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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pyrĕthrum; Pyretĭka; Pyrĕxie; Pyrgos; Pyrheliomēter; Pyridīn; Pyridinbasen; Pyriphlegethon; Pyrīt; Pyritoēder; Pyritoīde; Pyritz; Pyrker; Pyrmont

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Pyrethrum - Pyrmont (Fürstentum)

krugförmigen Vertiefungen der Fruchtkörper eingeschlossen sind, während bei den Discomyceten die Sporenschläuche auf scheiden- oder becherartigen Fruchtkörpern sich befinden. Neuerdings rechnet man hierher auch die Perisporiaceen, obgleich ihre Perithecien nicht krugförmige Vertiefungen darstellen, sondern als kugelige Körper entwickelt sind, die in ihrem Innern die Sporenschläuche enthalten. Es gehören hierher einige Schimmelpilze, wie die Arten der Gattungen Aspergillus (s. d.) und Penicillium sowie die Meltaupilze (s. Meltau).

Pyrĕthrum, s. Chrysantemum.

Pyretĭka (richtiger Antipyretika, grch.), Mittel gegen Fieber, s. Fiebermittel.

Pyrĕxie (grch.), Fieber, Fieberzustand, Fieberanfall.

Pyrgos, Name mehrerer Orte in Griechenland; besonders Hauptort der Eparchie Eleia im Nomos Achaia und Elis, 20 km westlich von Olympia, in fruchtbarer Ebene, Sitz eines deutschen Konsularagenten, hat (1888) 12 647, als Gemeinde 25 515 E., ein Gymnasium und bedeutenden Anbau von Korinthen, Orangen und Wein, die über den Hafen Katakolon, wohin eine Bahn (9 km) führt, zur Ausfuhr gelangen. Auch mit Patras und Olympia ist P. durch Eisenbahn verbunden.

Pyrheliomēter (grch.), s. Aktinometer.

Pyridīn, organische Base von der Zusammensetzung C5H5N ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>N], findet sich im Knochenöl und kann aus den synthetisch dargestellten Pyridincarbonsäuren durch Destillation mit Kalk gewonnen werden. Es ist eine scharf riechende, mit Wasser mischbare Flüssigkeit, welche bei 116,7° siedet. P. kann seiner chem. Konstitution nach als ein Benzol betrachtet werden, in welchem an Stelle einer CH-Gruppe ein Stickstoffatom den Ring schließt. (S. Aromatische Verbindungen.) Durch Anlagerung von Wasserstoff (Reduktion) entsteht aus dem P. das Piperidin (s. d.). Von diesen beiden Verbindungen sind viele Alkaloide komplizierte Abkömmlinge. P. wird als beruhigendes und krampfstillendes Mittel bei Asthma und Dyspnoe empfohlen. Man läßt davon einen Theelöffel, auf einen Teller gegossen, im geschlossenen Zimmer verdunsten und mehrmals täglich 20 Minuten lang einatmen.

Von den Abkömmlingen des P. ist das künstlich dargestellte alpha-Allylpyridin, C5H4N(C3H5) ^[C<sub>5</sub>H<sub>4</sub>N(C<sub>3</sub>H<sub>5</sub>)], bemerkenswert, weil aus ihm zum erstenmal ein Alkaloid, das Coniin (s.d.), durch Synthese erhalten worden ist.

Pyridinbasen, die Homologen des Pyridins, Derivate, in denen Wasserstoff des Pyridins durch Alkylreste ersetzt ist. Man nennt die Methylpyridine, C6H7N=C5H4(CH3)N ^[C<sub>6</sub>H<sub>7</sub>N(CH<sub>3</sub>N)], Pikoline, die Dimethylpyridine, C7H9N ^[C<sub>7</sub>H<sub>9</sub>N], Lutidine, die Trimethylpyridine, C8H11N ^[C<sub>8</sub>H<sub>11</sub>N], Collidine u.s.w. Die P. entstehen allgemein bei der trocknen Destillation stickstoffhaltiger Kohlenstoffverbindungen und finden sich zugleich mit den Chinolinbasen im Steinkohlenteer und namentlich im Knochenöl und in Dippels Öl. Viele P. können auf synthetischem Wege erhalten werden und entstehen bei der Destillation von Alkaloiden. Sie sind farblose Flüssigkeiten von sehr unangenehmem Geruch; die Löslichkeit der höhern Glieder in Wasser ist geringer als die des Pyridins selbst. Durch Salpetersäure und Chromsäure werden sie nur schwierig angegriffen, wodurch sie sich von den isomeren Anilinderivaten unterscheiden. Die Alkyle werden in den P. durch Kaliumpermanganat zu Carboxylen oxydiert, wodurch die Pyridincarbonsäuren entstehen. Mit Säuren geben die P. krystallisierende Salze. In Deutschland werden sie wegen ihres abscheulichen Geruchs zur Denaturierung von Spiritus benutzt. - Vgl. von Buchka, Die Chemie des Pyridins und seiner Derivate (Braunschw. 1889-91).

Pyriphlegethon, soviel wie Phlegethon (s. d.).

Pyrīt, Mineral, s. Eisenkies.

Pyritoēder, s. Pentagondodekaeder.

Pyritoīde, s. Kiese.

Pyritz. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Stettin, hat 1044,69 qkm und (1890) 43 559 (21547 männl., 22 012 weibl.) E., 1 Stadt, 84 Landgemeinden und 78 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis P., in fruchtbarer Gegend, dem "Weizacker", an der ^[img] Stargard - Cüstriner Eisenbahn (Nebenbahn), Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Stargard), hat (1890) 8249 E., darunter 79 Katholiken und 263 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, Warendepot der Reichsbank, alte Türme und Mauern, schöne Mauritiuskirche, Kriegerdenkmal, königl. Bismarck-Gymnasium, Lehrerseminar, eine höhere Mädchenschule, Freimaurerloge; Maschinenfabriken, Zuckerfabrik, Viehzucht, Gärtnerei und Getreidehandel. P. ist eine der ältesten Städte Pommerns; 15. Juni 1124 taufte Bischof Otto von Bamberg die ersten Pommern aus der Quelle des alten Ottobrunnens, wo seit 1824 ein Denkmal steht.

^[Abb.: Wappen]

Pyrker, Job. Ladislaw, von Felsö - Eör, österr. Dichter, geb. 2. Nov. 1772 zu Langh in Ungarn, trat 1792 in den Orden der Cistercienser zu Lilienfeld in Unterösterreich, hörte Theologie in dem Seminar zu St. Pölten, wurde 1812 Abt, 1818 Bischof zu Zips, 1820 Patriarch von Venedig und erhielt im Febr. 1827 das erledigte Erzbistum Erlau und die damit verbundene Erbobergespanwürde des Heveser Komitats. Er starb 2. Dez. 1847 zu Wien. Ruf, der jedoch mehr aus P.s hervorragender Lebensstellung als aus der Stärke seines Talents zu erklären ist, erwarben ihm seine epischen Dichtungen "Perlen der heiligen Vorzeit" (Ofen 1821; 4. Aufl., Stuttg. 1841; italienisch, 2 Bde., Brescia 1824; ungarisch, Ofen 1830), die "Tunisias" (Wien 1819; italienisch von Malipiero, Vened.1827; ungarisch, Ofen 1839) und "Rudolf von Habsburg" (Wien 1824). Lyrisch Wertvolles enthalten seine "Lieder der Sehnsucht nach den Alpen" (Stuttg. 1845) und die "Bilder aus dem Leben Jesu und der Apostel" (Lpz. 1842-43; ungarisch, ebd. 1845). Eine Sammlung seiner Werke erschien in drei Bänden (Stuttg. 1832-33; neue Aufl. 1855-57).

Pyrmont, ein mit dem deutschen Fürstentum Waldeck (s. d.) zu einem untrennbaren Staatsgebiete vereinigtes Fürstentum, umschlossen von dem preuß. Reg.-Bez. Minden, dem preuß. Kreis Hameln, dem braunschw. Kreis Holzminden und den lippeschen Ämtern Blomberg, Schieder und Schwalenburg, ist ein gebirgiges Land, das von der Emmer durchflossen wird, und hat 65,52 qkm mit (1890) 8102 meist evang. E., die sich auf eine Stadt und 10 Dörfer verteilen. Das Fürstentum P. war früher Grafschaft und gehörte den Grafen von P., durch deren Aussterben 1494 das Land an die Grafen von Spiegelberg, 1557 an die von der Lippe, 1584 an die von Gleichen und durch Erbverbrüderung 1625 an Waldeck gelangte.