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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Preußen (Verkehrswesen)

Für die Bergwerks- und Hüttenarbeiter besteben Zwangskassen seit Jahrhunderten bei einzelnen Werten oder in größern Bezirken, und zwar versichern diese Knappschaftskassen ihren rund 428500 Mitgliedern auch Invalidenpensionen und bieten verschiedene andere Vorteile. Ähnlich sind die mit Zuschußverpflichtung der Arbeitgeber ausgestatteten Fabrikarbeiter-Unterstützungskassen und Gesellenkassen für einzelne Anstalten und Berufszweige oder für die betreffenden Arbeiter innerhalb des Gemeindebezirks eingerichtet. An Krankenkassen, welche nach dem Reichsgesetz vom 15. Juni 1883 den Zwecken der Krankenversicherung dienten, bestanden (Ende 1892) 9447; dieselben hatten insgesamt 67048102 M. Einnahme, 63324787 M. Ausgabe, also Mehreinnahme 3723315 M.

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Stand der Krankenkassen im J. 1892:

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Kassenarten Ende 1892 Mitglieder am Schlusse des Jahres Überhaupt Davon weibliche Es kamen auf 100000 Einw. Kassen 1000 E. Kassenmitglieder eine Kasse Mitglieder

Gemeindekrankenversicherung 1771 317666 66117 5,5 11,5 209,1

Ortskrankenkassen 2932 1774653 345270 9,6 63,5 661,8

Betriebs-(Fabrik-)Krankenkassen 3531 944131 154024 11,5 32,2 281,0

Baukrankenkassen 73 10875 114 0,2 0,7 325,6

Innungskrankenkassen 297 41867 2861 1,0 1,7 174,4

Eingeschriebene Hilfskassen 787 288511 25674 2,5 9,8 383,8

Auf landesrechtlicher Vorschrift beruhende Hilfskassen 56 14283 3713 0,2 0,5 265,4

Zusammen 9447 3391986 597773 30,4 119,6 393,1

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Hierzu kommen noch 74 Knappschaftsvereine (1971 Werke) mit 428494 Mitgliedern, so daß die sämtlichen 9521 Kassen 3820480 Mitglieder zählen. Verhältnismäßig schwach besetzt sind die Anstalten der ebenfalls hierher gehörigen Gewerkvereine (s. d.) nach Hirsch-Dunckerschem Muster. Die Pensionsverhältnisse der Staatsbeamten und der Lehrer sind gesetzlich geregelt, desgleichen die Sorge für die Hinterbliebenen der Civilbeamten und der Lehrer. Für die Beamten der Gemeinden und vieler großen Privatunternehmungen, sowie für die Werkstättenarbeiter und das untere Betriebspersonal der Eisenbahnen, besonders der Staatsbahnen, bestehen Pensionskassen mit Zuschüssen der Gemeinden oder Unternehmer (s. Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz). Von den nach Schulze-Delitzschen Grundsätzen arbeitenden Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften gab es (Ende Mai 1894) in P. 5489 Vorschuß- und Kreditvereine, von denen 1038 einen Umsatz von 1518,8 Mill. M. berichteten; daneben bestanden viele Konsumvereine, Rohstoff-, Magazin-, Werk- und Baugenossenschaften.

Verkehrswesen. Der Verkehr hebt sich mit der wachsenden Industrie, dein Handel und dem weitern Ausbau der Verkehrsstraßen. 1882 waren im Land- und Wasserverkehr sowie in den hierher zu rechnenden Gewerben für Beherbergung und Erquickung 415988 Personen erwerbsthätig; mit Einrechnung der Angehörigen u. s. w. derselben lebten im ganzen 1349687 Bewohner der Monarchie unmittelbar vom Verkehr.

Land- und Wasserstraßen. In der Erbauung von Landstraßen (Chausseen) ist P. in der neuesten Zeit mit Aufwendung beträchtlicher Mittel (früher aus Staatsfonds, gegenwärtig aus Provinzial- und Kreisfonds) vorangegangen. Es giebt deren innerhalb der westl. Provinzen ungleich mehr als innerhalb der östlichen; sie gehören gegenwärtig, nachdem die Straßenbauangelegenheiten den Selbstverwaltungskörpern übertragen sind, entweder den Provinzialverbänden oder den Kreisen, nur wenige einzelnen Gemeinden oder Privatpersonen. P. hatte (1891) insgesamt 86526,5 km Chausseen, darunter 42350,2 Kreis-, 31826,6 Provinz- und Bezirks-, 10066,6 Gemeindechausseen. Die meisten Chausseen haben Schlesien (15699,9 km) und Hannover (12697,8 km); in beiden Provinzen überwiegen die Kreischausseen bedeutend (11713 und 6803 km); die wenigsten haben Hohenzollern (882 km) und Schleswig-Holstein. Unter 5000 km haben ferner Westpreußen, Pommern und Posen.

Der Verkehr auf den Wasserstraßen (Flüsse und Schiffahrtskanäle, s. d.) ist sehr beträchtlich und mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes immer mehr gestiegen, nachdem eine durchgreifende Regulierung der Wasserstraßen, der Bau leistungsfähiger Kanäle, eine Ermäßigung der Kanalgebühren und früher schon die Aufhebung der Flußzölle vorgenommen worden ist.

Binnenschiffahrt. Der Bestand an in P. beheimateten Fluß-, Kanal-, Haff- und Küstenschiffen belief sich (Anfang 1893) auf 14515 (darunter 860 Dampfschiffe), von 14249 wird die Tragfähigkeit auf 1896209 t angegeben; 1888 hatten 701 Dampfer Maschinen von 88202 indizierten Pferdestärken. Der Seeverkehr ist in einzelnen Hafenplätzen sehr umfangreich. P. besitzt, außer kleinern, 26 Häfen, in denen der Seeverkehr größere Bedeutung hat; dieselben sind: Memel, Königsberg, Pillau, Neufahrwasser (Danzig), Stolpmünde, Kolbergermünde, Swinemünde, Stettin, Wolgast, Stralsund, Saßnitz, Ohrt auf Fehmarn, Heiligenhafen, Neumühlen bei Kiel, Kiel, Holtenau, Flensburg, Sonderburg, Tönning, Altona, Harburg, Geestemünde, Wilhelmshaven, Emden, Leer und Papenburg. In den meisten Artikeln dieser genannten Häfen ist der Umfang des Schiffsverkehrs angegeben. Am großen Weltverkehr nimmt das Land indessen einen seiner sonstigen Bedeutung nicht entsprechenden Anteil, da es sich vielfach der Vermittelung der Hansestädte, in den westl. Provinzen der Niederlande bedient. Anfang 1894 verfügte die preuß. Reederei über 2086 registrierte Seeschiffe mit 312439 Registertons Nettoraumgehalt und mit 11621 Mann Besatzung; darunter befanden sich 414 Dampfschiffe mit 166057 Registertons und 5163 Mann. Auf Ostpreußen