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Rosaceen – Rosanilin
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rosa (Salvator)'
und Verfolgungen zuzogen. Von Ende 1642 oder 1643 bis 1651 arbeitete er am großherzogl. Hofe zu Florenz, in gleicher Geselligkeit lebend, endlich 1652–73 wieder
in Rom. Er starb 15. März 1673. R. hat zunächst eine Anzahl Figurenbilder geschaffen, wie Die Verschwörung des Catilina im Pitti-Palast zu Florenz, einige
geistreich ausgeführte Bildnisse, wie die Selbstbildnisse in den Uffizien und im Pitti-Palast (dort auch den Krieger, den Dichter, den Greis), dann
Schlachtenbilder von großartiger Lebendigkeit und feinster einheitlicher und charakteristischer Farbenstimmung, die bedeutendsten in Paris, in Wien, Rom, Florenz
(im Pitti- und im Corsini-Palast), endlich Landschaften, von denen die meisten in den großen Florentiner Sammlungen, im Louvre, in Petersburg und in der
Nationalgalerie zu London sich vorfinden. Diese haben hauptsächlich seinen Ruhm begründet und ihm Nachfolger bis ins 19. Jahrh. hinein verschafft. Ein
wildromantisch-phantastischer Zug geht durch diese naturalistischen Kompositionen, der auch in der Staffierung und der Beleuchtung sich ausdrückt. Auf schöne
Linien und Farbenpracht verzichtet er gänzlich. Seine Farben beherrscht meist ein graugelber Ton; die Gesamtwirkung erstrebt er mehr als schöne Einzelheiten.
Besonders berühmt sind die vier Bilder im Pitti-Palast, 12 Hafenansichten, die Berglandschaft mit dem die Waffen verbrennenden Frieden und die Waldlandschaft mit
dem Diogenes, der seinen Becher wegwirft (la foresta dei filosofi). R. hat auch 86 geistvoll radierte Blätter hinterlassen,
die meist aus seinen spätern Lebensjahren stammen. Seine 6 moralischen Satiren, wie es scheint aus Improvisationen entstanden, sind oft herausgegeben worden. Sein
Leben schrieben auch Baldinucci (zuletzt Flor. 1728), Passeri und Pascoli, auch Cantù (Mail. 1844). Romanhafte Behandlungen lieferten Lady Morgan,
«Life and times of Salvator R.» (deutsch, 3 Bde., Dresd. 1824–26), und Wolfgang Kirchbach (2 Bde., Lpz. 1880).
Rosacēen, Pflanzenfamilie aus der Gruppe der Dikotyledonen mit über 1000 über die ganze Erde verbreiteten Arten. Sie sind
im Habitus sehr verschieden, ihre Blüten sind meist regelmäßig und zwitterig, haben in der Regel einen fünflappigen, freien oder mit dem Fruchtknoten verwachsenen
Kelch, der einen teller- oder krugförmigen Blütenboden bildet, an dessen Rande die gewöhnlich in der Fünfzahl vorhandenen Blumenblätter sitzen. Die sehr
zahlreichen Staubgefäße sind auf dem Rande des Blütenbodens eingefügt. Die gewöhnlich zu mehrern vorhandenen Fruchtblätter stehen im Grunde des Kelches: jedes
besitzt einen Griffel. Die Frucht ist sehr verschieden ausgebildet. Nach der Fruchtbildung werden mehrere Abteilungen unterschieden, die früher als eigene Familie
betrachtet wurden: die Pomeen haben eine beerenartig entwickelte 2–5fächerige Frucht, die sog. Apfelfrucht
(s. d.); die Roseen zeigen ein fleischig entwickeltes sog. Receptaculum, das durch Umbildung des Blütenbodens entsteht, worin
die zahlreichen nüßchenartigen Früchte eingeschlossen sind; die Potentilleen haben gleichfalls zahlreiche nußartige
Früchtchen, sind aber nicht von dem Blütenboden umschlossen, sondern sitzen demselben oberständig auf; dabei kann jedoch der Blütenboden selbst, wie z.B. bei der
Erdbeere, ebenfalls fleischig entwickelt sein; die Rubeen haben eine Scheinfrucht, die dadurch entsteht, daß die einzelnen
Früchtchen mit ↔ einer fleischigen Hülle als Steinfrüchte entwickelt und miteinander zu einem Gebilde, wie es z.B. die Himbeere darstellt,
vereinigt sind; die Poterieen besitzen Nüßchen, die von dem trockenhäutigen Blütenboden umschlossen sind; die
Spiräen haben kapselartige mehrsamige Früchte; die Pruneen oder
Amygdaleen haben meist einsamige Steinfrüchte mit fleischig entwickeltem Perikarp; die
Chrysobalaneen haben ähnliche Früchte, nur ist bei ihnen die Stellung des Griffels in der Blüte eine etwas andere wie bei den
Pruneen; außerdem haben sie zuweilen unregelmäßige Blüten. Zu den R. gehören zahlreiche als Kulturgewächse und Zierpflanzen wichtige Arten, wie die Obstbäume und
-Sträucher aus den Abteilungen der Amygdaleen und Pomeen, die Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren u.s.w., die zahlreichen Rosenarten (s. Rose),
sowie die Gattung Spiraea u.a.
Rosalĭa, Name des 314. Planetoiden.
Rosalĭe, in der Musik die mehrmalige Wiederholung eines Motivs auf verschiedenen Tonstufen in geschmackloser Weise. Die
berechtigte Wiederholung heißt Sequenz und ist eine Form der Melodieentwicklung, die von Monteverdi zuerst eingeführt wurde,
um die Steigerung einer erregten Empfindung auszudrücken. Für R. bedient man sich auch des deutschen Wortes Schusterfleck.
Rosalĭe, die Heilige, normann. Prinzessin im 12. Jahrh., Nichte König Wilhelms des Guten von Neapel, zog
sich früh von der Welt zurück, führte in einer Felsenhöhle auf dem Monte-Pellegrino bei Palermo ein beschauliches Leben und starb daselbst um 1170. Im 17. Jahrh.
wurde sie zur Schutzheiligen von Palermo erklärt, wo jährlich vom 11. bis 15. Juli ihr Fest begangen wird. Auf dem Monte-Pellegrino ist ihr eine Kapelle geweiht.
Rosamunde (Rosemunda), Tochter des Gepidenkönigs Kunimund, wurde nach dem Untergang ihres Volks und
dem Tode ihres Vaters durch dessen Überwinder, den Langobardenkönig Alboin (s. d.),genötigt, ihm die Hand zu reichen, 566 oder 567 n.Chr. Als
Alboin sie später nach der Eroberung von Oberitalien zu Verona in der Trunkenheit zwang, bei einem Gastmahl aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, ließ sie
ihren Gemahl durch seinen Waffenträger Helmichis und einen Gehilfen Peredeo ermorden (573). Sie floh mit Helmichis zu dem byzant. Exarchen Flavius Longinus nach
Ravenna. Als dieser um ihre Liebe warb, wollte sie den Helmichis durch Gift aus dem Wege räumen,wurde aber von ihm gezwungen, den Rest des Giftes selbst zu
trinken.
Rosamunde Clifford, die Tochter Walter Cliffords (s. d.), die bekannteste der Geliebten Heinrichs
II. von England, deren Gestalt von Sage und Dichtung ganz umwoben ist. Sagenhaft sind auch die angeblichen Verfolgungen R. C.s durch die Königin
Eleonore (s. d.).
Textfigur:
Rosanilīn, Triamidodiphenyltolylcarbinol, ein Methylderivat des Triamidotriphenylcarbinols oder Pararosanilins
(willkürlich gewählter Name)
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 989.