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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rodeneck; Rodenstein; Rodentĭa; Röder; Roderich; Röderlandbetrieb; Roederer

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Rodeneck – Röderlandbetrieb

seln, auf den Eilanden Nordfrieslands, an den schweiz. oder den ital. Seen. Seine Eindrücke teilte er in einer Reihe anmutiger und gewandt geschriebener Schilderungen mit: «Ein Herbst in Wales» (Hannov. 1857), «Alltagsleben in London» (Berl. 1860), «Die Insel der Heiligen» (2. Aufl., ebd. 1864), «Verschollene Inseln» (ebd. 1861), «Stillleben auf Sylt» (ebd. 1861; 3. Aufl. 1876), «Die Harfe von Erin» (Lpz. 1861), «Tag und Nacht in London» (Berl. 1862; 4. Aufl. 1863), «Diesseits und Jenseits der Alpen» (ebd. 1865), «Die Myrte von Killarney» (ebd. 1867; 2. Ausg., Halle 1872), «Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht» (1. u. 2. Aufl., Lpz. 1867), «Studienreisen in England» (ebd. 1872), «In deutschen Landen» (ebd. 1873), «Wiener Sommertage» (ebd. 1875), «Ferien in England» (Berl. 1876), «Belgien und die Belgier» (ebd. 1881), «Heimaterinnerungen an Franz Dingelstedt und Friedrich Ötker» (ebd. 1882), «Bilder aus dem Berliner Leben» (ebd. 1885; 3. Aufl. 1891; Neue Folge, ebd. 1887), «Unter den Linden» (ebd. 1888) und «Eine Frühlingsfahrt nach Malta» (ebd. 1892). Von Romanen veröffentlichte er: «Die Straßensängerin von London» (Berl. 1863), «Die neue Sündflut» (4 Bde., ebd. 1865), «Von Gottes Gnaden» (ebd. 1870), «Die Grandidiers» (Stuttg. 1879; 2. Aufl. 1881), «Herrn Schellbogens Abenteuer» (Berl. 1890), «Klostermanns Grundstück. Nebst einigen andern Begebenheiten» (ebd. 1891; 2. Aufl. 1892). Blätter aus Dingelstedts Nachlaß vereinigte er in dem vortrefflichen Buche «Franz Dingelstedt» (2 Bde., ebd. 1891) zu einem anschaulichen Lebensbilde seines Landsmannes. Seit 1863 hat sich R. dauernd in Berlin niedergelassen, wo er 1867‒74 mit Dohm die belletristische Zeitschrift «Der Salon» redigierte und 1874 die «Deutsche Rundschau» (s. d.) begründete.

Rodeneck, Burg bei Mühlbach (s. d.) in Tirol.

Rodenstein, Burgruine bei Reichelsheim (s. d.) im Odenwald.

Rodentĭa, s. Nagetiere.

Röder, Große, linker Nebenfluß der Schwarzen Elster, entspringt am Sibyllenstein in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, nimmt rechts die Kleine R., links bei Radeburg die Promnitz auf, tritt unterhalb Gröditz in den preuß. Reg.-Bez. Merseburg und mündet in zwei Armen (Kleine und Große R.), 82 km lang, zwischen Elsterwerda und Liebenwerda.

Röder, C. G., graphische Anstalt, besonders für Herstellung von Musikalien, in Leipzig, hervorgegangen aus einer kleinen Notendruckerei, die 1846 Carl Gottlieb Röder (geb. 22. Juni 1812 in Stötteritz bei Leipzig, gest. als königlich sächs. Kommerzienrat 29. Okt. 1883) errichtete. 1872 wurden Teilhaber und nach Röders Rücktritt 1874 Besitzer dessen Schwiegersöhne Carl Leberecht Hugo Wolff (geb. 9. Sept. 1835 in Meerane) und Christian Erdmann Max Rentsch (geb. 7. Dez. 1836 in Leipzig, gest. 17. Febr. 1889). 1894 ging das Geschäft über an Wolff und dessen Schwiegersohn Carl Johannes Reichel (geb. 15. Aug. 1853 in Löbau in Sachsen), Teilhaber seit 1889. Es umfaßt in einem großen Gebäudeblock Notenstecherei, Notendruckerei, Lithographie, Steindruckerei, Buchdruckerei (mit Stereotypie und Galvanoplastik) und Lichtdruckerei und hat 2 Dampfmaschinen (175 Pferdestärken), elektrische Beleuchtung, 88 Steindruck-, 17 Buchdruck-, 6 Lichtdruck-, 16 Notendruckpressen, 752 beschäftigte Personen, Kranken- (auch für die Frauen und Kinder), Invaliden- und Witwenkasse.

Roederer, Pierre Louis, Graf von, franz. Publizist und Staatsmann, geb. 15. Febr. 1754 zu Metz, studierte daselbst und in Straßburg die Rechte und kaufte 1780 eine Stelle als Parlamentsrat in seiner Vaterstadt. Nachdem er in mehrern Schriften für die Ideen der polit. Reformen gewirkt hatte, wählte ihn die Stadt Metz in die Nationalversammlung, wo er Mitglied des Jakobinerklubs war. Ferner bekleidete er seit Nov. 1791 die Stelle eines Generalanwalts im Seinedepartement. Der Rat, den er 10. Aug. 1792 der königl. Familie gab, sich in die Nationalversammlung zu begeben, entzweite ihn mit den Jakobinern. Erst nach dem 9. Thermidor (27. Juli 1794) trat er wieder mehr hervor. 1796 in das Institut gewählt und zum Professor der polit. Ökonomie ernannt, wirkte er in der Presse für die Einführung des Konsulats. Napoleon berief ihn in den Staatsrat, übertrug ihm die Organisation der Präfekturen und später die Leitung des Unterrichtswesens. 1806 schickte ihn Napoleon Ⅰ. an den König Joseph nach Neapel, dessen Finanzminister er wurde; 1809 erhob ihn Napoleon zum Grafen des Kaiserreichs. Im Dez. 1810 übernahm R. das Amt eines Staatssekretärs beim Großherzog von Berg, gegen Ende des J. 1813 ging er als außerordentlicher Kommissar des Kaisers nach Straßburg. Während der Hundert Tage arbeitete er an der Volksbewaffnung in Burgund und Bretagne und erhielt einen Sitz in der Pairskammer, wo er sich nach der Schlacht von Waterloo zu Gunsten Napoleons Ⅱ. aussprach. Mit der zweiten Restauration verschwand er vom öffentlichen Schauplatz. R. schrieb in der Restaurationszeit «Louis ⅩⅡ et François Ⅰ<sup>er</sup> ou mémoires pour servir à l’histoire de leur règne» (2 Bde., Par. 1825); nach der Julirevolution erregte seine Schrift «Esprit de la révolution de 1789, et sur les évènements du 20 Juin et du 10 Août» (1831) Aufsehen. Ludwig Philipp, dessen Politik er unterstützte, gab ihm 1832 die Pairswürde zurück. R. starb 17. Dez. 1835. Eine Gesamtausgabe von R.s «Œuvres» (8 Bde., Par. 1853‒59), darunter seine Memoiren, besorgte sein Sohn Anton Marie.

Roderich, span. Rodrigo, letzter König der Westgoten in Spanien, Enkel des 672 gestorbenen Königs Receswinth, wurde 710 von der Reichsversammlung gegen den König Witiza (seit 701) erwählt, welcher im Gegensatz zu dem bisherigen Gebrauche der Westgoten die Krone erblich machen wollte. Gleich nach der Erhebung R.s fielen die Mauren Nordafrikas unter der Führung Musas in Spanien ein und wurden vom Bruder des gestürzten Königs, Oppas, Erzbischof von Sevilla, und den Söhnen desselben begünstigt. R. stellte sich den Mauren 711 am Guadalete entgegen, unterlag aber und fiel im Kampfe; nach andern soll er noch zwei Jahre den Widerstand fortgesetzt haben. Die Sage erklärt aber seit dem 12. Jahrh. seinen und des Reichs Untergang daraus, daß er Florinda oder Cava, der Tochter des Grafen Julian von Ceuta, Gewalt angethan, weshalb dann dieser die Mauren gerufen; nach siebentägigen Kämpfen sei R. verschwunden, um als Einsiedler in Bergwildnissen seine Schuld zu büßen. – Vgl. Lembke, Geschichte von Spanien, Bd. 1 (Gotha 1831); Guerra, Caida y ruina del imperio Visigotico (Madr. 1883); Tailhan, Chronique rimée des derniers rois de Tolède (Par. 1885); Dozy, Geschichte der Mauren in Spanien, Bd. 1 (Lpz. 1874).

Röderlandbetrieb, eine Art des Waldfeldbaues (s. d.). Nach dem Abtrieb des Bestandes und