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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pastellstift - Pasteur
des heil. Franciscus von Guido Reni in der Dres-
dener Galerie ist mit farbigen Stiften ausgeführt, ,
doch sind die Farben noch nicht in der charakteristischen !
Art verrieben, überhaupt sind ältere sog. Pastelle
meist nur Studien, nicht eigentliche Gemälde. Die
P. kam erst im Zeitalter des Rokoko in volle Auf-
nahme. Zu nennen sind: Joseph Vivien (1657
-1735), den Fiorillo als ersten Pastellmaler nennt,
Latour (s. d.) und Liotard, die Italienerin Rosalba
Carriera (s. d.), der Engländer Rüssel, der Deutsche
Naphael Mengs (s. d.) u. a. Die Dresdener Galeric
besitzt eine berühmte Sammlung von 185 Pastell-
gemälden aus jener Zeit. Eben dort (im Kupfer-
stichkabinett) sind einige braun in braun gemalte
Landschaften in Pastell von Chr. W. E. Dietrich (s. d.).
In neuerer Zeit ist die P. wieder in Aufnahme ge-
kommen und zu hoher Vollendung gebracht worden,
wie besonders 1887 die Ausstellung in Dresden be-
wies. In Paris und Brüssel giebt es Gesellschaf-
ten der Pastellmaler. Hauptvertreter sind die Deut-
schen Lenbach, Georg Decker (gest. 1894, Wien), Pigl-
hein (gest. 1894, München), Schlittgen, B. Woltzc
(Weimar), K. sehr (Berlin); ferner Hubert Vos
(Brüssel), die Italiener de Nittis, Zonaro, Ferra-
guti, Laurenti. - Vgl. Ritscher, Anleitung zur P.
(3. Aufl., Dresd. 1895).
Pastellftift, s. Bleistift.
Pasterze, der größte Gletscher der Glockner-
gruppe sowie der Ostalpen, der siebente im ge-
samten Alpengebiet, entspringt aus einem gegen
Südost geöffneten Firnbecken, welches den größten
Teil des Hauptstocks der Glocknergruppe einnimmt
und von den Gipfeln des Großglockners, Johannis-
berges, der Hohen Riffel, der Bärenköpfe und des
Fuscherkarkopfes überragt wird. Das Firnbecken
(Oberer Pasterzenkees-Voden) ist bis zur Höhe von
2900iu sehr flach (auf weite Strecken nur 3° Neignng),
dann aber folgt ein Absturz von 200 bis 300 m Höhe,
der eine Zerklüftung der Firnmasse bedingt. Unter-
halb dieser Stufe beginnt die Zungenbildung
(Mittlerer Pasterzenkees-Boden). Auch hier beträgt
die Neigung der Eismasse nicht viel über 3°, ja
stellenweise nur 25 Promille; die Breite der Zunge
verringert sich von 1700 auf 1100 in. Bei 2300 in
Höhe folgt abermals ein Eisbruch und sodann der
flache Untere Pasterzenkees-Voden mit 900 m Breite.
Das Gletscherende liegt etwas tiefer als 2000 in.
Die P. bedeckt 32, die Junge allein 8,6 ykm, die
Gesamtlänge ist 10,3 km. Sie ist seit 1856 im Rück-
gänge begriffen. Die P. zeigt alle Gletscherdetails
in typischer Vollendung; diesem Umstände sowie
der Nachbarschaft des Glockners (s. d.) ist es zu
danken, daß sie wiederholt Gegenstand wissenschaft-
licher Untersuchung wurde (1846-48 Gebrüder
Schlagmtweit, 1880 Pfaff, seit 1879 Seeland).
Die beste Ansicht des Gletschers genießt man von
der 2418 in hohen, von Heiligenblut aus in 4 Stun-
den erreichbaren Franz-Josephs-Höhe.
Pastete (mittellat. M8wta, von pasw, Teig;
frz. 1M6), fein gehackte, pikant zubereitete Fleisch-
oder Fischspeise, in einer Hülle oder Schale von
Blätterteig oder auch nur von Fettguß. Am be-
rühmtesten ist die auch in besondere Terrinen ge-
füllte Straßburger Günseleberpastete (?at6 äe
t'016 FlHä).
Pasteur (spr. -stöhr), Louis, franz. Chemiker und
Mikroskopiker, geb.27.Dez.1822zuDöleimDepart.
Jura, erhielt nach Erlangung des Doktorgrades
(1847) im Nov. 1848 den Lehrstuhl der Physik am
Lyceum von Dijo n, ging 1849 als Professor der Che-
mie an die Universität Straßburg und von dort Ende
1854 nach Lille, um als Dekan daselbst die neu ge-
bildete Fakultät der Wissenschaft zu organisieren.
Drei Jahre später übernahm er die wissenschaftliche
Leitung der Normalschule in Paris, ward 1863
Professor der Geologie, Physik und Chemie an der
Schule der schönen Künste und 1867 Professor der
Chemie an der Sorbonne. In der Zwischenzeit
wurde er Mitglied des Instituts. Die Wissenschaft
verdankt ihm wichtige Arbeiten über die Molekular-
chemie; besonders ausgezeichnet hat er sich aber auf
dem Gebiet der Gärungschemie und Mykologie, in-
dem er zuerst durch scharfsinnige Experimente die
Beteiligung gewisser niederer Organismen an den
verschiedenen Gärungsprozessen nachwies. Ihm
verdankt die Onologie das Pasteurisieren (s. d.) der
Weine, ebenso hat er die Ursache der Körperchen-
(^0lM8cul68-) Krankheit der Seidenraupen ent-
deckt und gelehrt, ihr durch die Zellengrainierung
vorzubeugen, ein Verfahren, für das ihm unter
andern die österr. Regierung 1872 einen Ehren-
preis von 10000 Fl. verliehen hat. Nicht weniger
wichtig sind P.s Untersuchungen über die Bat-
terien des Milzbrandes, die eine neue Ära in der
Erforschung der ansteckenden Krankheiten begründet
haden. - Später beschäftigte sich P. vorwiegend mit
der hochinteressanten Lehre von den abgeschwächten
Krankheitsgiften. Seine ersten Studien hierüber
machte er 1880 an der Hühnercholera (s. d.). P.
fand nun, daß Neinkulturen dieser Mikroorganis-
men durch längeres Stehen an der Luft eine dem
Alter der betreffenden Kulturen proportionale Ver-
ringerung ihrer pathogenen Wirkung oder Virulenz
erfahren; impft man gesunde Tiere mit einem der-
artig abgeschwächten Virus, so entsteht bei ihnen
keine eigentliche Hühnercholera mehr, sondern nur
eine leicht in Genesung übergehende Erkrankung,
und so geimpfte Tiere zeigen sich dann auch völlig
immun gegen das unveränderte srische Virus. (Vgl.
sein Werk: 8ur 168 maiadi^ virui6nt68 6t en par-
tion1i6r 8nr 1a nia1a(1i6 3M6166 vuI^air6M6iit OI10-
l6i-H 608 P0UI63, Par. 1880.) Auch für den Milz-
brand wies P. die Möglichkeit einer Abschwächung
des betreffenden Krankheitsgiftes nach und empfahl
deshalb zur Bekämpfung des Milzbrandes geradezu
die obligatorische Schutzimpfung mit abgeschwächtem
Milzbrandgift. Noch weit größeres Aufsehen erreg-
ten P.s Untersuchungen über die Natur und Wir-
kung des Hundswutgiftes, die er für eine rationelle
Prophylaxis der Hundswut zu verwerten suchte.
(S. Hundswut.) P. starb 28. Sept. 1895 zu Garches
bei Versailles.
Unter P.s Werken sind hervorzuheben: "^ou-
V6i 6X6IN^)16 äs leriuoiitNtioii detsrininL PN1' cl68
3nimalcni68 infu80ir68 pouvant vivi'6 3KN3 0X^>
^6N6 1idr6" (Par. 1863), "Hwä63 3iir 16 vin., 863
ina1a,äi68, CKU368, qni 163 pi'0V0HU6iit 6tc." (ebd.
1866; 2. Aufl. 1872), "^Wäo8 8ur 1e vinaiFi-6, 863
inalaäi68, IN0)?6N3 ä6 163 pl6V6nir 6tc." (ebd. 1868;
deutsch Braunschw. 1878), "Üwä63 8ur 1a inalaäw
ä68 V61-3 ^ 8016" (2 Bde., Par. 1870), "^0NV61163
ätuä63 8U1- 111 ma1aäi6 ä68 V6I-8 a 8016 6tc." (1871),
"öwä63 8ur 1a 1)161-6, 868 Nia1aäi68 6te." (1876),
"1.63 micr0l)63"(mitTyndall, 1878). - Vgl. Gruber,
P.s Lebenswerk im Zusammenhange mit der ge-
samten Entwicklung der Mikrobiologie (Wien 1896);
Bournand, Hu kioiitaiwui' ä6 1'1nimHuit6. 1'., 33.
V16, 30N 03NV1-6 (Par. 1896).