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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Peru

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Peru (Republik)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pertz'

Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde», II, Hannov. 1877).

Peru (span. El Perú), südamerik. Republik, grenzt im W. an die Südsee, im N. an Ecuador, im O. an Brasilien und Bolivia und im S. an Chile. P. bedeckt seit dem Verlust von Tacna und Tarapaca an Chile 1137000 qkm. (S. Karte: Columbia u.s.w., Bd. 4, S. 439.)

Oberflächengestaltung. Die lange Küste ist sehr unvollkommen gegliedert, hat nur wenig gute Häfen (die besten sind Payta und Callao) und bietet auch nur wenige Inseln dar, die sämtlich klein und unbewohnt, zum Teil aber, wie die Lobos- und früher auch die Chincha-Inseln, wegen ihres Guanoreichtums von Bedeutung sind. Die vertikale Gliederung ist durch die Anden oder Cordilleren (s. d.) bedingt. Auch in P. ist der geolog. Aufbau ähnlich wie in Bolivia; altkrystalline und paläozoische Schichten im O., Kreide und Jura im W. Bis zu einer durchschnittlichen Entfernung von 120 km von der Küste und dieser parallel ist das ganze Land von den Anden durchzogen, die sich abwechselnd in zwei oder drei Ketten teilen, dann wieder in gewaltigen Gebirgsknoten zusammentreten und zwischen je zwei Ketten eine Reihe von Hochebenen und Hochthälern einschließen, welche, im Durchschnitt 4000 m hoch, teilweise von großer Ausdehnung sind. Die schmale Region im W. der Küstencordillere ist teils Ebene, teils niedriges Bergland (la Cuesta), gebildet von den Abhängen der Cordillere, die ziemlich steil gegen das Meer abfällt. Der größte Teil dieses Küstenstrichs und der Vorstufe besteht aus Kies- und Sandflächen, die nur hier und da, wo natürliche oder künstliche Bewässerung stattfindet, oasenartige Striche aufweisen. Auf diese Küstenregion folgt die Westcordillere, die vielfach bis in die Schneeregion emporragt und über welche nur beschwerliche Pässe auf die innere Hochebene führen. Die Region zwischen der Küsten- und den Binnencordilleren, bestehend aus einzelnen Plateaus, wird im Lande als Sierra bezeichnet; die Hochplateaus von 4000 m und darüber heißen Paramos oder Puna. Die Sierra im engern Sinne besteht aus Gebirgsthälern, welche zum Teil durch herrliches Klima und große Fruchtbarkeit den stärksten Gegensatz zu den nahe gelegenen eisigen Punas bilden. Gegen O. fällt das Andengebirge sehr steil ab zur Region der Montaña, d.i. die mit Urwäldern bedeckte Landschaft. Die Ebene ist ein noch wenig bekanntes, nur von wilden Indianern dünn bevölkertes Land. Vulkane kommen nur im südl. Teile des Landes vor, wo sie in der Küstenkette die Gruppe von Arequipa bilden und mit denen von Bolivia im Zusammenhang stehen. Auch Solfataren, Fumarolen und heiße Quellen zeigen sich hier. Erdbeben sind auf dem Gebirge selten und wenig heftig, in den östl. Landstrichen fast unbekannt, dagegen häufig an der Küste. Durch Erdbeben wurden Lima und Pisco 1687, Callao 1746, Truxillo (Anmerkung des Editors: richtig: Trujillo ) 1725–1816 dreimal und Arequipa 1582–1845 viermal zerstört. Die höchsten Gipfel der peruan. Anden sind der Misti oder Vulkan von Arequipa (6100 m), die Westcordillerenspitzen von Ancachs und das Gebirge von Carabaya östlich von Cuzco. Die Bewässerung ist sehr ungleich. Das Küstengebiet zählt zwar 61 Flüsse, die aber sämtlich unbedeutend, kurzen Laufs und teilweise in der trocknen Zeit ohne Wasser sind. Großartig dagegen ist die Bewässerung der Ostabdachung und der ihr vorliegenden Ebene, sowie zum Teil auch im Hochlande selbst. Mit ↔ Ausnahme der dem Titicacasee zugehenden Flüßchen laufen alle Wasser im O. der Hauptwasserscheide dem Amazonenstrom zu, der im Lande seinen Ursprung nimmt. Er empfängt aus P., nachdem er in seine Richtung nach O. übergegangen, namentlich zwei große Ströme, welche seinem obern Laufe (Tunguragua) parallel fließen und wasserreicher sind als er selbst, den Huallaga (s. d.) aus dem Apurimac und Urubamba und den Ucayali (s. d.). Außer dem nur teilweise hierher gehörigen Titicacasee hat P. noch eine Menge Seen (lagunas), besonders auf den Gebirgen, wie den Lauricocha, aus dem der Amazonas entspringt, den Chinchaycocha bei Cerro de Pasco, den Urcossee bei Cuzco.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Schon das Klima der Küstenregion bietet zwei Unterabteilungen dar. Der Küstenstrich bis zur Höhe von 4 bis 500 m kennt keinen Regen; nur von Mai bis Oktober wird der Boden durch rieselnde Nebel (garua) erfrischt. In wenigen Tagen sprießt dann wie auf Zauberschlag ein üppiges Grün, und vier Monate lang finden Rinder-, Pferde-und Schafherden reichliche Nahrung. Zwischen 500 und 1300 m Höhe, im Bereich der nach W. gerichteten Cordillerenthäler, treten an Stelle der Nebel heftige Platzregen; aber trotz der höhern Lage ist das Klima heißer als in der Küstenebene, wo das Meer die Hitze mildert. Die mittlere Temperatur an der Küste ist in der heißen Jahreszeit 27°C., in der kalten 19°, dagegen in den obern Gegenden 29 und 25°C. Lima hat eine mittlere Jahrestemperatur von 18,5°C., das unter gleicher Breite gelegene San Bento an der Ostküste 24,8°C. Der Februar ist der heißeste Monat mit 23,4°C., der Juli der kühlste mit 14,7°C. Weder hier noch dort ist die wilde Flora sehr üppig, die kultivierte aber in beiden Regionen ganz außerordentlich. Die westl. Sierraregion hat trockne Luft, im Sommer kühle Nächte, im Februar oft Nachtfröste. Die Sierraregion ist fruchtbar und erzeugt europ. Gemüse-, Frucht- und Getreidearten. Die Waldvegetation fehlt auch hier. Die Region der westl. Cordilleren umfaßt die höchsten Teile am Westabhange von 3600 m, am Ostabhange von 4000 m. Die Vegetation erhebt sich hier bis zur Höhe von 5000 m und besteht vorzüglich aus niedern Kakteen, Kruciferen und Dryaden. In der Punaregion wehen das ganze Jahr kalte West- und Südwestwinde, besonders stark im September und Mai. Furchtbare Gewitter entladen sich häufig, vorzüglich von November bis April, denen gewöhnlich Schneegestöber, dann bei der dünnen Luft brennendheißer Sonnenschein folgt. Von Mai bis Oktober ist der Himmel heiter, Gewitter seltener, die Nächte sehr kalt. Der Wechsel der Temperatur beträgt innerhalb 24 Stunden oft 25°C. Braungelbe Gräser sind hier charakteristisch, und unter diesen herrscht die stachelige Ichu vor. Die Olluca (Ullucus tuberosa Loz.) vertritt die Kartoffel.

Die östl. Sierraregion besteht aus den sanft nach O. geneigten Thälern zwischen 2600 und 3600 m Höhe, die von der Punaregion meist durch schroff einfallende Felsrücken getrennt werden. Die mittlere Temperatur ist in der Winter- oder Regenzeit am Tage 14, nachts 5, im Sommer bezüglich +17 und –5°C. Der Winter beginnt auch hier im Oktober, und der Regen dauert dann oft wochenlang. Gewitter sind häufig, sehr oft von Hagel und Schnee begleitet. Im Mai beginnt der Sommer und mit ihm nächtlicher Frost, der oft der Ernte schadet. Der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1051.