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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pernau - Pernice
<s. Rotholz). Auch Gelb-, Guayak- und vortreffliches
Bauholz, Kokosnüsse, Balsam, Benzoe, Ipeca-
cuanha und andere Droguen sind wichtige Wald-
produkte. Man zieht alle Arten Haustiere, doch
arten Schafe und Ziegen aus; Wildbret, Affen
u. s. w. giebt es in großer Menge. Marmor findet
sich reichlich, Gold nur wenig. Stapelprodukte sind
Baumwolle, Zucker, Rum und Häute. Die Bewoh-
ner sind in der rationellen Landwirtschaft am weite-
sten vorgeschritten. Fabrikmäßig wird Eisengießerei,
Seifensiederei, Branntweinbrennerei und Zucker-
siederei betrieben. 4 Eisenbahnen führen von der
Hauptstadt ins Innere; die Fälle von Paolo Af-
fonso umgeht die Bahn von Iatoba nach Piranhas
in Alagoas. - 2) Hauptstadt des Staates P., bei
den Brasilianern Cidade do Necife oder Recife
(Riff) genannt, nach Rio de Janeiro und Vahia die
größte Stadt des Reichs, Sitz des Bischofs von
Olinda, eines Appellationstribunals, eines Handels-
gerichts, einer Fakultät der Jurisprudenz und eines
deutschen Konsulats, hat etwa 180000 E., darunter
viele Neger, liegt unter 8" 3' südl. Br. und 34° 52'
westl. Länge hinter einem mehrere Kilometer langen
Riff auf niedrigem Boden, ist daher trotz der neuen
Drainageanlage für Europäer ungesund und zer-
fällt in drei durch die zwei Flußmündungen getrennte
Stadtteile. (S. umstehenden Situationsplan.) Der
Bairro Necife, Sitz des Geschäftsverkehrs, enthält
das Zollamt, Sternwarte, großes Seearsenal mit
Schiffsjungenschule und Warenmagazine; ebenfalls
auf einer Insel liegt Säo Antonio mit Theater, Ka-
serne, Waisenhaus und dem Regierungsgebäude, das
noch aus Holland. Zeit stammt. Auf dem Festlande
liegt Boavista, das Villenviertel, mit dem Spital, der
Nechtsfakultät und dem erzbischöfl. Palast. 5 Brücken
verbinden die Stadtteile, die Straßen sind breit
und sauber, Pferdebahnen dienen dem Verkehr; es
bestehen Gasbeleuchtung, Wasserleitung von Ca-
ranga her und fünf große Krankenhäuser. Unter
den Kirchen ist Nossa Senhora da Conceicäo nen-
nenswert. Dampftrambahnen und 4 Bahnlinien
führen in das Binnenland. Neben dem Handel hat
sich die Industrie rasch entwickelt: es giebt Vaum-
wollspinnerci, Ölmühlen, Maschinenbau, Schiffs-
bau, Cigarrcnindustrie, Zuckerrasfinerie, Glas- und
Schuhfabrikation. Der Hafen, durch das 10 in
dreite, bei Sturmflut allerdings überflutete Riff
gebildet, ist mittlern Seeschiffen zugänglich, doch
plant man eine Vertiefung der Einfahrt sowie Dock-
bauten. Ausfuhrartikel sind: Zucker aus den Plan-
tagen ganz Nordbrasiliens nach Südbrasilien, Nord-
amerika, England; Baumwolle, Baumwollsamen,
Häute und Felle, Rum und Alkohol. Zur Ein-
fuhr kommen Maschinen, Stückgut, Flaschenbier,
Kabeljau, Metallwaren, Glas und Eisenbahnmate-
rial. 1895 liefen ein 700 Dampfer und 302 Segler
mit zusammen 1,i8 Mill. Registertonnen. Regel-
müßig laufen an Dampfer der I^o^ai HIaii steam
I>iicI<Qt (^oinpan^, der I'aciüe Zteam XkviZÄtion
Ooinpkn^, der N638kF6ri68 Naritim68, der Ham-
burg - Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesell-
schast und nordamcrik. Gesellschaften aus Newport
und Baltimore. Kabel gehen nach Europa, Nord-
amerika und nach dem Süden.
Pernau, rW. ?6i'nmv. 1) Kreis im nordwestl.
Teil des russ.Gouvernements Livland, am Rigaischen
Meerbusen, hat 5342,9 hkm, davon 35,3 ykin In-
seln im Mecre und 18,9 ykin Landseen, 97 673 E.;
Ackerbau, Viehzucht, Waldindustrie, Branntwein-
brennerei, Bierbrauerei, chem. und Tuchfabriken.
- 2) Kreisstadt im Kreis P. und Hafenstadt, an
der Mündung der Pernawa oder P. (134 km lang)
in den Nigaischen Meerbusen, Sitz eines deutschen
und anderer Konsuln, hat (1893) 13568 E., 1 russ.,
2 evang. Kirchen, Gymnasium, deutsche Zeitung,
Zollamt, 3 Banken, Seebäder und Seehasen; Aus-
fuhr (1893: 4,3 Mill. Rubel) von Getreide, Flachs,
Leinsamen: Einfuhr (122677 Rubel) von Heringen,
Steinkohlen, SuperPhosphaten. Den Schiffsverkehr
vermitteln 42 Dampfer, 20 Segelschiffe mit zusam-
men 28 880 t. P., 1255 gegründet, war ehemals
Festung mit bedeutendem Kriegshafen.
Pernice, Lothar Anton Alfred, Sohn von Ludw.
Wilh. Ant. P., geb. 18. Aug. 1841, widmete sich der
Jurisprudenz, habilitierte sich 1867 zu Halle, wurde
daselbst 1870 zum außerord. und 1871 zum ord. Pro-
fessor ernannt. 1872 wurde er nach Greifswald für
röm. Recht berufen, ging 1877 wieder nach Halle
und 1881 nach Berlin, wo er 1884 Mitglied der
Akademie der Wissenschaften wurde. Er schrieb:
"Zur Lehre von den Sachbeschädigungen nach röm.
Recht" (Weim. 1867), "Marcus Antistius Labeo.
Das röm. Privatrecht im 1. Jahrh, der Kaiserzeit"
(Bd. 1-3, Halle 1873-92).
Pernice, Ludw. Wilh. Ant., Jurist, geb. 11. Juni
1799 zu Halle, studierte daselbst, in Berlin und
Göttingen die Rechte, habilitierte sich 1821 zu Halle,
erhielt 1822 eine außerordentliche und 1825 eine
ordentliche Professur. 1843 wurde er Ordinarius
des Spruchkollegs, dessen Mitglied er seit 1823
war, und erhielt das Direktorat der Universität.
1844 schied er als Professor aus und wurde zum
außerordentlichen Negierungsbevollmächtigten an
der Universität ernannt; 1845 wurde er auch Direk-
tor des Halleschen Schöppenstuhls. 1848 trat er
wieder in die Fakultät ein, blieb aber Kurator. 1852
wurde er in die Erste Kammer gewählt. Seit 1854
war er Mitglied des Herrenhauses für die Univer-
sität Halle und Kronsyndikus. P. starb 16. Juli
1861 zu Halle. Er schrieb: "Geschichte, Altertümer
und Institutionen des röm. Rechts" (Halle 1821:
2. Aufl. 1824), " OIiLervationkZ ä6 principum eo
iuituniHU6 imperii geimaniei inäs 9.d H. NDOlÜOVI
Ludioctorum.juriä privati mut^ta rations" (ebd.
1827), "Huii68ti0N63 ä6^ui-6 pudlico AsrniÄnico"
(3 Hefte, ebd. 1831-35), "OoäEx Mi'i8 municiM-
1i8 Hai6ii3i8 " (ebd. 1839), "vs LanctH conloeäs-
ratione" (ebd. 1855), " OommentHtio ä6 8inFuIlili
ä^nH8tiao 8ckau6uia6 Mre" (1854), "Rechtsgutach-
ten betreffend die event. Succession der Sonderbur-
ger Linie des Hauses Holstein-Oldenburg" (Kopenh.
1863), "Die staatsrechtlichen Verhältnisse des gräfl.
Hauses Giech" (Halle 1859). - Vgl. P., Savigny,
Stahl (Berl. 1862).
Pernice, Victor Anton Herbert, Jurist, Sohn des
vorigen, geb. 14. April 1832 in Halle, widmete sich
dort, dann zu Bonn und Berlin jurist. und philol.
Studien, habilitierte sich 1856 zu Berlin für röm.
Recht und wurde 1857 Professor in Göttingen. 1866
trat P. in die Dienste des Kurfürsten von Hessen,
als dessen Bevollmächtigter er 1867 in Berlin, spä-
ter in Prag und Wien beschäftigt war. Er starb
21. April 1875 in Halle. Als Verteidiger der Got-
torpschcn Erbansprüche auf Schleswig-Holstein ist
P. Hauptvcrfasser der "Oldenburger Staatsschrift"
(Oldenb. 1864) sowie der "Kritischen Erörterungen
zur schlesw.-Holstein. Successionsfrage" (2 Bde.,
Cass. 1866). Er schrieb ferner: "Die Verfassungs-