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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Öls (Kreis und Kreisstadt) - Ölschiefer
Kreuzburg, Pitschen, Landsberg nebst dem Pfand-
desitz von Voleslawice in Polen abzutreten. Hein-
richs von Glogau Sohn erhob 1320 O. zu einem selb-
ständigen Fürstentum mit der Residenzstadt Öls (s. d.).
Bis 1492 regierten Piasten über Ö., die aber mit
Konrad V. ausstarben. Von 1495 bis 1647 regierten
die Herzöge von Münsterberg, unter denen Karl I.
die Resormation einführte. Der letzte der Münster-
berger, Karl Friedrich, hinterließ das Land seinem
Schwiegersohne Silvius Nimrod von Württemberg.
Nach dem Aussterben des württemb. Mannsstam-
mes kam das Fürstentum 1792 an den Gemahl der
einzigen Tochter des letzten Württembergers, Karl
Christian Erdmann, an den Herzog Friedrich August
von Braunschweig. Nach dessen Tode 1805 gelangte
A. in den Besitz seines Neffen, des Herzogs Fried-
rich Wilhelm, der sich nun Herzog von Braunschweig-
Ols nannte. Hierauf gelangte es an dessen beide
Söhne Karl und Wilhelm zum gemeinschaftlichen
Besitz unter Vormundschaft ihres Oheims, Georg IV.
von England, und wurde endlich durch Vertrag vom
13. Jan. 1824 seitens des ältern Bruders Karl als ^
Eekundogenitur, unter Bedingung des Heimfalls, !
dem jüngern Bruder Wilhelm zum Alleinbesitz ab- !
getreten.' Mit dem 18. Okt. 1884 erfolgten Tode des
Herzogs Wilhelm ist die ältere Linie des Hauses
Braunschweig ausgestorben; das von letzterm inne-
gehabte Thronlehn Fürstentum Q. mit den Schlössern
^. und Bernstadt und 15 Gütern im Flächengehalt
von 9238 wl wurde dem Kronprinzen des Deutschen
Reichs und von Preußen als Lehn überwiesen, wäh-
rend die Fide'ikommiß- und Allodialgüter im Kreis
O., nebst den Herrschaften Medzibor und Guttentag
im Flächengehalt von 31782 ka. nach dem Testament
des Herzogs Wilhelm in den Besatz des Königs von
Sachsen übergegangen sind. - Vgl. Häusler, Ge-
schichte des Fürstentums Ö. (Bresl. 1883); Schulze,
Die Succession im Fürstentum Ö. (ebd. 1884).
His. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau,
hat 899,2" l^km und 1890: 65 913, 1895: 64 709
(30 736 männl., 33 973 weibl.) E., 4 Städte, 120Land-
Mneinden und 117 Gutsbezirke. - 2) Ö. (Oels),
Kreisstadt im Kreis Ö., srüher Hauptstadt des Für-
^.^^'^^^^^ stentmns Öls (s. d.), am Ols-
v ^?^> ? dach und an den Linien Breslau-
Kattowitz und Ö.-Gnesen (160
km) der Preuß. Staatsbahnen
sowie der Nebenlinie Ö.-Wil-
helmsbrück (55,4 km) der Bres-
lau-Warschauer Eisenbahn,Eitz
desLandratsamtes, einesLand-
gericbts (Oberlandesgericht
Breslau) mit 10 Amtsgerichten
(Bernstadt in Schlesien, Festenberg, Groß-Warten-
nitz, Trachenberg, Trebnitz), eines Amtsgerichts,
Hauptsteueramtes, Vezirkskommandos, einer Ge-
werbe- und Bauinspektion und der Öls-Militscher
Fürstentums-Landschast, hatte 1890: 10167 E., dar-
unter 1855 Katholiken und 268 Israeliten, 1895:
10030 (5146 männl., 4884 weibl.) E., in Garnison
das Iägerbataillon Nr. 6 und die 1. Eskadron des
Dragonerregiments König Friedrich III. Nr. 8, Post-
amt erster Klasse, Telegraph, Reste der alten Befesti-
gungen, 3 evang. Kirchen, darunter die Schloßkirche
(12.oder 13. Jahrh.) und die Propstkirche (14. Jahrh.),
got. Backsteinbauten, eine kath. Kirche (18. Jahrh.)
im Barockstil, eine Synagoge und ein stattliches
Echloß auf dem Schloßberge ^ dessen Bau 1558 be-
gonnen wurde, und ein Landgerichtsgebäude. Das
Schloß war bis 1809 Sitz der Ölscr Herzöge; seit
1884 im Besitz des deutschen Kronprinzen, ist es
1891 - 94 prächtig wiederhergestellt. Vor dem
Schloß eine Denksäule des letzten Herzogs aus Würt-
temberger Hause Karl Christian Erdmann. Die
Stadt hat ein Gymnasium, 1594 von Herzog Karl II.
gegründet, verbunden mit der reichen Reicbsgraf-
Kospothschen Stiftung (1727) für Schüler und Led-
rer, ein Lehrerseminar mit Prüparandenanstalt,
höhere Mädchenschule mit Fortbildungskursen und
zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten, darunter das
Laurentius-, Wende- und Nikolaihospital, Bürger-
witwenkonvent, die Fickertstistung für Beamten-
töchter, das Frauenvereinshaus (1894), städtische
und Kreiskrankenhaus, Siechenhaus, serner eine
städtische und Kreissparkasse und Gasbeleuchtung.
15 km entfernt Schloß Sibyllenort (s. d.). Ö. erhielt
1255 deutsches Stadtrecht. Die Stadt befreite sich
nach und nach von der Herrschaft der Herzöge, teilte
aber im übrigen das Los des Fürstentums Ols (s. d.).
Olsa, rechter Nebenfluh der Oder in Österreichisch-
Schlesien, entspringt nahe der Weichselquelle in
den Beskiden, verläßt bei Teschen das Engthal und
mündet nach 93 km langem Lauf unterhalb Oderberg.
Qlsardine, s. Sardine.
Klsäure, auch O l e in s ä u r e oder E l a i' nsäure,
findet sich als Glycerinester (Ole'in, s. d.) in fast
allen Fetten und besonders in den fetten Ölen. Sie
hat die Zusammensetzung (^N.^^ und gehört zu
der Reibe der ungesättigten Säuren von der allge-
meinen Formel <ü?H.2n 2^2, welche sich durch den
Mindergehalt von zwei Wasserstoffatomen von den
Fettsäuren (s. d.) unterscheiden und unter dem Na-
men der Olsäurereihe zusammengefaßt werden.
Die O. wird in großen Mengen als Nebenprodukt
bei der Fabrikation der Stearinkerzen erhalten, in-
dem man durch Pressen die feste Stearinsäure und
Palmitinsäure von der flüssigen Ö. trennt. In dieser
Form führte sie im Handel den Namen Olein. Sie
ist in reinem Zustande sarb- und geruchlos, erstarrt
in reinem Zustand bei 0" zu blätterigen Krystallen
und schmilzt wieder bei 14°. An der Luft nimmt sie
leicht, besonders unreine Ö., Sauerstoff auf und wird
gelb und ranzig. Mit salpetriger Säure behandelt,
geht sie in die gleich zusammengesetzte, aber krystalli-
sierte Elcndinsäure (s. d.) über. Mit überhitzten
Wasserdämpfen verflüchtigt sie sich bei etwa 250",
für sich allein ist sie nicht unzersetzt destillierbar. Ihre
Salze ähneln denen der hochmolekularen Fettsäuren;
wie bei letztern sind die Alkalisalze echte Seifen und
werden fabrikmäßig hergestellt. Das in Äther lös-
liche Vlcisalz ist amorph, erweicht beim Erwärmen
und bildet den Hauptbestandteil der mediz. Blei-
pflaster. Durch Ätzkali wird die Ö. beim Erhitzen in
essigsaures und palmitinsaures Kalium und Wasser-
stoff zersetzt nach folgender Gleichung:
^18^402! 2X0II^^eII^02l<^0.2ll,^K^H...
Man benutzt diese Reaktion im großen, um aus
der bei der Stearinkerzenfabrikation erhaltenen rohen
O. Palmitinsaure zu gewinnen, die ebenfalls zur
Kerzenfabrikation dienen kann. Außerdem wird aus
der Ö. Ölsäureäther hergestellt, welcher, mit Thon
gemischt, als Lederol zum Geschmeidigmachen des
Leders angewendet wird. Von Interesse ist, daß die
wellenberuhigende Wirkung des Öls auf einem Ge-
halt an freier O. beruht.
Ölschiefer, ein bituminöser Schieser, der sich
namentlich in der Liasformation, z. B. bei Boll und