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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rumford; Rumilī; Ruminantĭa; Ruminatĭo; Rumjánzow; Rummel; Rummelpiquet; Rummelsburg; Rumohr

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Rumford – Rumohr

weshalb namentlich die letztere Pflanze häufig in Klostergärten kultiviert wurde (daher die Bezeichnung «Mönchsrhabarber», Radix Rhei Monachorum); jetzt dient der Mönchsrhabarber nur noch in der Tierarzneikunde. Von dem häufig in Deutschland vorkommenden stumpfblätterigen Ampfer (R. obtusifolius L.) war die unangenehm bitter und adstringierend schmeckende Wurzel früher als Mergel- oder Grindwurzel (Radix lapathi acuti) offizinell und wurde besonders gegen chronische Flechten benutzt.

Rumford (spr. römmf’rd), Benjamin, Graf von, früher Thompson, geb. 26. März 1753 zu Woburn in Massachusetts, war zuerst Lehrer in der Stadt Rumford, wurde dann Offizier und blieb beim Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges auf seiten der Engländer. Von 1776 bis 1779 in London, widmete er sich artilleristisch-wissenschaftlichen Studien. Nach Nordamerika zurückgekehrt, errichtete er ein kleines Reiterkorps, an dessen Spitze er als Oberst tapfer kämpfte. 1784 siedelte er nach München über als General-Leibadjutant des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, wirkte auch hier in vieler Beziehung aufklärend und reformierend; so führte er die Kartoffeln und die Sparöfen ein. Besonders bekannt machte er sich durch Erfindung einer Suppe (Rumfordsche Suppe), die aus Knochen, Blut und andern nahrhaften, billigen Stoffen hergestellt wird. 1792 wurde er zum Reichsgrafen von R. ernannt. Er starb 21. Aug. 1814 auf seiner Besitzung zu Auteuil. R. veröffentlichte «Mémoires sur la chaleur» (Par. 1804), «Recherches sur la chaleur» (1804‒13) und «Essais politiques, économiques et philosophiques» (4 Bde., Genf 1799‒1806; ursprünglich deutsch Weim. 1800‒5; englisch, 3 Bde., Lond. 1797; Bd. 4, ebd. 1802). Ellis veranstaltete eine Gesamtausgabe seiner Werke (5 Bde., Boston und Lond. 1876) mit einem «Memoir of Sir B. Thompson». – Vgl. James Renwicks Life of Count R. (Boston 1845); Berthold, R. und die mechan. Wärmetheorie (Heidelb. 1875).

Rumilī, türk. Name von Rumelien (s. d.).

Ruminantĭa, s. Wiederkäuer.

Ruminatĭo (lat.), das Wiederkäuen; ruminieren, wiederkäuen; übertragen: hin und her überlegen.

Rumjánzow, Nikolaj Petrowitsch, Graf, Sohn des folgenden, geb. 1754, war 1779‒96 russ. Gesandter in Frankfurt a. M., darauf 1802‒7 Handelsminister. Er wurde dann Minister des Auswärtigen, begleitete 1808 den Kaiser nach Erfurt, ging 1809 nach Paris zu Verhandlungen mit Napoleon und schloß noch in demselben Jahre (17. Sept.) mit Schweden den Frieden von Fredrikshamn ab, kraft dessen Finland an Rußland kam. R. wurde infolge davon zum Reichskanzler ernannt, legte aber 1812, als der Bruch mit Frankreich eintrat, sein Amt nieder und widmete sich hinfort der Förderung der Wissenschaften. Er rüstete 1815 auf eigene Kosten das Schiff Rurik aus, das unter Otto von Kotzebue (s. d.) eine Reise um die Welt machte, sammelte und gab in Druck verschiedene Materialien zur russ. Geschichte und widmete seine Bibliothek, sein Münz- und Mineralienkabinett der öffentlichen Benutzung, woraus das Rumjanzowsche Museum gebildet wurde, das 1861 nach Moskau verlegt und durch ethnogr. und andere Sammlungen vermehrt wurde. R. starb 15. Jan. 1826.

Rumjánzow, Peter Alexandrowitsch, Graf, mit dem Beinamen Sadunajskij (d. i. der die Donau überschritt), geb. 1725, war einer der vorzüglichsten russ. Feldherren. Im Siebenjährigen Kriege kommandierte er in der Schlacht bei Kunersdorf 1759 das Centrum und nahm 1761 die Festung Kolberg ein. 1769 wurde er Oberbefehlshaber im Kriege gegen die Türken, erfocht glänzende Siege am Flusse Larga und am Kagul, wofür er zum Feldmarschall ernannt wurde, überschritt 1771 die Donau und nötigte die Pforte zum Abschluß des Friedens von Küčük-Kainardža 21. Juli 1774. Er starb 19. Dez. 1796. Denkmäler wurden ihm errichtet in Zarskoje-Selo (ein Marmorobelisk) und in Petersburg (ein Obelisk von schwarzem Granit, 25 m hoch). Seine Biographie schrieb Tschitschagow (Petersb. 1849).

Rummel, im untern Laufe Wad el-Kebir, Fluß in Algerien, entsteht im SW. der Stadt Constantine aus mehrern Gebirgsbächen, fließt zwischen dem Setisgebirge und dem Numidischen Gebirge nördlich, dann westlich, hierauf, den Dschebel Auat durchbrechend, abermals nördlich und mündet südwestlich von den sieben Kaps (Seba Rus) in das Mittelländische Meer.

Rummelpiquet, soviel wie Piquetspiel (s. d.).

Rummelsburg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Köslin, hat 1147,43 qkm und (1890) 32976 (16036 männl., 16940 weibl.) E., 1 Stadt, 56 Landgemeinden und 77 Gutsbezirke. – 2) R. in Pommern, Kreisstadt im Kreis R., an der Stiednitz und den Nebenlinien Neustettin-Stolp der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Stolp) und eines Katasteramtes, hat (1890) 5080 E., darunter 32 Katholiken und 155 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, eine Werkmeisterei für Weberei; Wollspinnereien und Tuchfabriken. – 3) R. bei Berlin, Kolonie im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, mit dem Gutsbezirk Boxhagen eine Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg bildend und östlich an Berlin (s. d., Bd. 2, S. 793 b) angrenzend, an der Spree und dem Rummelsburger See, einer rechtsseitigen Ausbuchtung der Spree, an den Linien Berlin-Breslau und Berlin-Schneidemühl der Preuß. Staatsbahnen sowie an der Berliner Stadt- und Ringbahn (Stationen Stralau-R. und Kietz-R.), hat mit Boxhagen und Lichtenberg-Kietz (1890) 11038 (6121 männl., 4917 weibl.) E., darunter 850 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, vier Kirchen, großes Friedrichs-Waisenhaus der Stadt Berlin (1859), ein Arbeitshaus für Berlin und Rieselfeld, Strafanstalt (Zweiganstalt der Strafanstalt Moabit), Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Plüsch- und Wollwarenfabrik, Appretur, Färberei, Anilin-, Hundekuchen-, Holzwolle-, Wagenfeder- und Patentkistenfabrikation , Lumpensortieranstalt, Poilendreherei, Norddeutsche Eiswerke mit Eisschrankfabrik.

Rumohr, Karl Friedr. von, Schriftsteller, geb. 6. Jan. 1785 auf dem väterlichen Gute Reinhardsgrimma bei Dresden, studierte zu Göttingen und lebte später in Dresden, in Italien, in Kopenhagen, wo er königl. Kammerherr war, und in Lübeck. Er starb 25. Juli 1843 auf einer Reise in Dresden. Sein Hauptwerk «Ital. Forschungen» (3 Bde., Berl. 1827‒31) behandelt die Entstehung und Ausbildung der neuern Malerei. Von seinen andern kunsthistor. Schriften sind zu erwähnen: «Geschichte der königl. Kupferstichsammlung zu Kopenhagen» (mit Thiele, Lpz. 1835), «Hans Holbein der Jüngere in seinem Verhältnis zum deutschen Formschnittwesen» (ebd. 1836), «Zur Geschichte und Theorie der Form- ^[folgende Seite]