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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Raubwanze; Raucedo; Rauch

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Raubwanze - Rauch

man über 600 Arten kennt, sind Weltbürger, die in allen Zonen vorkommen. Man teilt die R. ein in: A. Tagraubvögel: 1) Geier (Vulturidae), 2) Falken (Falconidae), und in B. Nachtraubvögel: Eulen (Strigidae). (S. die betreffenden Artikel.)

Raubwanze, s. Gerris.

Raucedo (lat.), s. Heiserkeit.

Rauch, das Gemisch von Gasen und Dämpfen mit festen Verbrennungsprodukten oder unverbrannten und halbverbrannten Teilchen, das von erhitzten oder hellbrennenden Körpern, namentlich Brennstoffen, in die Luft aufsteigt. Manche einfache Körper, wie Magnesium und Phosphor, entwickeln bei Verbrennung in Luft stets sichtbaren R., d. h. ein feinverteiltes Pulver. Andere, namentlich die Heizmaterialien, liefern nur bei unvollständiger Verbrennung R. Bei Koks, Holzkohlen und Anthraciten, die alle nur wenig flüchtige Bestandteile enthalten, können nur Kohlenoxyd und Kohlensäure, aber keine sichtbaren Verbrennungsprodukte auftreten. Bei wasserstoffreichen Brennstoffen dagegen, wie Steinkohle, Holz, Torf u. s. w., mischen sich mit der Kohlensäure, dem Stickstoff und der atmosphärischen Luft nicht bloß Kohlenoxyd, sondern auch eine große Anzahl von Produkten der trocknen Destillation, hauptsächlich Verbindungen ans Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff als Gase, mehr noch als Dämpfe (des Teers oder Teerwassers), nebst dem feinzerteilten ausgeschiedenen Kohlenstoff oder Ruß (s. d.) und bilden einen sichtbaren, hellgrau, graugelb bis tief dunkelgrau, ja schwarz gefärbten Gasstrom, der im gewöhnlichen Leben als R. bekannt ist. Die Rauchbildung läßt sich durch geeignete Gestaltung der Feuerungsanlagen vermeiden. (S. Rauchverhütung.)

Rauch, Christian Daniel, Bildhauer, geb. 2. Jan. 1777 zu Arolsen in Waldeck, lernte bei dem Bildhauer Ruhl in Cassel und kam 1797 nach Berlin, wo er sich bereden ließ, als Kammerdiener in den Dienst des Königs zu treten. Als dieser im Herbst desselben Jahres starb, ging R. in den Dienst Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise über, und das Herrscherpaar gab ihm Muße zur Ausbildung seines Talents. Er begleitete 1804 den Grafen Sandreczky durch das südl. Frankreich über Genua nach Rom. Im engen Verkehr mit Wilhelm von Humboldt und der in dessen Hause ihren Sammelpunkt findenden Gelehrtenwelt eignete er sich rasch eine vielseitige Bildung an. Nächst der Antike übten die Arbeiten Thorwaldsens den meisten Einfluß auf ihn. Zu seinen frühesten Werken gehören: die Reliefs Hippolytus und Phädra, Mars und Venus von Diomedes verwundet, sowie die Statue eines elfjährigen Mädchens, einer Tochter W. von Humboldts, die später in Marmor ausgeführt wurde; ferner die Büsten des Königs von Preußen und der Königin Luise sowie verschiedene Büsten für die Walhalla. 1811 berief ihn der König nach Berlin, um unter seinen eigenen Augen von R. das Modell zu dem Grabdenkmal der 1810 gestorbenen Königin Luise ausführen zu sehen. R. durfte dann zu dessen Übertragung in Marmor auf zwei Jahre nach Carrara und Rom zurückkehren. Im Winter 1814 kam er wieder nach Berlin, um das Denkmal aufzustellen. Es befindet sich in dem tempelförmigen Mausoleum im Park zu Charlottenburg (s. Tafel: Deutsche Kunst IV, Fig. 10) und verbreitete schnell den Ruhm des Künstlers. Eine fast noch schönere Wiederholung desselben ließ der König in dem Antikentempel zu Potsdam aufstellen. 1815 erhielt R. den Auftrag, die Marmorstatuen der Generale Scharnhorst und Bülow für Berlin zu verfertigen, die er 1822 vollendete. Daneben waren bis 1824 bereits über 70 Büsten in Marmor entstanden, darunter an 10 kolossale. Noch in Carrara erhielt er von der Provinz Schlesien den Auftrag, ein Kolossalbild zum Andenken des Fürsten Blücher und seines Heers in Bronze auszuarbeiten, das 1827 in Breslau aufgestellt wurde. Eine andere Statue Blüchers, gleichfalls in Bronze, wurde ihm vom König aufgetragen und 1826 auf dem Opernplatz in Berlin aufgestellt. 1829 vollendete er in München die sitzende Statue des Königs Maximilian I. von Bayern für den Erzguß (aufgestellt 1835); auch führte er, mit Hilfe seiner nach dem Leben genommenen berühmten Büste, Goethes Standbild im kleinen aus. Dann lieferte er das Bronzestandbild König Friedrich Wilhelms I. für Gumbinnen (1835) und das Aug. Herm. Franckes für Halle. Sein Standbild Albrecht Dürers, im Auftrag des Königs Ludwig I. 1828, wurde 1840, von Burgschmiet gegossen, in Nürnberg aufgestellt. Die Erzstatuen der alten Polenkönige Mscislaw I. und Boleslaw I. Chrobry vollendete er 1840 im Auftrag des Grafen Raczynski für den Dom zu Posen. Sechs Victorien aus Marmor arbeitete er für die Walhalla bei Regensburg (1833-42); sie gehören zu seinen schönsten Werken auf dem Gebiet der idealen Skulptur. Später lieferte er auch für Berlin als Schmuck der Säule auf dem Belle-Alliance-Platz eine fliegende Victoria in Bronze. Für das Mausoleum zu Herrenhausen bei Hannover, ganz nach dem zu Charlottenburg gebaut, meißelte R. 1842 in Marmor die Statue der Königin Friederike von Hannover, in der Auffassung dem Grabmal der Königin Luise, ihrer Schwester, genau entsprechend, und wie dieses, so vervollständigte R. auch das andere Denkmal durch Hinzufügung der Figur des königl. Gemahls; diejenige Friedrich Wilhelms III. wurde 1843, die des Königs Ernst August 1855 fertig. Nach Schwerin lieferte er das eherne Standbild des Großherzogs Paul Friedrich, welches 1849 aufgerichtet wurde. Seit 1840 konzentrierte R. seine künstlerische Kraft auf die Ausführung des Reiterstandbildes Friedrichs d. Gr., in welchem zugleich eine Verherrlichung der Feldherren des großen Königs und der geistigen Heroen seines Zeitalters gegeben ist. Es wurde 31. Mai 1851 in Berlin enthüllt (s. Tafel: Friedrich der Große, Bd. 7, S. 340; Beschreibung s. Berlin, Bd. 2, S. 797 a. Vgl. Kurt Merckle, Das Denkmal Friedrichs d. Gr. in Berlin. Aktenmäßige Geschichte und Beschreibung des Monuments, Berl. 1894). Darauf folgten die Bronzestatuen Yorcks und Gneisenaus, zur Seite des Blücherdenkmals in Berlin 1855 aufgestellt, dann eine Statue Kants für Königsberg (1864 errichtet) und eine Bronzestatue Thaers in Berlin (1860 von Hagen vollendet). Eins der letzten größern Werke ist das Modell zu einer Gruppe: Moses während der Schlacht mit den Amalekitern auf der Höhe betend, von Hur und Aaron gestützt; es ward nach R.s Tode von Albert Wolfs in Marmor vollendet und steht in der Vorhalle der Friedenskirche in Potsdam. Im Herbst 1857 ging R. zur Konsultation wegen eines körperlichen Übels nach Dresden, wo er 3. Dez. starb. Er hatte nicht die Gabe überströmender Erfindung, aber die der Durchdringung des Erfaßten, des strengsten Studiums und ausharrendsten Fleißes. Daher bei ihm langsames Reifen, sichere Meister-^[folgende Seite]