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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Per governo - Periderm

herzustellen, ging er 1735 nach Pozzuoli (bei Neapel), wo er 16. März 1736 starb. Seine Überreste wurden in der Kirche von Pozzuoli beigesetzt, wo man ihm später ein Denkmal errichtete. P.s Tonschöpfungen erlangten besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. eine große Berühmtheit, weil sie die ersten glücklichen Anfänge der damals herrschenden Kompositionsweise bilden; sie sind reich an Gedanken, obwohl nicht groß in den Formen, und in ihnen hat das Sinnige, Weiche, Rührende und Gesangliche einen wahrhaft schönen und angemessenen Ausdruck gefunden. Diejenigen Werke, welche seinen Namen am weitesten verbreiteten, sind das «Stabat mater» und die «Serva padrona» («Die Magd als Herrin», 1731), eine kleine musikalische Posse, von nur zwei Personen gesungen, aber so frisch, lebensvoll, liebenswürdig und reich, daß sich an sie die Blüte der Opera buffa knüpfte. Sie ward ins Französische und ins Deutsche übersetzt und hat auf ital. und deutschen Bühnen noch heute ihren Platz im Repertoire. – Vgl. Schletterer, G. P. (in der «Sammlung musikalischer Vorträge», Lpz. 1881).

Per governo (ital.), s. Governo.

Perhorrescieren (lat), eigentlich vor etwas schaudern, dann soviel wie entschieden zurückweisen, besonders eine Person als Richter ablehnen (s. Ablehnung des Richters); Perhorrescénz, Ablehnung.

Peri, nach der pers. Sage Name guter überirdischer Wesen (männlichen und weiblichen Geschlechts) von wunderbarer Schönheit, unsern guten Feen u. s. w. vergleichbar. Das Wort lautet auf persisch parî und geht auf mittelpersisches parik, dem im Avesta pairika entspricht, zurück. Die mit diesen Worten bezeichneten Wesen der ältern Zeit waren aber böse, den guten Geschöpfen feindliche Unholdinnen im Dienste Ahrimans, unsern bösen Feen, Hexen u. s. w. zu vergleichen.

Peri, Jacopo, ital. Musiker, geb. in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. zu Florenz, gest. gegen 1630 daselbst, ist als der erste Opernkomponist merkwürdig. Seine «Dafne» (1594) ist verloren gegangen, seine «Euridice» (1600), die 30 Jahre lang das Muster für das Musikdrama blieb, erhalten geblieben. P., der auch ein namhafter Sänger war, hat noch 1628 in Gaglianos «Flora» die Partie der Chlori komponiert. Er kann demnach nicht, wie von einigen angenommen wird, schon 1610 gestorben sein.

Peri… bezeichnet in Zusammensetzungen aus dem Griechischen: um, herum, wie pericentrisch, den Mittelpunkt umgebend; aber auch eine Steigerung, wie Pericholie, Übermaß an Galle.

Periander, Tyrann von Korinth, einer der sog. Sieben Weisen, folgte seinem Vater Kypselos in der Regierung nach; P. hob Korinth (s. d.) zu hohem Glanz und starb im hohen Alter 585 v. Chr.

Perianthĭum (grch.), s. Blüte.

Periastrum (grch.), bei Doppelsternen derjenige Punkt der Bahn des Begleiters, wo er dem Hauptstern am nächsten kommt. P. hat also hier eine ähnliche Bedeutung wie das Perihel (s. d.) bei den Bahnen der Planeten.

Peribŏle (grch., «Umwurf»), Umkleidung eines Gedankens, oratorische Ausschmückung desselben.

Peribŏlos (grch.), bei antiken Tempeln der das eigentliche Tempelgebäude umschließende heilige Bezirk.

Peribronchītis (grch.), Entzündung des die Bronchien umgebenden Bindegewebes.

Pericardītis (grch.), s. Herzbeutelentzündung.

Pericardĭum, der Herzbeutel, s. Herz.

Pericarpĭum, Perikarp (grch.), Fruchthülle, s. Frucht.

Perichondrītis (grch.), Entzündung der Knorpelhaut; P. laryngĕa, s. Kehlkopf.

Perichondrĭum (grch.), die Knorpelhaut.

Pericŭlum (lat.), Gefahr (s. d.); P. in mora, Sprichwort: «Gefahr (ist) im Verzuge», nach Livius (38, 25, 13).

Pericystītis (grch.), Entzündung des BauchfellÜberzugs der Harnblase.

Peridérm (grch.), die Gewebeschicht, die an ältern Stämmen der meisten höhern Pflanzen die Epidermis ersetzt. Bei allen Stammorganen, die mittels Cambiums oder Meristems in die Dicke wachsen, muß durch die allmählich fortschreitende Vergrößerung ihres Durchmessers ein starker Zug in tangentialer Richtung auf die an der Peripherie liegende Epidermis ausgeübt werden. Nur in wenigen Fällen ist die letztere im stande, durch weiteres Wachstum dieser Vergrößerung des Querschnitts zu folgen, es ist dann nicht nötig, die Epidermis durch ein anderes Hautgewebe zu ersetzen. In den meisten Fällen dagegen findet ein Zerreißen der Epidermis oder wenigstens der Außenwände ihrer Zellen statt und zwar tritt dasselbe gewöhnlich schon sehr bald ein. Aber noch ehe dieses Zerreißen erfolgt, ist bereits im Innern eine Gewebeschicht, das P., gebildet, das als neues Hautgewebe fungieren kann. Die Entwicklung desselben kann zwar auf verschiedene Weise vor sich gehen, immer aber giebt sich der Anfang derselben dadurch zu erkennen, daß aus einer Ringlage von Zellen außerhalb des Gefäßbündelringes durch einige Teilungen in tangentialer Richtung zunächst ein meristematisches Gewebe, das sog. Korkmeristem, Korkcambium oder Phellogen entsteht. Dieses funktioniert nun ähnlich wie das Cambium, d. h. es bildet durch weiter fortgesetzte in einer zur Oberfläche parallelen Richtung erfolgende Teilungen vorwiegend neue Zellen nach außen und in vielen Fällen auch nach innen. Während aber die erstern, die stets in der Mehrheit vorhanden sind, zu Korkzellen (s. Kork) ausgebildet werden, d. h. durch Verkorkung ihrer Wände sich zu einer der Cuticula (s. d.) ähnlich wirkenden Schicht umwandeln, bilden die in vielen Fällen nach innen abgeschiedenen Zelllagen (Phelloderm) nur eine Ergänzung der Rinde, denn sie unterscheiden sich eigentlich nur durch ihre Lagerung in radialen Reihen von den parenchymatischen Elementen der letztern.

Der Entstehungsort des P. ist bei den einzelnen Pflanzen verschieden, entweder wird in der Epidermis selbst das Phellogen gebildet, indem in den Zellen derselben tangentiale Wände auftreten, oder es findet die Entwicklung derselben in der direkt unterhalb der Epidermis liegenden Zellschicht statt, oder endlich es erfolgen die ersten tangentialen Teilungen in einer tiefer unter der Epidermis gelegenen Schicht von Rindenzellen. Im erstern Fall werden durch Weiterentwicklung des Phellogens nur die Außenwände der Epidermiszellen samt der Cuticula, abgeworfen, im zweiten Fall die ganze Epidermis und im dritten außer der Epidermis auch noch eine oder mehrere Rindenschichten. Im letztern Fall liegt vor dem Kork also noch eine Partie von vertrockneten Rindenpartien und es ist dies bereits der Anfang der sog. Borkenbildung, denn es besteht das peripherische liegende Gewebe