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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rom (das antike)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rom (das antike)'

Dem Ancus Marcius wird die Bebauung des Aventins zugeschrieben; den drei letzten Königen verdankt R. großartige Bauten, zugleich die einzigen aus vorrepublikanischer Zeit, von denen noch Reste erhalten sind. Tarquinius Priscus soll das sumpfige Thal des Forum Romanum, Velabrum und Forum Boarium trocken gelegt haben durch den Bau der Cloaca maxima, eines 2,15 bis 4 m breiten, über 3 m hohen, dreifach gewölbten Abzugskanals aus Tuffquadern, dessen Hauptstrang, etwa 800 m lang, noch heute funktioniert. Tarquinius Priscus begann, Tarquinius Superbus vollendete den Bau des Jupitertempels auf der Nordwestspitze des Kapitols, dessen Substruktionen zum Teil noch jetzt im Garten des Palastes Caffarelli vorhanden sind. Servius Tullius baute am Fuße des Kapitols das Quellhaus (Tullianum) und Gefängnis (Carcer Mamertinus, s. d.).

Vor allem aber wird dem Servius die Befestigung der Siebenhügelstadt zugeschrieben. Die Mauer (7–8 km lang und einen Flächenraum von etwa 3 qkm umschließend) begann südwestlich vom Kapitol am Tiber, umschloß das Kapitol und den Quirinal und bog dann nach Süden um. Hier, wo die Hügel Quirinal, Viminal, Esquilin allmählich in die Ebene verlaufen, genügte eine einfache Mauer nicht; an ihre Stelle tritt ein etwa 20 (oben 13) m starker, an einzelnen Stellen noch bis zur Höhe von 10 m erhaltener Wall (Agger) nebst Graben (s. Esquilinischer Hügel), in einer Länge von 1300 m bis gegen die jetzige Kirche Sta. Maria Maggiore sich erstreckend. Der Lauf der Befestigung über den Cälius ist nicht ganz sicher; am Südende des Aventins findet sich der imposanteste Rest der Mauer (etwa 15 m hoch, in Vigna Maccarani). Dem Westrande des Aventins folgend, erreichte sie sodann unterhalb der Kirche Sta. Sabina wieder den Tiber. Unter den Thoren sind die wichtigsten: Porta Carmentalis an der Südecke, Porta Fontinalis an der Nordecke des Kapitols, Porta Sanqualis, Salutaris und Quirinalis am Quirinal, Porta Collina am Nordende, Porta Viminalis in der Mitte, Porta Esquilina am Südende des Walles, Porta Capena zwischen Cälius und Aventin, Porta Trigemina zwischen Aventin und Tiber.

Die moderne topogr. Forschung betrachtet gleichfalls den Palatin als Urkern der Stadt. Die erste Erweiterung scheint erfolgt zu sein durch Hinzufügung des westl. Abhangs des Esquilin. Noch in der Kaiserzeit feierten sieben Stadtbezirke (montes) ein Fest (Septimontium), welches an diese ehemalige Stadtgemeinschaft erinnerte (Palatium, Cermalus, Velia, Fagutal, Oppius, Cispius, Subura). Später wurden zur Stadt gezogen Cälius, Quirinalis und Viminalis; diese Stadt, welche etwa ins 7. Jahrh. v.Chr. gehört, war in vier Regionen (Regio Suburana, Palatina, Esquilina, Collina) geteilt. Durch Zufügung des Aventins und Erweiterung nach O. wurde aus der Vierregionenstadt die servianische, deren Grenzen durch die Befestigung bekannt sind.

B. Die Stadt in der Zeit der Republik (510–31 v. Chr.). Aus der ersten Zeit nach Vertreibung der Könige stammen unter andern die am Forum gelegenen Tempel des Saturn (497) und des Castor (484). Der Zerstörung der Stadt durch die Gallier (390) folgte ein hastiger Wiederaufbau. Unter den in nächster Zeit geweihten Tempeln sind zu nennen der der Juno Moneta auf der Arx und der der Concordia, gegründet zum Andenken an die Beilegung des Streites zwischen Patriciern und Plebejern (366 v.Chr.). Gegen Ende des 4. Jahrh. beginnt man ↔ großartige Nutzbauten auszuführen. Der Censor Appius Claudius (312 v.Chr.) baute die erste feste Landstraße, die Via Appia (s. Appische Straße) südöstlich aus der Porta Capena heraus, durch die Pontinischen Sümpfe nach Campanien, zunächst bis Capua und führte die erste unterirdische Wasserleitung (Aqua Appia) in die Stadt. Die zweite Wasserleitung (Anio vetus) ließen die Censoren Manius Curius Dentatus und L. Papirius Cursor aus der Kriegsbeute des Pyrrhus (272) erbauen. Der Censor Flaminius legte 220 die nach Norden führende Via Flaminia an und erbaute im Marsfelde den nach ihm benannten Cirkus. Die Stadt begann sich über den Mauerring des Servius auszudehnen; Vorstädte entstanden am Tiber vor der Porta Trigemina, wo das Emporium angelegt wurde (etwa 200 v.Chr.) und im Marsfelde beim Circus Flaminius.

Seit dem 2. Jahrh. entstanden infolge der Beziehungen zu Griechenland und dem Orient prachtvollere Bauten. Um das alte Forum (s. den Karton zum Plan: Altes Rom) zu erweitern, errichtete Cato der Ältere 185 v.Chr. die erste öffentliche Halle (Basilica Porcia); es folgte schon 179 eine zweite (Basilica Aemilia), sodann 171 die Basilica Sempronia, 121 die Basilica Opimia. Die erste steinerne Brücke, Pons Aemilius (jetzt Ponte Rotto, s. S. 933a), wurde 179–142 neben dem alten Pons Sublicius erbaut und durch diese feste Verbindung eine schnelle Entwicklung der Vorstadt am rechten Tiberufer begünstigt. Eine zweite Verbindung wurde um 62 v.Chr. geschaffen durch die beiden die Insel überschreitenden Brücken Pons Fabricius und Pons Cestius. Sulla, der an der vollständigen Durchführung seiner Baupläne durch den Tod verhindert wurde, erneuerte in prachtvoller Weise den in den Bürgerkriegen zerstörten Tempel des Jupiter Capitolinus; wahrscheinlich auf seine Veranlassung wurde in der Einsattelung des Kapitolinischen Hügels zwischen Tempelhöhe und Arx das Tabularium (im Grundriß ein Trapez von etwa 70x44 m) als Archiv und Geschäftslokal für die Staatsverwaltung 78 von Q. Lutatius Catulus erbaut, der bedeutendste erhaltene Profanbau der republikanischen Epoche. Pompejus erbaute 57 v.Chr. auf dem Marsfelde das erste steinerne Theater in R., nebst daranstoßendem Portikus von 100 Säulen (Hecatostylos). Außerdem sind von in Resten erhaltenen Bauwerken aus der republikanischen Zeit noch zu nennen: der kleine Tempel am Ponte Rotto (jetzt Sta. Maria Egiziaca), ein Pseudoperipteros ion. Stils; ferner mehrere Grabmäler, besonders das 1780 entdeckte Grabmal der Scipionen, an der Via Appia innerhalb der Aureliansmauern (daraus der Sarkophag des L. Cornelius Scipio Barbatus, Konsul 298 v.Chr., jetzt in der Antikensammlung des Vatikans) und das Grab des C. Poblicius Bibulus (aus dem 7. Jahrh. der Stadt), am Fuße des Kapitols im Marsfelde, außerhalb der Servianischen Mauer.

C. Die Stadt in der ersten Kaiserzeit. Cäsars Pläne für Erweiterung und Verschönerung der Stadt, die durch seinen Tod unterbrochen wurden, führte Augustus in großartigem Maßstabe durch. Die Hineinziehung des Marsfeldes, auf dem durch ihn und Agrippa Prachtgebäude errichtet wurden, vergrößerte die Stadt um nahezu ein Drittel ihres Areals. Die Ausbildung des Baues mit gebrannten Ziegeln, in welcher Technik es die Römer zu großer Vollkommenheit gebracht haben, fällt hauptsächlich in die ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 942.