Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

770
René I. - Renfrew
in jüngster Zeit nördlich der Eider angelegten Kron-
werk, ist Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts
(Landgericht Kiel), einer Wasserbau-, Schiffahrts-
inspektion, mehrerer Konsuln sowie der 36. Infan-
teriebrigadc, eines Artillerie-
und Traindeftots und hat (1890)
13195(7721männl.,5474weibl.)
E., darunter 769 Katholiken und
124 Israeliten, in Garnison
das 1. und 4. Bataillon des In-
fanterieregiments Herzog von
Holstein Nr. 85, die 1. Abtei-
lung des Feldartillerieregiments
Nr. 9 und das Trainbataillon
Nr. 9, Postamt erster Klasse,
Telegraph und Fernsprechverbindung. Zu nennen
sind die Marienkirche (1287) mit schönem Altarblatt,
die Christ- und Garnisonkirche (1695), kath. Kirche,
Synagoge, drei grosie Drehbrücken des Nordost-
seekanals, das Lornsendenkmal, das Krieger- und
Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Gerhardsbrunnen
und die neue Schleuse zwischen Eider und Kanal.
Größere Hafenanlagen an der Obereider und dem
Kanal sind (1894) im Bau. Ferner hat die Stadt
ein Gymnasium und Realgymnasium, eine höhere
Mädchen-, Knabenmittel-, Tiefbau-, Fortbildungs-
schule, Wasserleitung, Kanalisation, Gasanstalt,
Krankenhaus, Strafanstalt (600 Insassen), Rends-
burger Bank, Spar- und Leibkasse, Spar- und Vor-
schuhverein; Wollspinnereien, Baumwollweberei,
Fabriken für Pianoforte, künstlichen Dünger, feuer-
feste Steine, künstlichen Sandstein und Granit,
Monnierröhren, Pinsel und Bürsten, Erportschlach-
terei, Brauerei, Gerbereien, Färbereien, Wagenbau-
und Holzbearbeitungsanstalten, Dampssägewerke
und Holzhandlungen, Kram-, Vieh- und Pferde-
märkte; in der Nähe die Eisengießerei und Ma-
schinenfabrik Karlshütte und die Brauerei Wilhelms-
thal. - R., früher nur auf einer von der Eider um-
flossenen Insel gelegen, wird unter dem Namen
Reinoldcsvurg in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh,
erwähnt und gehörte nach dem Schiedsgericht von
1252 zu Holstein. Bis 1806 stand am frühern Hol-
sienthor ein Stein mit der Inschrift Nidora Uoinani
tsriniiiuZ inipLi'ii. N. war feit 1329 Stadt und seit
1539 eigentliche Festung und mit der Geschichte des
Landes eng verflochten. Bei der Erhebung der Her-
zogtümer gegen Dänemark im I.1848 war die Stadt
eine Zeit lang Sitz der provisorischen Negierung;
während des Krieges 1848-51 bildete die Festung
den Stützpunkt der schlesw.-Holstein. Armee; 1852
kam die Stadt wieder an die Dänen, die nach Fort-
schaffung des schlcsw.-holstein. Kriegsmaterials die
im Norden gelegenen Wälle und Mauern demolier-
ten. Als nach dem Tode des Königs Friedrich VII.
die Occupation Holsteins durch deutsche Bundes-
truppen erfolgte, besetzten die Sachsen 31. Dez.
1863 die Stadt. Am 1. Febr. 1864 marschierten von
hier aus die Österreicher und Preußen in das Her-
zogtum Schleswig ein. Nach dem Abzug der Vun-
destruppen war R. bis zum Kriege 1866 von Trup-
pen beider Mächte besetzt und fiel 1866 an Preußen.
- Vgl. Warmstedt, R., eine Holstein. Stadt und
Festung (Kiel 1850).
Renö I. (Nenatus) von Anjou, Herzog von
Lothringen und Bar, Graf von Provence, Titular-
tönig von Neapel, geb. 16. Jan. 1409 zu Angers
als der zweite Sohn Ludwigs II. (s. d.) von Neapel,
wurde 1419 von seinem Großoheim, Herzog Heinrich
von Bar (gest. 1430), zu seinem Mitregenten und
Erben eingesetzt und erhielt durch seine Gemahlin
Isabella, die Erbin Herzog Karls I. von Lothringen
(gest. 1431), das Herzogtum Lothringen. Anton von
Vaudemont, der Vrudersohn Karls I., erhob indessen
Ansprüche auf Lothringen, bekriegte R. und nahm
ihn gefangen. Beide Teile unterwarfen sich dem
Schiedsspruch Philipps von Burgund, der aber nur
eine Vermählung Iolanthes, der Tochter R.s, mit
Friedrich, dem Sohne Antons, zu stände brachte.
Dann wurden die Streitenden 1434 vom Kaiser
Sigismund vor das Baseler Konzil beschieden, wo
R., der zeitweilig aus der Haft entlassen war, vom
Kaiser mit Lothringen belehnt wurde. Anton von
Vaudemont aber wandte sich von neuem an Philipp
von Burgund, der R. befehlen ließ, sich wieder in
seinem Gewahrsam zu Dijon zu stellen, was dieser
1435 that. Zu derselben Zeit war ihm durch den
Tod der Königin Johanna II. (2. Febr. 1435) und
seines Bruders öudwig III. Abscheiden der Thron
von Neapel-Sicilien nebst Anjou und Provence zu-
gefallen. Als Philipp von Burgund ihn aber nicht
frei ließ, ernannte N. seine Gemahlin Isabella zur
Regentin, doch sah sie sich sofort von Alfons V. von
Aragonien, der ebenfalls Anspruch auf das Erbe
machte, angegriffen. Inzwischen hatte R. gegen ein
Löscgeld 1437 die Freiheit erlangt und war 9. Mai
1438 in Neapel gelandet. Allein mehr und mehr ge-
wann Alfons das Übergewicht: 1442 mußte R. ibm
das Königreich überlassen und nach der Provence
zurückkehren. Nachdem er Lothringen seinem ältesten
Sohn Johann übergeben hatte, widmete er sich ganz
den schönen Künsten, der Malerei, Gartenkunst u. a.,
und erneuerte an seinem Hofe mit Sang und Schäfer-
spielen, die er selbst dichtete, die Tage der altpro-
vencal. Troubadours. Er starb 10. Juli 1480 zu
Air', nachdem er die Provence an Frankreich ver-
macht hatte. Seine Tochter Margarete (s. d.) von
Anjou war die Gemahlin Heinrichs VI. von Eng-
land. Einen Teil seiner Poesien gab Quatrebarbes
(4 Bde., Par. 1844-46) heraus. - Vgl. Villeneuve
de Bargemont, Hi8toii-6 äs N. ä'^i^ou (3 Bde., Par.
1825);Renouvier, 1^63 p6inti-68 6tl68oii1ninin6iii-8
äu i-oi 15. (ebd. 1857); Lecoy de la Marche, 1^6 roi
N. (2 Bde., ebd. 1875).
Neue II. von Lothringen, s. Lothringen (Bd. 11,
S. 307 a). ' ^nata.
RenöedeFranee, Herzogin vonFerrara, s. Re-
Renegat (neulat.),Verleugner, besonders der vom
Christentum zum Islam Übergetretene; im weitern
Sinne derjenige, der seinem Glauben oder seiner
Partei abtrünnig wird.
V.SNV8 (lat.), die Nieren; R. 8uoc6nwMti, Ne-
bennieren. Volzkonservierung.
Renesches Austrocknungsverfahren, s.
Renetten, s. Reinetten.
Renettenäther, Renettenessenz, Birnäther
(s. d.) mit geringem Zusatz von Valeriansäureester.
Renfrew (spr. -fru), im Mittelalter zuerst
Strathgryfe, später Rinfrew, Grasschaft an
der Westküste des südl. Schottlands, zählt auf 657,3
(zkin (1891) 290798 E. Im W. erhebt sich Hügel-
und Bergland, das 487 in Hohe erreicht. Der Clyde
nimmt hier den Cart auf. Das Klima ist sehr feucht
und veränderlich, Ackerbau und Viehzucht sind für
die Bedürfnisse der Bewohner nicht ausreichend; be-
deutend ist der Reichtum an Steinkohlen, ferner
Schiffbau, Baumwollmanufaktur, Seiden- und Lein-
weberei und andere Industriezweige. Die wichtig-