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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Puttkamer (Maximilian von) - Püttlingen (Landgemeinde)
öffentlichte zuerst einzelne Dichtungen und Über-
setzungen nach Alfred de Musset und Dante, dann
das histor. Drama "Kaiser Otto III." (Glog. 1882),
einen Band "Dichtungen" (Lpz.1885), "Accorde und
Gesänge" (Strahb. 1889) und "Offenbarungen"
(Stuttg. 1894), und verfaßte ein Drama "Cyrus",
das in Straßburg mit Erfolg aufgefübrt wurde.
Puttkamer, Maximilian von, Staatsmann,
Vetter und Schwager von Rob. Victor P., geb.
28. Juni 1831 auf Groß-Nossin in Pommern,
studierte in Vonn und Berlin die Rechte, arbeitete
als Gerichtsassessor bei den Landgerichten in Koblenz
und Bonn, wurde 1861 Kreisrichter in Fraustadt
(Posen), 1871 Rat bei dem Appellationsgericht zu
Colmar, 1877 Generaladvokat bei diesem Gerichts-
hofe und 1879 als Chef der Justizverwaltung zum
Mitglied des neugebildeten Ministeriums für Elsaß-
Lothringen in Straßburg i. E. ernannt. 1882 wurde
ihm außerdem die gesamte Gefängnis- und die Kul-
tusverwaltung, mit Ausnahme des öffentlichen
Unterrichts, übertragen. Seit 1879 versieht er zu-
gleich die Geschäfte eines Kommissars des kaiserl.
Statthalters beim Bundesrate in Berlin und ist seit
1884 stellvertretender preuh. Bevollmächtigter bei
dieser Körperschaft. Dem Reichstage gehörte er
1867-81 und dem preuh. Abgeordnetenhause 1867
-71 als Vertreter des Kreises Fraustadt an. Er
war Mitglied der nationalliberalen Partei, bis er
infolge der ablehnenden Haltung seiner Fraktion ge-
genüber der Zolltarifvorlage mit Volk und einigen
andern Genossen ausschied. Mit Einsicht und Ener-
gie vertrat er im Reichstag und Landesausschuft
die reichsländischen Angelegenheiten. Als 1887 der
Minister von Hofmann seine Entlassung einreichte,
wurde P. die allgemeine Stellvertretung in den Ge-
schäften des Staatssekretärs übertragen, 5. Mai 1888
wurde er zum Wirkl. Geheimrat und im Febr. 1889
zum Staatssekretär von Elsaß-Lothringen ernannt;
diese Stellung schließt auch die Leitung der Schul-
angelegenheiten in sich.
Puttkamer, Robert Victor von, preuß. Staats-
mann, geb. 5. Mai 1828 zu Frankfurt a. O., Sohn des
Oberprüsidenten der Provinz Posen Eugen von P.,
studierte seit 1846 in Berlin, Heidelberg und Genf
Rechts- und Staatswissenschaften, moderne Spra-
chen und Geschichte, arbeitete dann als Auskultator
am Gericht zu Danzig, wurde 1851 Gerichtsreferen-
dar, 1852 Regierungsreferendar und 1854 Regie-
rungsassessor. In dieser Eigenschaft war er bis
Ende des Jahres bei der Direktion der Ostbahn zu
Bromberg thätig, wurde dann als Hilfsarbeiter in
die Eisenbahnadteilung des Handelsministeriums
berufen und begleitete im Jan. 1859 den Unter-
staatssekretär von Pommer-Esche als Oberprüsidial-
rat nach Koblenz. 1860 wurde er zum Landrat des
Demminer Kreises und während des Deutschen
Krieges von 1866 zum Civilkommissar von Mähren
berufen. Nach dem Friedensschluß trat er als Hilfs-
arbeiter in das Ministerium des Innern, dann als
vortragender Rat in das neubegründete Bundes-
kanzleramt. 1871 wurde er zum Regierungspräsi-
denten von Gumbinnen, 1875 zum Bezirkspräsiden-
ten von Lothringen, 1877 zum Oberpräsidenten von
Schlesien ernannt. Nach dem Rücktritt des Ministers
Falk übernahm P. 14. Juli 1879 das Kultusmini-
sterium. Er brachte im Landtage ein Gesetz durch,
welches die Regierung ermächtigte, gewisse Bestim-
mungen der Maigesetze außer Kraft zu setzen. Durch
einen Erlaß P.s vom 21. Jan. 1880 wurde in den
preuß. Schulen eine berichtigte deutscheOrthographie
eingeführt(sog.Putt kam ersche Orthographie).
Am 18. Juni 1881 übernahm er das Ministerium des
Innern und erhielt im Oktober das Vicepräsidium
des preuß. Staatsministeriums. 1874 wurde P.
vom Wahlkreis Lyck-Oletzko-Johannisburg, 1878
und 1881 vom Wahlkreis Löwenberg in den Deut-
schen Reichstag, 1880 von diesem Wahlkreis ins
preuß. Abgeordnetenhaus gewählt (Hospitant der
deutschkonservativen Partei). Im Dez. 1884 ward
er zum Bevollmächtigten für den Bundesrat ernannt.
Seine hauptsächlichste Aufgabe in Preußen war zu-
nächst die Fortführung und der Abschluß der Ver-
waltungsreform. Öffentlich trat weit mehr hervor
der Kampf P.s gegen die Socialdemokratie in der
strengen Durchführung des Socialistengesetzes, in
der Überwachung der socialistischen Agitation im
Auslande und in den Debatten des Reichstages.
Auf seinen Antrag verfügte 1886 das Staatsmini-
sterium die Beschränkung des Versammlungsrechts
in Berlin. Die Richtschnur seiner Haltung gegen-
über den übrigen Oppositionsparteien bildete der
königl. Erlaß an das preuß. Staatsministerium
vom 4. Jan. 1882, der den mit der Ausführung
der Regierungsakte betrauten Beamten zur Pflicht
machte, die Politik der Regierung auch bei den
Wahlen zu vertreten. Die Freisinnigen warfen P.
direkte Wahlbeeinftussungen vor, und die Debatten
des Abgeordnetenhauses, 26. Mai 1888, über die
Wahl in Elbing-Marienburg führten schließlich
zum Sturze P.s. Ein Handschreiben Kaiser Fried-
richs vom 7. Juni 1888, das ungeachtet einer dem
Kaiser von dem Minister unterbreiteten, sein Ver-
halten bei den Wahlen rechtfertigenden Denkschrift
einen herben Tadel früherer Vorgänge bei den Wah-
len enthielt, veranlaßte P. seine Entlassung einzu-
reichen, die ihm 8. Juni auch bewilligt wurde. An-
fang Jan. 1889 erhielt er vom Kaiser Wilhelm II.
den Schwarzen Adlerorden und Ende Juni 1891
wurde er zum Oberpräsidenten von Pommern er-
nannt. P. legte nun sein Mandat für den Reichs-
tag nieder, in welchem er seit 1890 den Wahlkreis
Stolp vertreten hatte.
Puttkammer K Mühlbrecht, Buchhandlung
für Staats- und Rechtswissenschaft in Berlin, gegrün-
det1868von Otto Mühlbrecht (geb. 28. Febr. 1838
in Braunschweig, Mitglied des Litterarischen Sach-
verständigenvereins in Berlin, Verfasser bibliogr.,
buchhändlerischer u. a. Schriften und Abhandlungen;
letztere zum Teil gesammelt in " Erinnerungen aus
dreißig Jahren", Verl. 1890) in Gemeinschaft mit
L.A.Kallm ann, an dessen Stelle noch in demselben
Iabre Albert Puttkammer (geb. 23. Dez. 1840
in Danzig) trat. Der Sortimentsbetrieb hat einen
internationalen Charakter und wird gefördert durch
die von O. Mühlbrecht herausgegebene "Allgemeine
Bibliographie der Staats- und Rechtswissenschaft"
(1868 fg.) und den "Wegweiser durch die neuere Lit-
teratur "der Rechts- und Staatswissenschaft" (1886;
2. Aufl. 1893). Der Verlag enthält ferner die Publi-
kationen des kaiserl. Statistischen Amtes, pM. Flug-
schriften, rechts- und staatswissenschaftliche Werke.
Püttlingen, Landgemeinde mit Bürgermeisterei
im Kreis Saarbrücken des preuß. Reg.-Bez. Trier,
im Köllerthal, mit Nebenbahn nach Völlingen, be-
steht aus 8 Ortschaften und hat (1890) 9810 E., dar-
unter 1128 Evangelische und 22 Israeliten, Post,
Fernsprechverbindung; Steinkohlenbergbau, Kram-
und Viehmärkte. Das Dorf P. besteht seit 1413.