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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ruepp.; Rupp.; Rüppell; Ruppertsberg; Ruppin; Ruppiner Kanal; Rupr.; Ruprecht; Ruprecht Ⅰ.

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Rupp. – Ruprecht Ⅰ. (Kurfürst von der Pfalz)

Divisionspfarrer wurde. R. vertrat den freien Protestantismus mit Geschick in seiner Schrift «Der Symbolzwang und die prot. Lehr- und Gewissensfreiheit» (Königsb. 1843), in Aufsätzen im «Christl. Volksblatt» (ebd. 1844) und auf der Kanzel. Wegen offener Verwerfung des Athanasianischen Symbols 1845 seines Amtes entsetzt, gründete er 19. Jan. 1846 eine freie prot. Gemeinde und trat mit den gleichstrebenden prot. Freunden in Sachsen in Verbindung. Er wurde wiederholt in das Abgeordnetenhaus gewählt und war auch litterarisch ein geschickter Verfechter seines Standpunkts. R. war Hauptmitarbeiter der «Freien evang. Kirche» (Altenb. 1848) und der «Königsberger Sonntagspost» (1856‒62); die «Religiöse Reform» (1867‒76) verdankte ihm das meiste. R. starb 11. Juli 1884 zu Königsberg. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: «Gregor von Nyssa» (Lpz. 1834), «Von der Freiheit. Ein Zeugnis für das Evangelium u. s. w.» (2 Tle., Königsb. 1856), «Immanuel Kant. Über den Charakter seiner Philosophie und das Verhältnis derselben zur Gegenwart» (ebd. 1857), «Das Sektenwesen und die Freie Gemeinde» (ebd. 1859).

Rupp., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Heinrich Bernhard Ruppius (Florist), geb. 1689 in Gießen, gest. 1719 in Jena.

Ruepp., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Eduard Rüppell.

Rüppell, Eduard, Naturforscher, geb. 20. Nov. 1794 zu Frankfurt a. M., unternahm 1817 eine Reise nach Ägypten und zum Sinai, über die er in den «Fundgruben des Orients», hg. von Hammer, Bd. 5 (Wien 1818), berichtete. Er durchwanderte 1822‒27 Nubien, Sennar, Kordofan und Arabien, veröffentlichte außer den «Reisen in Nubien, Kordofan und dem Peträischen Arabien» (Frankf. 1829) auch einen «Atlas zur Reise im nördl. Afrika» (Abteil. 1: «Zoologie», 20 Hefte, ebd. 1826‒31). Bei seiner zweiten Entdeckungsreise Ende 1830 ging er von Livorno nach Ägypten und erreichte im Febr. 1833 Gondar in Abessinien. 1834 kehrte er nach Europa zurück und ließ hierauf «Neue Wirbeltiere zur Fauna Abessiniens gehörig» (13 Hefte, Frankf. 1835‒40), die «Reise nach Abessinien» (2 Bde., ebd. 1838‒40) und «Systematische Übersicht der Vögel Nord- und Ostafrikas» (ebd. 1845) erscheinen. Seine naturwissenschaftlichen Sammlungen übergab er dem Senkenbergschen Museum, Münzen und ägypt. Altertümer, äthiop. Handschriften der Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M., wo er 11. Dez. 1884 starb.

Ruppertsberg, Dorf im Bezirksamt Neustadt a. d. Hardt des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, 8 km im NO. von Neustadt, hat (1890) 910 E., darunter 19 Evangelische, eine Wasserleitung, und ist einer der besten Weinorte der Pfalz.

Ruppin hieß eine Herrschaft in der Mark Brandenburg, welche aus drei Teilen: dem Lande R. im engern Sinne, dem Lande Wusterhausen und dem Lande Gransee bestand. Dieselbe gehörte seit dem 13. Jahrh. den Grafen von Lindow und wird deshalb in Urkunden auch öfters als Grafschaft R. bezeichnet. Letztere Benennung wurde jedoch erst gegen Ende des 16. Jahrh. offiziell, nachdem 1524 die Grafen von Lindow ausgestorben und deren Besitztum an die Kurfürsten von Brandenburg gefallen war. Friedrich Ⅱ. scheint sich zuerst Graf von R. genannt zu haben, und dieses Prädikat wurde auch 1817 bei erneuerter Feststellung des königl. Titels beibehalten. Die Grafschaft nebst einem Teile des ehemaligen Landes Löwenberg bildet den Kreis R. des preuß. Reg.-Bez. Potsdam. Derselbe hat 1771,96 qkm und (1890) 76215 (37524 männl., 38691 weibl.) E., 7 Städte, 126 Landgemeinden und 98 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Neuruppin (s. d.). – Vgl. Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 1: Die Grafschaft R. (5. Aufl., Berl. 1892).

Ruppiner Kanal, s. Havel.

Rupr., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Franz Ruprecht, geb. 1. Nov. 1814 in Prag, gest. 4. Aug. 1870 als Kustos des Herbariums in Petersburg.

Ruprecht, Knecht, s. Knecht Ruprecht.

Ruprecht, der Heilige, s. Rupertus.

Ruprecht, genannt Clem, Kurfürst von der Pfalz und 1400‒10 deutscher König, geb. 1352 als ältester Sohn des Kurfürsten Ruprecht Ⅱ. von der Pfalz, folgte 1398 seinem Vater in der Kurwürde. Mit Johann von Mainz stand R. an der Spitze der Fürsten, die König Wenzel wegen völliger Vernachlässigung des Reichs 20. Aug. 1400 zu Oberlahnstein absetzten. Am folgenden Tage wurde R. selbst auf dem Königsstuhl bei Rense zum König erwählt. Doch viele Reichsstände erkannten ihn nicht an. Die Krönungsstadt Aachen verweigerte ihm den Einlaß, so daß er sich 6. Jan. 1401 zu Köln krönen lassen mußte. Papst Bonifacius Ⅸ. machte seine Anerkennung unter anderm auch von der Besiegung des von Wenzel erhobenen Galeazzo Visconti von Mailand abhängig; aber während R. 1401 diesen nur mit ungenügendem Heere angriff und 21. Okt. am Gardasee geschlagen wurde, erhoben sich in Deutschland viele Gegner. 1403 erhielt R. dann die Anerkennung des Papstes, aber 1405 schlossen 17 schwäb. Städte, der Mainzer Erzbischof und die Grafen von Württemberg und Baden in Marbach einen augenscheinlich gegen ihn gerichteten Bund, und 19. Dez. 1406 mußte R. das unbeschränkte Bündnisrecht der Reichsstände anerkennen. Dazu kamen die Schwierigkeiten des Schismas. Da R. an dem vom Pisaner Konzil abgesetzten Papste Gregor ⅩⅡ. festhielt, während die meisten deutschen Fürsten den Konzilspapst Alexander Ⅴ. anerkannten, Johann von Mainz dessen Legat ward und das Konzil Wenzel als König bestätigte, so schien der Bürgerkrieg unvermeidlich, als R. 18. Mai 1410 auf dem Schlosse Landskron bei Oppenheim starb. Er wurde, wie auch seine Gemahlin Elisabeth, Tochter des Burggrafen Friedrich Ⅳ. von Nürnberg, in Heidelberg begraben. – Vgl. Chmel, Regesta chronologico-diplomatica Ruperti regis Romanorum (Frankf. 1834); Höfler, R. von der Pfalz (Freiburg 1861); Deutsche Reichstagsakten unter König R. (hg. von Weizsäcker, Bd. 1‒3, Gotha 1882‒88); Winkelmann, Der Romzug R.s von der Pfalz (Innsbr. 1892).

Ruprecht Ⅰ., Pfalzgraf bei Rhein und Kurfürst von der Pfalz, geb. 9. Juni 1309 als Sohn des Pfalzgrafen Rudolf Ⅰ. (gest. 1319), schloß nebst seinem Bruder Rudolf Ⅱ. mit seinem Oheim Kaiser Ludwig Ⅳ. 4. Aug. 1329 den Vertrag zu Pavia, durch welchen die Pfalz als ein selbständiger Teil von Bayern getrennt wurde, und erhielt 1338 bei der Teilung der Pfalz den größten Anteil mit der Residenz Heidelberg. Er trat zwar 1344 an die Spitze der mit dem Kaiser unzufriedenen Fürsten, versöhnte sich aber 1345 mit Ludwig und stimmte