Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

469
Nowelie - Nowikow
(4858 männl., 5197 weibl.) E., Post, Telegraph,
evang. Kirche, Mutterhaus des Oberlinvereins mit
Krankenhaus, Erziehungsanstalt (Bethlehem), Fach-
schule sür Plüschweber: Plüsch- und Baumwoll-
weberei. - N. wurde 1751 von Friedrich d. Gr.
für evang. Böhmen angelegt.
Nowelie, Nebenfluß des Kongo, s. Aruwimi.
Nowennafto, früherer Name von Neumark
(s. d.) in Westpreußen.
Nowgorod (d. i. Neustadt). 1) Gouvernement
im nördl. Teil des europ. Rußlands, grenzt im N.
an das Gouvernement Olonez, im O. an Wologda
und Iaroslawl, im SO. an Twer, im SW. an Pskow,
im W. an Petersburg und hat 122 339,2 ^m mit
1308 457 E., d. i. 10,7 auf 1 ^Icm. Der größte Teil
des Landes liegt im Alauinischen Höhengebiet. Von
den Flüssen gehen ins Gebiet der Ostsee: Msta,
Lowat, Wolchow, Sjaß mit Tichwinka, Pascha; zur
Wolga: die Scheksna und Mologa; zum Weißen
Meer: die nördl. Kowsha, Swidj, Woloschka. Die
Stromgebiete verbinden der Wolozsche, Tichwinsche,
der Marien-, der Herzog-Alexander-von-Württem-
berg-Kanal. Von den Seen (3797 ykin) sind die
größten der Ilmen-, Bjelo- und Woshesee. Sümpfe
nehmen etwa ein Sechstel der Oberfläche ein. Das
Klima ist rauh und feucht. Die Bevölkerung besteht
aus Großrussen, stellenweise auch aus Kareliern
und Tschuden (s. Finnen) und ist der Mehrzahl nach
orthodox, zur Eparchie N. der russ. Kirche gehörig,
mit einem Erzbischof an der Spitze. Gebaut werden
Roggen, Hafer, Gerste und Flachs, die Viehzucht ist
wenig ergiebig. Weit verbreitet ist Fischerei, Kohlen-
brennerei, Teersiederei, Anfertigung von Holzsachen,
Schiffbau; Netzbinderei, Wollschlägerei,Schuhmache-
rei, Nagelfabrikation, Handel mit Getreide und Holz.
N. zerfällt in 11 Kreise: N., Vorowitschi, Bjelosersk,
Demjansk, Kirilow, Krestzy, Staraja Russa, Tich-
win, Tscherepowez, Ustjushna und Waldai. -
2) Kreis im westl. Teil des Gouvernements N.,
nördlich am Ilmensee, hat 10502,9 Hkni, davon
484 ^m Seen, 149 266 E.; Fischerei, Holzfällerei
und -Flößerei. - 3) Hauptstadt des Gouverne-
ments und des Kreises N., s. Nowgorod-Welikij.
Nowgorod, Nishnij, s. Nishnij Nowgorod.
Nöwgorodscher Kanal, s. Sieverskanal.
Nöwgorod-Sjöwersk. 1) Kreis im östl.Teil
des russ. Gouvernements Tschernigow, im Gebiet
der Desm, hat 3889,3 q1"n, 134015 E., meist Klein-
russen; Kreidebrüche, Getreide-, Hanf-, Zuckerrüben-
bau, 3 Zucker-, 2 Glasfabriken, Kalkbrennerei,
Töpferei. - 2) Kreisstadt im Kreis N., rechts an
der Desna, hat (1893) 8530 E., Post, Telegraph,
14 Kirchen, 1 Mönchskloster, Knaben-, Müdchen-
gymnasium, einen Kaufhof, Stadtbank, Flußhafen,
Handel mit Hanföl, Hanf und Bauholz.
Nöwgorod-Welikij,Groß-Nowgorod,auch
einfach Nowgorod, Hauptstadt des Gouverne-
ments und des Kreises N., in
52 m Seehöhe, 2 km unterhalb
des Austritts des Wolchow aus
dem Ilmensee und an der Now-
goroder Eisenbahn (Tsckudowo-
N.-Staraja Russa; 167 km), Sitz
des Gouverneurs, der Komman-
dos der 22. Infanteriedivision,
der 1. und 2. Infanteriebrigade
und der 22. Feldartilleriebrigade,
hat (1893) 25058 E., in Garnison das 85. Infan-
terieregiment Wiborg des Deutschen Kaisers Wil-
helm II. N. wird durch den Wolchow in eine
rechte, die Sophien-, und in eine linke, die Han-
delsseite (Torgowaja Etorona) geteilt, die durch
eine Steinbrücke verbunden sind. Auf der Sophien-
seite liegen: der Kreml, von einer Mauer mit
9 Türmen umgeben, darin viele Kirchen, das geist-
liche Konsistorium, das Rurikdenkmal, 1862 errichtet;
das kaiserl. Palais, das Haus Katharinas II., der
Stadtgarten, das Denkmal der Befreiung von der
franz. Zerrschaft 1812 auf dem Sophienplatze. Auf
der Handelsseite liegen der Kaufhof (KoLtinn^
l^vor), das Gouvernementsgebäude, das Rathaus
mit einem Museum russ. Altertümer, der verfallene
Iaroslawturm, das Telegraphen- und Postamt. Die
älteste Kirche ist die Sophienkathedrale (im Kreml),
anfangs von Holz, 1150 von Stein erbaut, mit den
Korsunschen oder Chersonschen Thüren, aus Eichen-
holz mit Bronzetafeln belegt, worauf sich zahlreiche
kleine Figuren und Inschriften finden (wahrschein-
lich ein Geschenk der Hansa) und mit den ebenfalls
bronzenen schwed. Thüren jüngern Ursprungs. N.
hat im ganzen 47 Kirchen, 4 Klöster (viele in der
Umgebung), evangel. Kirche, Synagoge, Knaben-,
Mädchengymnasium, Realschule, geistliches und
Lehrerseminar, 3 Zeitungen, 3 Banken, 14 Fabriken;
Handel mit Getreide, Holz, Heu, Fischen, Eisen,
Salz; Flußhafen mit Dampfschiffahrt.
Geschichte. N. (das Holmgard der skandinav.
Sagen) ist eine der ältesten Ansiedelungen der Sla-
wen am Ilmensee und erlangte durch seinen Han-
del und anhaltenden Zufluß warägischer Elemente
früh eine gewisse Selbständigkeit, die Rurik, der
es um 862 zu seiner Residenz gemacht hatte, und
namentlich Iaroslaw (1019 - 54) förderte. Seit
dem Anfang des 13. Jahrh, regierte N. sich that-
sächlich selber und bemächtigte sich nach und nach
fast des gesamten nordöstl. Rußlands vom Weißen
Meer bis zum obern Laufe der Wolga. Der Über-
mut der führenden Geschlechter veranlaßte innere
Zwiste, welche dem Großfürsten Iwan III. von
Moskau den willkommenen Vorwand zur Ein-
mischung gaben. Nach zwei Feldzügen fiel die Stadt
1478 in seine Gewalt. Die Verfassung wurde ver-
nichtet, der größte Teil der Einwohnerschaft weg-
geführt, bald darauf, 1494, auch der "Deutsche Hof",
das blühende Kontor der Hansa, geschlossen. Den
Niedergang vollendete Iwan IV. der Schreckliche,
der N. 1570 fünf Wochen lang durch seine Strelitzen
ausplündern und angeblich 60000 E. hinmorden
ließ. - Vgl. Kostomarow, Die nordruss. Republiken
(russisch, Petersb. 1863); Winkler, Die deutsche Hansa
in Rußland (Berl. 1886).
Nöwikow (spr. -off), Nikolaj Iwanowitsch, russ.
Schriftsteller und Philanthrop, geb. 8.Mai(27.April)
1744 zu Awdotjino (Moskau), studierte auf der
Moskauer Universität, wurde 1760 mit 70 andern
relegiert, diente 1762-70 im Ismajlowschen Garde-
regiment und war 1767 - 68 in der Kommission
zur Ausarbeitung einer neuen Gesetzgebung be-
schäftigt. Er gab 1769-70 das satir. Blatt "Die
Drohne" ("Iruten") heraus, dann die satir. Zeit-
schriften "Der Maler" (1772-73) und "Der
Beutel" ("Xo86i6k", 1774) sowie das mystische "Mor-
genlicht" (1777-78) und die "Petersburger Nach-
richten". 1772 erschien der "Versuch eines Histo-
rischen Lexikons der russ. Schriftsteller", 1773 die
Ausgabe einer altruss. Hydrographie und der Be-
ginn einer großen Sammlung histor. Quellen u. d.
T. "Altruss. Bibliothek" ("Orevn^a RoFZiMca^