungen ist die vierte von der
Turandocht, die unter mannigfachen Abänderungen
den Stoff zu Gozzis und Schillers bekannten Dra-
men lieferte (persisch und deutsch von Erdmann,
Kasan 1844). 5) "I^enäer-n^me", eine sagenhaft
ausgeschmückte Geschichte Alexanders d. Gr., nach
der im Orient weit verbreiteten spätern griech. Be-
arbeitung des Lebens Alexanders d.Gr. vomPseudo-
Kallisthenes gedichtet. Letzteres Gedicht zerfällt in
zwei Teile, von denen der erste mehr epischer Natur
(persisch, Kalkutta 1812; Lakhnau1843; Bombay
1860; größere Fragmente deutsch von F. Nückert,
1828), der zweite didaktischen Inhalts ist (persisch
hg. von Sprenger, Kalkutta 1852 u. 1869). - Vgl.
Bacher, Nizämis Leben und Werke und der 2. Teil
des Nizämischen Alexanderbuchs (Lpz. 1872).
Nifan, bei den Juden der siebente Monat im
bürgerlichen, der erste im Festjahre, hat 30 Tage,
fällt in den März und April; am 14. Tage des N.
wurde das Passahopfer gebracht, die Tage des 15.
bis 22. werden noch jetzt als Fest der ungesäuerten
Brote (2 Mos. 23,15) begangen. (S. Passah.)
Nifani, ein Gau der Mark Meißen (s. d.).
Nisard (spr. -sahr), De'sire', franz. Litterarhisto-
riker, geb. 20. März 1806 zu Chätillon-sur-Seine
(Cöte-d'Or), wurde 1836 Vorsteher des Sekretariats
im Ministerium des öffentlichen Unterrichts, 1837
Chef der dazugehörigen Abteilung der schönen
Wissenschaften, 1843 Professor der franz. Bered-
samkeit am (^oiieZe äe Trance, 1845 Direktor der
Normalschule, 1850 Mitglied der Französischen
Akademie, zuletzt Generalinspektor des höhern Unter-
richts, welchen Posten er bis 1876 behielt. Er starb
15. März 1888 zu San Remo. Hohes Ansehen er-
langte sein Hauptwerk "Hi^toii-e äe 1a littei-ature
krai^ai36" (4 Bde., Par. 1844-61 u.". Von N.s
übrigen Schriften sind zu nennen: "I^wäe8 ä'liiä-
toire 6t äe litteiature" (1859), "^0uve1i68 etuäe3
ä'di8toire et äe litterature " (1864), "Ne1anF63
ä'Iii3toii'6 et äe litterature " (1868), "1^68 hu^tre
ZrHnä8 1ii8toi'ieii8 1atin8" (1874), "?ortrait3 et
6wäe3 ä'1ii8wire littei-aire" (1874), "Kenai^auce
et relorme" (1855; 3. Aufl. 1877), "^onMeratioi^
8ui' 1^ Revolution tian^ai86 et 8ui' ^azioleoii I"'"
(1887). Nach seinem Tode erschienen seine "8ou-
venii3 et note3 Iiio^i'HpIii(iu68)) (2 Bde., Par.
1888). - Vgl. Des Essarts, 1)e8ii'e X. (in der
"Xouveiie Revne", 15. April 1888).
Nisare, eine der Sporaden, s. Nisyros.
Niöäva (spr. nisch-), rechter Nebenfluß der südl.
! Morava^, an welchem Pirot und Nisch liegen,
j Nifcemi (spr. uisch-), Stadt im SO. der ital.
^ Provinz Caltanissetta, auf Sicilien, Kreis Terranova
! di Sicilia, zählt (1881) 12149 E.
Nisch, serb. Nis, auch Nissa, zweitgrößte Stadt
des Königreichs Serbien, Hauptstadt des Kreisen
N., war ^bis 1878 türkisch, liegt am Rande der
fruchtbaren Thalebene der Morava, 207 in ü. d. M.,
links am Flusse Nizava, der 15 1cm abwärts der
bulgar. Morava zugeht, und an den Linien Bel-
grad-Sofia und N.-Üsküp-Saloniki, zerfällt in
die Türkenstadt mit zahlreichen Moscheen und die
lebhafte Serbenstadt mit dem reichen Vazar, be-
sitzt einen Dom und eine fünfthorige Festung,
welche am rechten Ufer des Flusses gelegen ist. N.
zählt (1896) 18593 E., darunter etwa 2000 Moham-
medaner, zahlreiche Juden und Zigeuner. Die Stadt
ist Sitz eines Bischofs, eines deutschen und österr.-
ungar. Konsulats, hat ein Gymnasium und Lehrer-
bildungsanstalt und war von alters her als Knoten-
! Punkt der Straften von Belgrad nach Bulgarien
! und Numelien und nach Macedonien von hoher stra-
^ tegischer und kommerzieller Bedeutung.
! Im Altertum war Narssus eine blühende Stadt
! Obermösiens (später der Provinz vacia ineäiterra-
z nea), die besonders von Konstantin d. Gr., der da-
^ selbst geboren war, sehr verschönert wurde. Von
z Attila zerstört, wurde sie von Iustinian wiederher-
gestellt. Vom Ende des 12. Jahrh, blieb N. in den
z Händen der Serben bis 1386, wo es die Türken ein-
! nahmen. Von der Stadt 1,81cm nordöstlich entfernt
^ liegt der 60 in hohe Winik, auf welchem 23. Sept.
i 1689 Markgraf Ludwig von Baden mit 17 000
! Mann ein türk. Heer von 40 000 Mann vernichtete.
^ Etwa 5 km von N., auf der Anhöhe Tscheger, be-
l zeichnet ein von Milan I. errichtetes Monument
! die Stelle, wo die Serben 1809 gegen N. Echan-