Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pflaumenrüsselkäfer; Pflaumenwespe; Pflaumenwickler; Pflegekindschaft; Pfleger; Pfleiderer; Pfleiderer; Pflicht

65

Pflaumenrüsselkäfer – Pflicht

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pflaume'

Damascenen, beide mit saftigem, weichem Fleisch, wohl für die Tafel, nicht aber zum Dörren geeignet; 3) Eierpflaumen, Früchte eiförmig, groß und sehr groß, nach dem Stiele hin verjüngt, mit weichem Fleisch, nur als Schaufrüchte verwendbar; 4) Edelpflaumen, Reineclauden, runde und rundliche Früchte von edelm, zuckerigem Geschmack und etwas dichtem Fleisch; 5) Wachspflaumen, Mirabellen, kleine runde oder rundliche Früchte mit dichtem, sehr süßem Fleisch; zum Dörren geeignet; Baum vielästig, von sperrigem Wuchs; 6) Zwetschen (s. d.), längliche, nach oben und unten verjüngte Früchte mit süßem, festem Fleisch; zum Dörren geeignet; 7) Halbzwetschen, Früchte oval, oben und unten gleichmäßig abgerundet, mit festem Fleisch; zum Dörren geeignet; 8) Dattelzwetsche, sehr lange, elliptische Früchte; 9) Haferpflaumen, Früchte von runder Form, nicht für die Tafel geeignet; 10) Spillinge, längliche P., für die Tafel unbrauchbar. Jede dieser Familien teilt Lucas nach der Farbe der Frucht in fünf Ordnungen und letztere nach dem Grade der Löslichkeit des Fleisches wieder in drei Unterordnungen.

Die besten für Tafel und Wirtschaft sind: die Hauszwetsche oder Bauernpflaume (s. Tafel: Steinobst, Fig. 5, Ende September), die große grüne Reineclaude (Fig. 7, Anfang September), doppelte Mirabelle (Ende August); für ganz warme Lagen die spät reifende aber sehr tragbare Anna Späth (Anfang Oktober). Aprikosenpflaumen werden einige gelbe, rot punktierte Damascenen genannt.

Der Pflaumenbaum: wächst am besten auf frischem Boden; in trocknem Erdreich verkümmert er, weil die flach unter der Erdoberfläche laufenden Wurzeln leicht von der Dürre des Sommers leiden. Zur Vermehrung der edlen P. pflanzt man in einer Baumschule Sämlinge oder Ausläufer der Damascenerpflaume oder des Zwetschenbaumes auf und veredelt diese durch Okulation in Erdhöhe, um aus dem Edeltrieb Hochstämme oder seltener Zwergstämme zu ziehen. Sämlinge und Ausläufer der Hauszwetsche geben zwar auch teilweise gute Früchte, daneben aber viel unbrauchbares Pflanzmaterial; aus diesem Grunde sollte man nur veredelte Hauszwetschen (Baumpflanzen) anpflanzen. Als feinste Handelssorten gelten die franz. Katharinenpflaumen. Überhaupt liefert Frankreich gute Pflaumensorten, dann die Balkanhalbinsel (türkische P.), namentlich Serbien und Bosnien, ferner Böhmen, Thüringen (Saalepflaumen), Bayern. Die Hauptausfuhrplätze für franz. getrocknete P. sind Bordeaux, Toulon und Marseille; für türkische und österreichische Budapest, Triest und Hamburg.

Pflaumenrüsselkäfer, s. Rüsselkäfer.

Pflaumenwespe, s. Blattwespen.

Pflaumenwickler, s. Wickler.

Pflegekindschaft, s. Annahme an Kindesstatt.

Pfleger, der deutsche Ausdruck für Kurator (s. Kuratel, Bd. 10, S. 827).

Pfleiderer, Edmund, philos. Schriftsteller, geb. 12. Okt. 1842 zu Stetten bei Cannstatt, besuchte das Tübinger Stift, war seit 1864 Hilfsprediger, wurde 1866 Repetent am Seminar zu Maulbronn, 1867 am Stift zu Tübingen, nahm als Feldprediger am Deutsch-Französischen Kriege teil, wurde 1872 Diakonus in Sindelfingen bei Stuttgart, 1873 ord. Professor der Philosophie in Kiel, 1878 in Tübingen. P. schrieb: «G. W. Leibniz als Patriot, Staatsmann und Bildungsträger» (Lpz. 1870), «Leibniz als Verfasser von zwölf anonymen Flugschriften» (ebd. 1870), «Erinnerungen und Erfahrungen eines Feldpredigers» (Stuttg. 1874), «Empirismus und Skepsis in David Humes Philosophie» (Berl. 1874), «Der moderne Pessimismus» (ebd. 1875), «Die Idee eines goldenen Zeitalters» (ebd. 1877), «Eudämonismus und Egoismus» (Lpz. 1880), «Kantischer Kriticismus und engl. Philosophie» (Halle 1881), «Lotzes philos. Weltanschauung» (Berl. 1882; 2. Aufl. 1884), «Die Philosophie des Heraklit von Ephesus im Lichte der Mysterienidee» (ebd. 1886), «Zur Lösung der Platonischen Frage» (Freib. i. Br. 1888), «Erlebnisse eines Feldgeistlichen im Krieg von 1870 und 1871» (Münch. 1890).

Pfleiderer, Otto, prot. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 1. Sept. 1839 zu Stetten, studierte in Tübingen unter Baur, war Pfarrvikar zu Eningen bei Reutlingen, wurde dann Repetent am Stift zu Tübingen, 1868 Stadtpfarrer zu Heilbronn, 1870 zuerst Oberpfarrer und Superintendent in Jena, bald darauf Professor der praktischen Theologie daselbst und Mitglied des großherzogl. Kirchenrats. 1875 wurde er ord. Professor der systematischen Theologie in Berlin. P. ist ein Hauptvertreter der liberalen Theoloqie. Er veröffentlichte: «Die Religion, ihr Wesen und ihre Geschichte» (2 Bde., Lpz. 1869), «Moral und Religion» (ebd. 1872), «Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage» (Berl. 1878; 2. Aufl., 2 Bde., 1883‒84), «Die Ritschlsche Theologie kritisch beleuchtet» (Braunschw. 1891), «Geschichte der Religionsphilosophie von Spinoza bis auf die Gegenwart» (3. Aufl., Berl. 1893). Auf dem Gebiet der neutestamentlichen Forschung machte sich P. durch eine Reihe von Abhandlungen über johanneische und paulinische Theologie in Hilgenfelds «Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie» sowie durch die Schriften «Der Paulinismus» (Lpz. 1873; 2. Aufl. 1890) und «Das Urchristentum, seine Schriften und Lehren» (Berl. 1887) bekannt. Für ein in London erscheinendes Sammelwerk schrieb er «The development of theology since Kant» (Lond. 1890; in erweiterter deutscher Ausgabe: «Entwicklung der prot. Theologie in Deutschland seit Kant und in Großbritannien seit 1825», Freib. i. Br. 1891). Ein Kompendium für Studierende ist der «Grundriß der christl. Glaubens- und Sittenlehre» (Berl. 1880; 5. Aufl. 1893). Seine an der Universität zu Edinburgh 1894 vorgetragenen Gifford-Lectures erschienen u. d. T. «Philosophy and development of religion» (2 Bde., Edinb. 1894).

Pflicht, allgemein das, was man soll, also der Gegenstand irgend eines Gebotes, z. B. der Eltern oder Erzieher, des Staatsgesetzes, der öffentlichen Meinung, der Sitte, des Anstandes u. s. w., vorzugsweise aber (in der Ethik) das innere Gebot des Sittengesetzes, das sich dadurch von jedem andern kenntlich unterscheidet, daß es ein unbedingtes Soll ausspricht. Das sittliche Gebot beruht auf Freiheit, nicht auf äußerm oder innerm Zwang; daß es trotzdem als eine uns obliegende Verpflichtung betrachtet wird, hat seinen Grund darin, daß der sittliche Wille in uns nur im Kampfe mit andern Machten (Neigungen und Begierden) sich behauptet. Im idealen Zustande sittlicher Vollkommenheit würde das Gute aufhören, P. zu sein, weil es von selbst gewollt wäre; daher wir den göttlichen Willen zwar gut, aber nicht einer P. unterworfen denken. Von einer Kollision oder einem Konflikt der P. spricht man, wenn mehrere sittliche Forde-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 66.