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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pergămos; Perge; Perger; Pergĭne; Pergŏla; Pergolēse

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Pergamos - Pergolese

Statuen und Resten von solchen, ragen durch ihre Masse und Bedeutung die Skulpturen der beiden Friese des Altarbaues hervor. Letzterer (s. die nachstehende Abbildung), von Eumenes Ⅱ. errichtet, bestand aus einem 37,70 m × 34,60 m messenden Unterbau, den ein über 2 m hoher, im höchsten Relief den Kampf der Götter mit den Giganten (s. d.) darstellender Fries umgab, und einem von Säulen umgebenen und mit einem etwas kleinern, die Telephossage behandelnden Fries in Hochrelief geschmückten Oberbau. Die Skulpturen des größern Frieses, welche die dem Triumph der Götter über die Giganten vergleichbaren Siege der pergamenischen Könige über die Galater (s. d.) verherrlichen sollen, machen in ihrer meisterlichen technischen Ausführung einen überwältigenden Eindruck. Durch Großartigkeit der Auffassung zeichnet sich namentlich die Zeusgruppe und die den eigentlichen Mittelpunkt bildende Athenagruppe aus. (S. die beigefügte Chromotafel.) Noch deutlicher als in diesen Skulpturen tritt die der pergamenischen Kunst eigene naturalistische Richtung hervor in den Reliefs des kleinern Frieses.

Vgl. Conze, Humann, Bohn u. a., Die Ergebnisse der Ausgrabungen zu P. (1. bis 3. vorläufiger Bericht, Berl. 1880‒88), sowie Brunn, Über die kunstgeschichtliche Stellung der pergamenischen Gigantomachie (in Bd. 1, 3 u. 5 des «Jahrbuchs der königlich preuß. Kunstsammlungen», ebd. 1880, 1882, 1884); Altertümer von P. (Bd. 2: Heiligtum der Athena Polias Nikephoros, von Bohn, ebd. 1885; Bd. 5, 2: Das Trojaneum, von Stiller, ebd. 1895; Bd. 8, 1 und 2: Die Inschriften von P., von Fränkel, ebd. 1890‒95); Puchstein, Zur pergamenischen Gigantomachie («Sitzungsberichte der preuß. Akademie der Wissenschaften», ebd. 1888, S. 1231 fg.; 1889, S. 323 fg.); Thraemer, Pergamos. Untersuchungen über die Frühgeschichte Kleinasiens (Lpz. 1888); Beschreibung der Skulpturen aus P. (hg. von der Generalverwaltung der königl. Museen zu Berlin, Berl. 1895 fg.).

^[Abb.: Rekonstruktion des Altarbaues zu Pergamon (nach Bohn).]

Pergămos (später auch Pergamon), in der Ilias und anderweitig Name der Burg von Troja (s. d.).

Perge (lat.), fahre fort.

Perge, im Altertum Stadt in Pamphylien am Kestros, berühmt durch ihren Artemiskult. Bedeutende Ruinen jetzt bei Murtana.

Perger von Höchenperg, österr. Geschlecht, s. Clam.

Pergĭne (spr. perdsch-), deutsch Fersen oder Persen, Marktflecken in der österr. Bezirks Hauptmannschaft Trient in Tirol, an der Suganathalbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (136,39 qkm, 14357 E.), hat (1890) 3288, als Gemeinde 4336 E., in Garnison 1 Bataillon des 18. böhm. Infanterieregiments «Erzherzog Leopold Salvator», altes Kastell der Fürstbischöfe von Trient, got. Pfarrkirche (16. Jahrh.), Franziskanerkloster, Irrenanstalt, elektrische Licht- und Kraftanlage; Feld- und Weinbau und Seidenindustrie. In der Umgebung finden sich, namentlich in dem obern Val Fersina, mehrere deutsche Gemeinden als Sprachinseln in Welschtirol (z. B. Palù). P. war im Mittelalter (noch um 1480) zum Teil deutsch und hieß Perzen und seine Bewohner (meist Bergleute) Persenaiter. Um diese Zeit blühte hier der Silberbergbau. – Vgl. Brentari, Guida storico-alpino di Bassano-Sette Communi (Verona).

Pergŏla (ital.), in Gärten ein auf steinernen Pfeilern oder Säulen ruhender Laubengang, dessen Dach aus Latten besteht und mit Schlingpflanzen überdeckt ist. Ursprünglich in Italien heimisch, werden solche Laubengänge in neuerer Zeit auch vielfach in Verbindung mit Villen oder öffentlichen Gebäuden gebaut.

Pergŏla, Stadt im Kreis Pesaro der ital. Provinz Pesaro e Urbino, am Cesano, gemeinsam mit Cagli Bischofssitz, hat (1881) 3811, als Gemeinde 8763 E., technische Schule, Seminar, Bibliothek und Tapeten- und Wollstofffabrikation.

Pergolēse, Giovanni Battista, ital. Komponist, geb. 3. Jan. 1710 zu Jesi im Kirchenstaat, kam früh nach Neapel auf das Konservatorium Dei Poveri di Gesù-Cristo. Das Oratorio «San Guglielmo d’Aquitania», die Opern «Sallustia», «Amor fà l’uomo cieco» (Intermezzo) und «Ricimero», Streichtrios und verschiedene acht- und zehnstimmige Messen waren seine ersten Versuche. Nachdem P. 1734 die Kapellmeisterstelle an der Domkirche in Loretto erhalten hatte, schrieb er das Jahr darauf für Neapel die Buffaoper «Il Flaminio» und für Rom die ernste Oper «L’Olimpiade». Nach seiner Rückkehr nach Loretto komponierte er sein schönes «Salve Regina» für eine Singstimme mit Streichinstrumenten und Orgel und das «Stabat mater». Um seine zerrüttete Gesundheit wieder- ^[folgende Seite]