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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nordamerikanische Musik

licht. Von archäolog. Forschern sind hervorzuheben: Schoolcraft, Bradford, Squier, J. W.^[John Wells] Foster, H. H. Bancroft, Baldwin, Bandelier u. s. w.; von Ethnologen Morton, Nott, Gliddon, Agassiz, John Bachman, Bartlett und G. Brühl. - Vgl. Dunlap, American theatre (1832); Nic. Trübner, Bibliographical guide to American literature (Lond. 1859); Hutton, American actor series (1881 fg.); Nichol, The American literature (Edinb. 1882); Karl Knortz, Geschichte der N. L. (2 Bde., Berl. 1891); eine Chrestomathie mit sorgfältiger Biographie ist die Library of American literature von E. C. Stedman und E. M. Hutchinson (11 Bde., 1888-90); J. B.^[James Brander] Mathews^[korrekt: Matthews], An introduction to the study of American literature (Neuyork 1896).

Die deutsch-amerikanische Litteratur ist verhältnismäßig gering. Die ersten Spuren litterar. Thätigkeit sind fast ohne Ausnahme Belege für die Ursachen, welche in erster Reihe den Anstoß zur Auswanderung gaben, sie sind also religiösen und polit. Charakters. Franz Daniel Pastorius schrieb vier lat. Traktate, Kelpius Briefe und Gedichte in weitschweifendem Stil und Konrad Beißel "Göttliche Liebes- und Lobesgethöne" (1730) u. s. w. 1743 erschien eine deutsche Bibel, die erste auf dem westl. Kontinent in einer europ. Sprache gedruckte. Außerdem druckte B. Franklin unter anderm deutsche Andachts- und Erziehungsbücher. Am 20. Aug. 1739 erschien die erste deutsch-amerik. Zeitung, der "Hochdeutsche Pennsylv. Geschichtschreiber", um bald als "Der Berichter" und seit 1745 wöchentlich als "Germantowner Zeitung" veröffentlicht zu werden. Crellius gab seit 1743 ein wöchentliches Blatt "Deutsche Leitung" und G. Armbrüster eine halbwöchentliche heraus; wichtiger ist der von H. Miller in Philadelphia herausgegebene "Pennsylv. Staatsbote" (1762-79). Die "Philadelphia-Korrespondenz" erschien von 1775 bis 1788 und der "Reading-Adler", die älteste noch jetzt bestehende deutsche Zeitung des Landes, von 1789 an. In dem ersten halben Jahrhundert der Republik gab es nur deutsche Zeitungen, keine Bücher. Von diesen war "Der amerik. Korrespondent" in Philadelphia (1825-32) die beste.

Zu den Größen der deutsch-amerik. Litteratur zählt besonders Therese A. L. Robinson, geborene von Jacob, die unter dem Pseudonym Talvj außer zahlreichen Schriften in engl. Sprache "Die Unechtheit der Lieder Ossians" (Lpz. 1840), "Geschichte der Kolonisation von Neuengland" (ebd. 1847) verfaßte und Pickerings "Über die indian. Sprachen Amerikas" (ebd. 1834) übersetzte. Auf dem Gebiete der deutsch-amerik. Reisebeschreibung und der Geschichtschreibung ist Erhebliches geleistet worden. Braun, H. von Martels, F. von Raumer, Franz von Löher, E. Klauprecht, H. Kriege, G. Körner und F. Kapp sind die bedeutendsten. In der Neuzeit haben Oswald Seidenstücker, G. Körner, Anton Eickhoff und H. A. Rattermann histor. und biogr. Werke in deutscher Sprache veröffentlicht. Am zahlreichsten sind die Erzeugnisse der schönen Litteratur, vornehmlich der Lyrik. Erwähnenswert sind: G. Asmus ("Am Skizzenbüchele"), G. Brühl ("Poesien des Urwalds", "Die Heldin des Amazon", "Charlotte"), Julius Bruck ("Bunte Blüten"), Kaspar Butz ("Gedichte eines Deutsch-Amerikaners"), F. K. Castelhun ("Gedichte"), E. Dorsch ("Aus der Alten und Neuen Welt"), Konrad Krez ("Aus Wisconsin"), Th. Kirchhoff ("Adelpha", "Balladen und neue Gedichte"), F. Moras ("Gedichte und Randzeichnungen"), Fr. Lexow ("Gedichte"), K. Heinzen ("Gedichte"), F. A. Schmitt ("Atlantis"), E. A. Zündt ("Lyrische und dramat. Dichtungen") und Minna Kleeberg, Mathilde F. Anneke, H. Eyser, C. Märklin, John Straubenmüller, K. H. Schnaufer u. a. Spärlicher ist das Drama vertreten. Butz, Zündt, Schnake, V. Precht, K. Heinzen, Karl Dilthey, Wm. Müller, Dr. Knotser, G. Wörner u. a. haben Schauspiele, Lustspiele u. s. w. geschrieben, welche jedoch nur eine lokale Bedeutung erlangt haben. Mit Geschick beteiligten sich in der Novellistik: E. Klauprecht, I.^[wahrscheinlich korrekt: F. - Friedrich] Hassaurek, Douai, R. Solger, R. Dilthey, F. Lexow, R. Lexow, O. Ruppius, B. Möllhausen, L. R. Wollenweber, Kathinka Sutro-Schücking, O. Dresel, A. Siemering, F. Münch u. a. Als belletristische Zeitschrift ist das "Philadelphische Magazin oder Unterhaltender Gesellschafter für die Deutschen in Amerika" (1798) zu erwähnen; 1835 trat "Frank Leslies Illustrierte Zeitung" an die Öffentlichkeit. Am erfolgreichsten ist das "Neuyorker belletristische Journal", das 1852 von R. Lexow gegründet wurde und später unter Leitung von Udo Brachvogel und Julius Göbel stand. Diesem schloß sich "Um die Welt" und das Witzblatt "Puck" an, welches unter der artistischen Leitung von J.^[Joseph] Keppler die größten Erfolge erzielt hat. Epochemachend waren vornehmlich in freisinniger Richtung die Zeitschriften "Fackel" von S. Ludwigh (bis 1869), der "Pionier" von K. Heinzen (1854-79), dann die Monatshefte "Atlantis" von Chr. Esselen und die "Deutsch-amerik. Monatshefte" von K. Butz, später von Lexow fortgesetzt. Die "Kath. Kirchenzeitung", von Maximilian Örtel (1846-82) trefflich redigiert, und der "Freidenker" in Milwaukee haben in ihren Kreisen großen Einfluß ausgeübt. - Über die deutsch-amerik. Litteratur vgl. vor allem G. A. Zimmermann, Deutsch in Amerika (Chicago 1892).

Nordamerikanische Musik. Die N. M. beginnt mit Psalmengesang, einem einstimmigen Gemeindegesang ohne Begleitung. Das Land besitzt keinen Volksgesang; die Melodie des Nationalliedes "Yankee Doodle" ist wahrscheinlich engl. Ursprungs. Erst in neuerer Zeit sind bessere Lieder, wie "Hail Columbia", "Star-splangled^[korrekt: Star-spangled] banner", volkstümlich geworden. Dagegen sind die Neger der Südstaaten musikalisch begabt und haben schöne Lieder und Balladen, die von weißen Tondichtern der Vereinigten Staaten vielfach nachgeahmt wurden, namentlich von Stephen C. Foster (gest. 1864 in Neuyork). Nachdrucke engl. Psalmenbücher und aus solchen geschöpfte Sammlungen von Gesängen unterstützten die auf kunstgemäße Behandlung des Kirchengesangs gerichteten Bestrebungen, deren Mittelpunkt Boston war. Der erste Amerikaner, der mit musikalischen Erzeugnissen eigener Erfindung an die Öffentlichkeit trat, war William Billings (1746-1800), dessen erste Psalmensammlung 1770 erschien. Hemmend für die Musikentwicklung des Landes war der Umstand, daß die Puritaner im öffentlichen wie im häuslichen Gottesdienste Instrumentalmusik als unchristlich betrachteten. Noch zu Beginn des 19. Jahrh. waren die meisten Kirchen Bostons ohne Orgel. Mit dem allgemeiner werdenden Geschmack an besserer Musik vervollkommneten sich die Chorvereine und es entstanden zu Anfang des 19. Jahrh. neue, die sich höhere Ziele setzten; unter diesen erwarb sich die