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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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San Marco in Lamis - San Marino
birgsgegenden sind baumlos, die Gebänge der tiefern
Regionen namentlich mit Eichen, Tannen und Ce-
dern bewaldet. Der früher bedeutende Bergbau auf
Silber ist jetzt von geringem Belang, wie die ganze
Industrie überhaupt. - 2) Hauptstadt des Staates
S. L., 330 km im NNW. von Meriko, in 1875 m
Seehohe am östl. Abfall des Hochlandes, in einer
ausgedehnten Hochebene und im Quellbezirk des
Panuco gelegen, Knotenpunkt der Babnen Guana-
juato-Saltillo-Laredo und Aguas Ealientes-Tam-
pico, 1580 gegründet, Sitz eines deutschen Konsuls,
ist regelmäßig gebaut, mit schönen Straßen, von
Gärten umgeben und zählt (1892) 02573 E. Am
Hauptplatze (?1a2H äe ^rmag) stehen die reich aus-
gestattete Hauptkirche San Pedro, das hübsche Rat-
haus (I^I^cio äel ^uiit^niientc)) und schöne Pri-
vathänser mit Arkaden. Außerdem sind zu nennen:
eine Münze, eine Börse, Markthalle, Palast des
Gouverneurs, der Iustizpalast und eine schöne
Wasserleitung. Man fabriziert Leder, Schuhwerk,
Hüte und Kurzwaren, verarbeitet die Erze aus den
benachbarten Minen und treibt bedeutenden Handel
namentlich mit Vieh, Wolle, Häuten und Talg. S. 3.
ist Stapelplatz für die über Tampico eingeführ-
ten Manufakturwarcn, die zum Teil durch die hier
etablierten deutfchen, cngl. und franz. Handelshäufer
nach dem Osten weiter gehen. 16 Km östlick liegt der
früher bedeutende Bergwerksort Cerro de San
Pedro, dessen sehr reiche Minen aber schon seit
dem Ende des 18. Jahrh, aufgegeben sind.
San Marco in Lamis,'Stadt im Kreis San
Severo der ital. Provinz Foggia in Apulien, am Süd-
westfuß des Monte-Gargano, hat (1881) 15440 E.
San Marmo, Republik in Italien, ein hügeliger
Bezirk zwischen den ital. Provinzen Pesaro-Urbino
und Forli, hat59 ykin und (1891) 8200 E., die haupt-
sächlich Weinbau, Viehzucht und auswärts Maurer-
arbeit treiben. Südwestlich von Rimini erbebt sich
der Titano (791m), die höchste Spitze eines der
Ausläufer der Apenninen. Um das sckon 885 ge-
nannte Kloster S. M. sammelte sich eine Torfbe-
völkerung, die ihr bürgerliches Gemeinwesen (als
solches schon 951 bezeichnet) nach jenem Kloster oder
Schutzheiligen taufte. In ein hier entstandenes
Kastell flüchtete sich Verengar II. vor Kaiser Otto I.
Durch Kauf und auch mit den Waffen erweiterten
die Bürger von S. M. in der Folgezeit ihr Gebiet
und verteidigten fich mit Glück gegen die gnelfischen
Malatesta von Rimini, an welche der Bischof des
benachbarten Vergstädtchens San Leo feine angeb-
lichen Rechte abgetreten hatte. Ihre Unterwerfung
gelang aber 1503 wenigstens auf einige Monate
Cesare Vorgia durch List; ebenso suchten die Far-
nesen und Papst Paul III. 1512 das Städtchen zu
überrumpeln. Als Papst Urban VIII. 1631 das
Herzogtum Urbino (s. Rovere) dem Kirchenstaat ein-
verleibte, bestätigte er S. M.s Unabbängigkeit, das
aber doch mehrfache Gehässigkeiten der Päpstl. Le-
gaten in der Nomagna zu erfahren hatte, schließlich
vom Kardinallegaten Alberoni im Okt. 1739 für den
Papst besetzt wurde. Allein ein Ausstand erbob sich,
und Clemens XII. sah sich gezwungen, S. M. seine
Freiheit wiederzugeben (5. Febr. 1740), welche 1718
Venedikt XIV. bestätigte. Die Französische Revolu-
tion ging an dem kleinen Freistaat vorüber, der auch
wieder den Verfolgten (den Kapuzinern und dem
spätern Papst Gregor XIV.) eine Zuflucht bot; die
Bulle Pius' VII., 1817, welche die Freiheit der Re-
publik auss ueue bestätigte, stellte S. M. in Marmor
eingegraben an der Grenze auf. An den Unruhen
von 1831 in der Romagna nahm S. M. keinen Ätt-
teil und gestaltete 1847 ruhig und maßvoll seine
Verfassung in modernem Sinne um. Aber dennoch
sollte die Republik in die Verwirrung hineingezogen
werden. Garibaldi wurde auf seinem Rückzug aus
Rom nach Venedig von den Österreichern 31. Juli
1649 unter die Mauern von S. M. gedrängt: doch
gelang es der Republik, sowohl die Garibaloiner
außerhalb der Stadt zu balten, als die Österreicher
zu veranlassen, uuter Zusicherung der Amnestie,
welche dann freilich schlecht gehalten wurde, jenen
den Abzug obne Waffen zu gewähren. In dem Ita-
licnischen Kriege von 1859 und den daranf folgenden
Ereignissen verhielt sich S. M. neutral. Durch Kon-
vention vom 22. März 1862 (erneuert 27. März
1872) bat sich die Republik unter den Schutz des
Königs von Italien gestellt.
Die Grundgesetze des Staates, gesammelt in den
"3ta.tutH illuZtrigZiin^L r6i^ul)1ic3.6 8ti. N^rim",
reichen in das 13. Jahrh, hinauf. An Stelle der
ursprünglichen Demokratie trat später als Leiter des
Gemeinwesens und Vertreter nach außen der Große
Rat, der seit dem Ende des 14. Jahrh, aus 60 zu
gleichen Teilen aus dem Adel, den Bürgern der
Hauptstadt und den übrigen Bewohnern des Landes
gewählten Altesten (^n^iani) bestand und sich jähr-
lich durch Berufung neuer Mitglieder ergänzte. Ein
Ausschuß aus seiner Mitte bildete den aus zwölf
Mitgliedern zusammengesetzten Kleinen Rat. Die
ausübende Gewalt war den zwei Konsuln, die später
velenZoi-i hießen, den jetzigen "(^pitani rs^enti"
übertrafen; sie werden halbjährlich aus dem Großen
Rat gewüblt. Infolge der Verfassungsänderung im
Sept. 1847 ist der souveräne Großrat ((^nöi-cii
conziZIio pi-incipL) in eine repräsentative Kammer
(lüamüi'H äei l6i)i'686ntÄnti) umgewandelt, deren
60 Mitglieder auf Lebenszeit gewählt werden. Aus
diefen wird jährlich als höchste Behörde der Rat
der Zwölf gewählt. Die bewaffnete Macht besteht
aus 950 Mann. In kirchlicher Beziehung gehört
das Gebiet zur Tiöcese Montefeltro. Eine öffent-
liche höhere Schule wird auf Staatskosten unter-
halten; sonst giebt es noch mehrere Elementar-
schulen. Das Wappen zeigt anf einem silbernen
Sckild einen Berg mit drei Kastellen und dem Schutz-
heiligen. Auch besteht ein Ritterorden von S. M.,
gestiftet 13. Jan. 1859.
Die Stadt S. M., die einzige der Republik, auf
der zackigen Felsenhöhe des Monte-Titano in rauher
Umgebung gelegen, besteht aus dem Vorgo (Vor-
stadt) mit 400 E. und der dahinter, 240 m höher
gelegenen steilstraßigen, übelgebauten eigentlichen
Stadt, die 1600 E., fünf Kirchen, deren bedeutendste
die Asche und die Bildsäule des heil. Marinus be-
wabrt, ein schönes Parlamentsgebäude und ein klei-
nes Theater hat. Die Stadt war der Aufenthalts-
ort des Altertumsforschers Borghesi (s. d.). Iu
Vorgo di S. M. wohnen die angesehensten Bürger.
Vgl. Telsico, ^leinoi'is äeliH repudlica. äi 8. HI.
(Mail. 1804: 2 Bde., Flor. 1843); Vrizi, Hnaäi-0
Ztoi-ico-Fwtistico äsii^ i-opudlica äi 8. N. (Flor.
1842); Ionas, Ein wabres freies Volk. Eine Studie
über die Republik S.M. (Wien 1878); Karl Witte,
Alpinisches und Transalpinisches (Berl. 1858);
C. Malagola, II clli-äin^ ^Idsroni 6 1a lLpudlica
äi 8. N. "Bologna 1885); Ccstaro, I^k coLUtuxione
politica äi uu communO meäi6va^6 (Brescia 1890);
Hauthecoeur, I.a rsMdliyus äs 8. N. (Par. 1894).