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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ruthin - Rütimeyer

Ruthin (spr. röthin), Municipalborough und Hauptstadt der Grafschaft Denbigh im engl. Fürstentum Wales, rechts am Clwyd, Station der Eisenbahn Denbigh-Corwen, hat (1891) 2760 E., ein got. Schloss und eine Lateinschule.

Ruthner, Ant., Edler von, geogr. Schriftsteller und Alpenforscher, geb. 21. Sept. 1817 zu Wien, studierte in Wien die Rechte, war 1849-71 Hof und Gerichtsadvokat daselbst, übernahm 1873 eine Advokatur in Steyr in Oberösterreich, 1875 eine solche in Salzburg und wurde hier 1878 zum Notar ernannt. R. hat die hervorragendsten Alpenhöhen Österreichs erstiegen und auch als langjähriger Präsident des Österreichischen Alpenvereins vielfach anregend auf die Alpenforschung gewirkt. Er schrieb: «Die Alpenländer Österreichs und der Schweiz» (Wien 1843), «Berg- und Gletscherreisen in den österr. Hochalpen» (ebd. 1864; Neue Folge 1869), «Aus den Tauern» (ebd. 1874), «Das Kaisertum Österreich» (ebd. 1879, ein Illustrationswerk histor.-geogr.-ethnogr. Inhalts).

Ruthven-Castle (spr. röthwen oder riwwen kahßl), s. Huntingtower.

Ruticilla., s. Rotschwänzchen.

Rütihubelbad, s. Enggistein.

Rutil, ein tetragonales, mit Zinnstein und Zirkon isomorphes, vielfach in knieförmigen Zwillingen nach der Deuteropyramide (s. nachstehende Abbildung) ausgebildetes Mineral von bräunlicher und rötlicher Farbe, metallartigem Diamantglanz und dem spec. Gewicht 4,2 bis 4,3. ^[Abb.]

Es ist chemisch Titansäure, TiO2 ^[TiO_{2}], wie der anders gestaltete Anatas und Brookit, vor dem Lötrohr unschmelzbar, von Säuren unangreifbar. Besonders kommt R. mit Quarz vergesellschaftet vor, aufgewachsen auf Klüften und eingewachsen in der Masse von krystallinischen Gebirgsarten, namentlich im Chlorit-, Glimmer- und Hornblendeschiefer, auch im Gneis, Granit, Eklogit usw. Die größten, bis pfundschweren Kristalle finden sich am Graves-Mount in Georgia. Mikroskopische Nädelchen von R. sind in zahlreichen Gesteinen außerordentlich weit verbreitet, so namentlich in den verschiedensten kristallinischen Schiefern, insbesondere in den Phylliten, auch in den gewöhnlichen Thon- und Dachschiefern der altern Formationen. Eine Umwandlung erleiden die Kristalle und Körner des R. in ein gelblich graues feines Aggregat von Titanit. Das Mineral findet nur eine beschränkte Anwendung zur Darstellung einer gelben Farbe für Porzellanmalerei.

Rutilius Lupus, Publius, röm. Grammatiker und Rhetor, lebte zur Zeit des Tiberius und verfasste eine abgekürzte Übersetzung der Schrift des zu Ciceros Zeit lebenden Rhetors Gorgias: «Schemata dianoias et lexeos», u. d. T. «De figuris sententiarum et lexeos», von der aber nur die eine Hälfte, «De figuris elocutionis», erhalten ist. Dieselbe hat einen besonderen Wert dadurch, daß man die meisten Werke der griech. Redner, aus denen darin zahlreiche Stellen trefflich übersetzt sind, jetzt nicht mehr besitzt. Eine Handausgabe besorgte Jacob (Lüb. 1837), eine neue kritische Ausgabe Halm in den «Rhores latini minores» (Lpz. 1863).

Rutilius Namatianus, Claudius, lat. Dichter im Anfang des 5. Jahrh., von Geburt ein Gallier, der in Rom hohe öffentliche Ämter bekleidete, verfasste 416 die Schilderung einer Reise von Rom nach Gallien ("de reditu suo") im elegischen Versmaße. Dieses Gedicht, welches nicht vollständig auf uns gekommen ist, zeichnet sich durch Reinheit der Sprache sowie durch Anschaulichkeit und Wärme des Gefühls aus. Unter den Ausgaben sind die von Wernsdorf in den «Poeta latini minores", Bd. 5 (Altenburg 1788), L. Müller (Lpz. 1870), Itasius Lemniacus (Pseudonym für von Neumont, Berl. 1872, mit deutscher Übersetzung) und die in den «Poetae latini minores» von Bährens, Bd. 5 (Lpz. 1883), zu erwähnen.

Rütim., hinter lat. Namen von Tieren Abkürzung für Ludwig Rütimeyer.

Rütimeyer, Ludwig, schweiz. Naturforscher, bekannt durch seine Schriften über die Pfahlbauten sowie über fossile Huftiere, geb. 26. Febr. 1825 zu Biglen im Emmenthal, studierte in Bern anfangs Theologie, dann Medizin, widmete sich hierauf in Paris, London und Leiden sowie in wiederholtem Aufenthalte in Italien naturhistor. Forschungen, habilitierte sich 1854 in Bern und folgte 1855 einem Rufe als Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie nach Basel. R. veröffentlichte: «Über das schweiz. Nummulitenterrain» (Bern 1850), «Vom Meere bis nach den Alpen» (ebd. 1854), «Untersuchung der Tierreste aus den Pfahlbauten der Schweiz» (Zür. 1860), «Die Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz» (Bas. 1861), «Eozäne Säugetiere aus dem Gebiet des schweiz. Jura» (Zür. 1862); ferner «über Art und Rasse des zahmen, europ. Rindes» (Braunschw. 1866), «Beiträge zur Kenntnis der fossilen Pferde und zu einer vergleichenden Odontographie im allgemeinen» (Bas. 1863), sowie mit W. His «Crania helvetica. Sammlung schweiz. Schädelformen» (ebd. 1864), «Beiträge zur natürlichen Geschichte der Wiederkäuer» (ebd. 1865), «Über die Herkunft unserer Tierwelt» (ebd. 1867), «Die Grenzen der Tierwelt. Eine Betrachtung zu Darwins Lehre» (ebd. 1868), «über Thal- und Seebildung» (ebd. 1869; 2. Aufl. 1874). Größere Publikationen außer den genannten sind: «Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes in seinen Beziehungen zu den Wiederkäuern im allgemeinen» (2 Tle., Zür. 1866-67), «Die fossilen Schildkröten von Solothurn und der übrigen Juraformation» (2 Tle., ebd. 1866-73), «Über Bau von Schale und Schädel bei lebenden und fossilen Schildkröten» (Bas. 1873), «Die Veränderungen der Tierwelt in der Schweiz seit Anwesenheit des Menschen» (Berl. 1875), «über Pliocän und Eisperiode auf beiden Seiten der Alpen» (Bas. 1875), «Der Rigi. Naturgeschichtliche Darstellung von Berg, Thal und See» (ebd. 1875), «Weitere Beiträge zur Beurteilung der Pferde der Quaternärepoche» (ebd. 1875), «Die Rinder der Tertiärepoche nebst Vorstudien zur natürlichen Geschichte der Antilopen» (2 Tle., Zür. 1878-79), «Über die Art des Fortschritts in den organischen Geschöpfen» (Bas. 1876), «Beiträge zu einer natürlichen Geschichte der Hirsche» (3 Tle., Genf 1880-84), «Studien zu der Geschichte der Hirschfamilie» Bas. 1882), «Die Bretagne» (ebd. 1882), «über einige Beziehungen zwischen den Säugetierstämmen Alter und Neuer Welt» (Genf 1888), «Die eozäne Säugetierwelt von Egerkingen» (Zür. 1891), «Die eozänen Säugetiere von Egerkingen» (Bas. 1892).