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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Perkussionshammer - Perlen

in Frankreich Rozière de la Chassagne, Corvisart und Laënnec, durch deren Empfehlungen die P. auch in England und Deutschland allgemeinern Eingang und weitere Ausbildung gefunden hat. Piorry erfand die mittelbare P., während Skoda in Wien sich um die theoretische Begründung verdient machte.

Vgl. Skoda, Über P. und Auskultation (6. Aufl., Wien 1864); Gerhardt, Lehrbuch der Auskultation und P. (5. Aufl., Tüb. 1890); Niemeyer, Handbuch der theoretischen und klinischen P. und Auskultation (2 Bde., Erlangen 1868‒71); ders., Grundriß der P. und Auskultation (2. Aufl., ebd. 1873); Weil, Handbuch und Atlas der topogr. P. (2. Aufl., Lpz. 1880); Hughes, Allgemeine Perkussionslehre (Wiesb. 1894); Vierordt, Kurzer Abriß der P. und Auskultation (4. Aufl., Tüb. 1896).

In der Artilleriewissenschaft wird P. gleichbedeutend mit Stoß oder Stoßwirkung, namentlich in Bezug auf Geschosse gebraucht. Die P. äußert sich in dem Eindringen in das Ziel, dem Durchschlagen und Erschüttern desselben (s. Perkussionswirkung und Geschoßwirkung). Einige Substanzen, wie Knallquecksilber, chlorsaures Kali in Mengung mit Kohle oder Antimon, lassen sich durch P. zur Explosion bringen. Darauf gründet sich die Perkussionszündung und das Perkussionsschloß des Gewehrs (s. Handfeuerwaffen und Zünder). Das Gewehr heißt Perkussionsgewehr.

Perkussionshannner, s. Perkussion.

Perkussionswirkung, eine der Hauptarten der Geschoßwirkung (s. d.), der Ausfluß der Perkussionskraft, Durchschlagskraft oder lebendigen Kraft des Geschosses, die sich zusammensetzt aus dem Gewicht desselben und der dem Geschoß am Ziele noch innewohnenden Geschwindigkeit (Endgeschwindigkeit). Ist P das Gewicht des Geschosses, v die Endgeschwindigkeit, g die Beschleunigung eines freifallenden Körpers in der Sekunde, so läßt sich die lebendige Kraft durch die Formel , ^[Formel (Pv²)/2g] ausdrücken. Für die vermöge der lebendigen Kraft zu verrichtende Arbeit sind die Abmessungen der angegriffenen Fläche des Ziels von Wichtigkeit. Man nimmt an, daß die Angriffsfläche einem Kreise entspricht, und drückt die von einem Geschoß zu erwartende Arbeitsleistung durch das Maß der auf den Centimeter des Umfangs dieses Kreises entfallenden Menge an lebendiger Kraft aus; man spricht in diesem Falle von Belastung des Umfangs mit lebendiger Kraft. Statt dieser in Deutschland verbreiteten Berechnungsweise wird bisweilen die Berechnung auf den Querschnitt des Geschosses begründet und von Belastung des Querschnitts mit lebendiger Kraft gesprochen. Der äußere Ausdruck der Belastung mit lebendiger Kraft ist die Tiefe des Eindringens in das Ziel, oder bei Panzerungen das Maß der durchschlagenen Plattenstärke. Bei Panzerzielen kann die Menge der Treffer die mangelnde Zerstörungsfähigkeit des einzelnen Schusses am wenigsten ausgleichen, viel eher ist das bei Holz und Mauerwerk der Fall, wo außerdem die Sprengwirkung eine wichtige Ergänzung der P. bildet. Nach Krupp kann ein wohlkonstruiertes Panzergeschoß eine Platte durchschlagen, deren Stärke in Decimetern diejenige Zahl ergiebt, welche der lebendigen Kraft in Metertonnen für den Quadratcentimeter des Querschnitts entspricht. Die Wirkung der Stahlgranaten gegen Panzerplatten ist bei den neuesten Geschützkonstruktionen von Krupp außerordentlich. Die Stahlgranate L/3,5 aus dem 40 cm-Kanon L/40 hat bei einem Gewicht von 1050 kg und einer Anfangsgeschwindigkeit von 630 m eine lebendige Kraft von 21241 Metertonnen (an der Geschützmündung) und durchschlägt eine schmiedeeiserne Platte von 1,277 m Stärke oder 2 Platten von 0,60+0,906 m. Fig. 14 der Tafel: Moderne Geschosse, beim Artikel Geschoß, zeigt eine 45 cm-Stahlpanzer-Granate. Das Geschoß der modernen Handfeuerwaffen besitzt die Kraft, auf nahen Entfernungen 4‒5 hintereinander stehende Menschen zu durchschlagen; auf 3000 m und darüber vermag es noch einen Menschen außer Gefecht zu setzen. Die Geschosse der Geschütze nutzen den gegenüber lebenden Zielen erheblichen Überschuß an Kraft durch eine zweckmäßige Zerteilung des Geschosses aus.

Dies führt zu einer Gattung der P., welche im Gegensatz zu derjenigen des Einzelgeschosses die Streuwirkung genannt wird. Dieselbe wird auf die einfachste, aber roheste Weise durch die Konstruktion der Kartätschgeschosse, vollkommener durch die Granaten, am regelrechtesten durch die Shrapnels erreicht. (S. Geschoß.) Die Streuwirkung hängt von der Menge und zweckmäßigen Ausbreitung der einzelnen Geschoßpartikeln und deren P. ab. Eine besondere P. ist die Hydraulische Pressung (s. d.).

Perkussionszünder, s. Zünder.

Perl, s. Perlschrift und Schriftarten.

Perlaffen, s. Affenfelle.

Perlaggspiel (wahrscheinlich von berlic e berloc, der scherzhaften ital. Benennung des Teufels), ein Kartenspiel mit 32 deutschen Karten, meist von 4, ausnahmsweise auch von 2, 3 oder 6 Personen gespielt, die aber immer zwei Parteien bilden. – Vgl. Das Tiroler National- oder Perlaggspiel (Innsbr. 1853)

Perlak, ungar. Name von Prelog.

Perlbohnen, s. Kaffee.

Perlboot, s. Nautilus.

Perlé, s. Appretur und Tuchfabrikation.

Perleberg, Kreisstadt im Kreis Westprignitz des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Stepenitz, der Wittenberge-Perleberger Eisenbahn (Nebenbahn, 10,5 km) und der Prignitzer Eisenbahn (P.-Wittstock, Nebenbahn, 45 km), Sitz des Landratsamtes des Kreises Westprignitz, eines Amtsgerichts (Landgericht Neuruppin) und Bezirkskommandos, hatte 1890: 7565 E., darunter 211 Katholiken und 70 Israeliten, 1895: 8180 E., in Garnison die 1., 3. und 4. Abteilung des Feldartillerieregiments Generalfeldzeugmeister Nr. 3, Postamt erster Klasse, Telegraph, Filial-Artilleriedepot, Realgymnasium, höhere Mädchenschule, Hospital, Rolandsstandbild, Kriegerdenkmal; Eisengießerei, Fabrikation von Maschinen, Thonwaren, Seife, Mostrich, Stiefelwichse und Cigarren, Ziegeleien, Kalkbrennerei, Gerbereien, Färbereien, Wollspinnereien, Dampfsägewerke. 1420 wurde hier zwischen Brandenburg und Mecklenburg Friede geschlossen.

^[Abb: Wappen von Perleberg]

Perleidechse, s. Eidechsen.

Perlen, krankhafte Erzeugnisse verschiedener Muscheln; sie finden sich z. B. auch in Austern und Miesmuscheln, namentlich in der echten Perlmuschel (Meleagrina margaritifera L.), die in den südl. Meeren lebt, und der Flußperlmuschel (Margaritana margaritifera Retz., s. Malermuschel). Die P. sind Anhäufungen derselben Substanz, welche