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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Portugal (Francisco de) - Portugiesische Eisenbahnen

netts beauftragt. Auch ihm gelang es nicht, ein günstiges Abkommen mit England zu treffen, worauf der König sich veranlaßt sah, 11. Okt. den General Abreu de Souza mit der Bildung eines neuen Kabinetts zu betrauen, das 28. Mai 1891 mit England zu einem Abkommen gelangte, worin P. ein Teil des streitigen Gebietes nördlich vom Sambesi eingeräumt und die Schiffahrt auf dem Sambesi und dem Schire für frei erklärt wurde. Dieser Vertrag wurde 6. Juni von den Cortes genehmigt. Inzwischen hatte sich die wirtschaftliche Lage des Landes immer mehr verschlechtert. Eine schwere Geschäftskrisis suchte das Land heim, und die Finanzlage des Staates war im höchsten Grade unbefriedigend. Da alle Versuche, sie zu bessern, fehlschlugen, trat Abreu de Souza zurück und erhielt als Nachfolger 18. Jan. 1892 den Advokaten Dias Fereira. Ein Gesetz, das im Februar von beiden Kammern angenommen wurde, reduzierte die Beamtengehälter um 5-20 Proz. und erhöhte die direkten Steuern; auch der König verzichtete auf ein Fünftel seiner Civilliste; dennoch vermochte P. seinen Verbindlichkeiten nicht nachzukommen und erklärte, indem den Staatsgläubigern durch ein Dekret vom 13. Juni nur ein Drittel ihrer Zinsen angewiesen wurden, thatsächlich den teilweisen Staatsbankrott. Ernste Proteste, die von der deutschen Regierung sowie von den übrigen dabei interessierten Mächten gegen dieses Verfahren erhoben wurden, blieben ohne Erfolg, und erst als in der Kammer selbst die Notwendigkeit eines Abkommens mit den auswärtigen Gläubigern betont wurde, trat Dias Fereira zurück, worauf 22. Febr. 1893 der Generalprokurator am Obersten Gerichtshof Hintze Ribeiro an die Spitze der Regierung trat, der Ersparungen zu machen suchte, indem das Militär um 10000 Mann verringert wurde. Eine Ausbesserung, die er den Zinsen der auswärtigen Schuld zuwandte, war zu gering, als daß sie die Gläubiger hätte befriedigen können.

Litteratur. Außer den Werken Herculanos (s. d.) vgl.: Gebauer, Portug. Geschichte (2 Bde., Lpz. 1759); Fortia d’Urban und Mielle, Histoire de P. (10 Bde., Par. 1828-29); Schäfer, Geschichte von P. (5 Bde., Hamb. und Gotha 1836-54); Rebello da Silva, Historia de P. nos seculos XVII e XVIII (5 Bde., Lissab. 1860-71); S. J.^[Simão José] da Luz Soriano, Historia da guerra civil (5 Bde., ebd. 1870-76); Barbosa de Pinho Leal, P. antigo e moderno (7 Bde., ebd. 1873-77); Latino Coelho, Historia politica e militar de P. (Bd. 1-3, ebd. 1874-92); R. Giedroye, Résumé de l’histoire du P. au XIX<sup>e</sup> siècle (Par. 1876); Pepper, Le P., ses origines, son histoire etc. (ebd. 1879); MacMurdo, The history of P. from the reign of Diniz to the reign of Alfonso V. (2 Bde., Lond. 1889).

Portugal, Francisco de, portug. Dichter, geb. 1585 zu Lissabon, kämpfte tapfer in Brasilien und in Indien, zog sich später in ein Lissaboner Kloster zurück, wo er 1632 starb. Als Dichter huldigte er dem Gongorismus (s. Gongora y Argote). Von seinen zum Teil spanisch, zum Teil portugiesisch geschriebenen Werken sind die bedeutendsten: "Divinos e humanos versos" (Lissab. 1652), eine Sammlung von peninsularen Romanzen, Glossen, Liedern und von italianisierenden Sonetten, Canzonen, Terzinen u. s. w., und das span. Prosawerk "Arte de galanteria" (ebd. 1670), welches kulturhistorisch sehr merkwürdig ist, da es das Ideal des span. Höflings im 17. Jahrh. zeichnet.

Portugalēse, Kartenspiel portug. Ursprungs zwischen zwei Personen mit einer vollständigen Whistkarte. Jeder Spieler erhält 3 Karten. "Es giebt dabei keinen Trumpf, sondern die Karten rangieren in ihrer gewöhnlichen Reihenfolge von der Zwei bis zum As. Hat die Vorhand ein Blatt ausgespielt, welches der Gegner nicht stechen kann, so muß letzterer es an sich nehmen, worauf ersterer von den beim Geben übriggebliebenen 46 Blättern eins abhebt, weil jeder ständig 3 Blätter in der Hand haben muß. Jeder spielt so lange aus, bis der Gegner sticht, und wer schließlich zuerst sein letztes Blatt aus der Hand giebt, hat gewonnen.

Portugalēser, auch Portugalöser, Goldmünze, nach dem Vorbilde einer zuerst unter König Emanuel von Portugal (1479-1521) geschlagenen Goldmünze namentlich von den Münzständen des nördl. Deutschlands, Dänemarks u. s. w. im 16. und 17. Jahrh. geprägt, im Wert von 10 Dukaten, in Hamburg seit 1878 = 100 M. Es gab mehrfache, auch halbe und Viertelportugaleser von demselben Gepräge, die sich aber nur durch die Dicke des Schrötlings unterschieden. Der P. war ursprünglich Verkehrsmünze, später wurde er zur Schaumünze, so in Hamburg. (S. Bankportugaleser.)

Portugalēte, Außenhafen von Bilbao (s. d.).

Portugalöl, s. Bergamottöl.

Portugalöser, Goldmünze, s. Portugaleser.

Portugiesische Eisenbahnen. Das Eisenbahnnetz des Königreichs Portugal umfaßte 1. Jan. 1893: 2293 (nach anderer Berechnung 2300) km, d. i. 2,5 km auf 100 qkm und 4,9 km auf 10000 E., und zerfällt in drei Teile. In dem nördl. Gebiet, zwischen dem Douro und Minho sowie den Städten Oporto und Valença do Minho befindet sich die (340 km) Minho-Dourobahn (Verwaltung in Oporto). Die Landesteile südlich von Lissabon werden von der Süd- und Südostbahn (475 km, Verwaltung in Lissabon), seit 1869 im Besitz und Betrieb des Staates, durchschnitten. Die nördl. Linien stehen mit den span. Eisenbahnen in Verbindung, die südlichen verbinden die Flüsse Tejo und Guadiana und endigen bei der Stadt Barreiro, gegenüber Lissabon. Zwischen diesen beiden Staatsbahnnetzen befindet sich eine Privatbahn: die "Königl. Gesellschaft der portug. Eisenbahnen" (Compagnie royale des chemins de fer portugais) in Lissabon (Komitee in Paris). Ihre Linien (1894 über 1100 km) verbinden Lissabon und Oporto und mit einer Zweigbahn Badajoz, wo sich die span. Eisenbahn nach Madrid anschließt. Die 1854 eröffnete Teilstrecke Lissabon-Carregado (36 km) der Linie Lissabon-Oporto war die erste Eisenbahn Portugals. Eine zweite Verbindung mit dem span. Eisenbahnnetz wird hergestellt durch eine von Torres das Varges abzweigende Bahn nach Valencia de Alcantara. Die von dort auf span. Gebiet nach Caceres führende Eisenbahn steht mit der Königl. Gesellschaft in Verbindung. Ferner besteht noch eine Privatbahn in Portugal: die Beira-Altabahn (252 km, Sitz der Verwaltung in Paris), die von Figueira an der Mündung des Mondego über Pampilhosa nach Villar Formoso an der span. Grenze geht und sich hier nach Salamanca fortsetzt. Von den vorhandenen vier Schmalspurbahnen Foz Tua-Mirandella (55 km), Sta. Combadão-Vizeu (50 km), Porto-Famalicão (57 km) und Bougado-Guimarães (33 km) gehören die beiden ersten der Nationalen Eisenbahngesellschaft, die beiden letzten dem Staate.