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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sargassomeer; Sargassum; Sargon; Sargus ovis; Sari; Saria; Sariguren; Sarikis; Sarissa; Sark

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Sargassomeer – Sark

Sargassomeer, Sargassosee (vom portug. sargaço, d. i. Tang), zwischen den Canarischen und westind. Inseln gelegener Teil des Atlantischen Oceans, in dem eine große Masse schwimmenden Seetangs sich vorfindet. Schon alte Schriftsteller erwähnen derartige Krautwiesen der Oceane, so Scylax, Theophrast und Aristoteles. Die ersten bestimmtern Nachrichten darüber enthält aber das Schiffsbuch des Columbus, der 10. Sept. 1492 die Fucusbänke erreichte und einen großen Teil seiner Fahrt nach den Bahama-Inseln durch sie fortsetzte, wie es heißt zur nicht geringen Beunruhigung seiner zaghaften Leute. Die äußersten Grenzen der atlantischen Tangansammlungen sind die Parallelen von 16 und 38° nördl. Br. und die Meridiane von 30 und 80° westl. L. von Greenwich, doch wird zwischen 41 und 47° westl. L. gewöhnlich wenig Tang beobachtet, so daß sich die Ansammlungen in zwei große Bänke, die östl. Corvo- und die westl. Bermudasbank scheiden. Einzelne zerstreute Massen trifft man auch außerhalb der genannten Grenzen, namentlich im Karibischen Meere. Schwächere Tangansammlungen giebt es im Großen Ocean nördlich von den Sandwichinseln sowie im Süden des Atlantischen und Indischen Oceans. Der Tang des S. ist fast ausschließlich das Golfkraut (s. Sargassum). Durch die Schwimmblasen erhalten sich diese Algen auf der Oberfläche, wachsen munter fort, da sie von der Wurzel unabhängig sind, und bilden so die frischen schwimmenden Wiesen (Praderias da yerva). In dem S. selbst ordnen sich die Pflanzenbüschel immer in ziemlich regelmäßigen Reihen und Streifen nach der Richtung des Windes. Sie sind zuweilen so dicht gedrängt, daß sie die Segelgeschwindigkeit vermindern können; doch ist im allgemeinen die Anhäufung der Tangmassen eine lockere, und das ganze Phänomen erscheint als ein mehr nur untergeordnetes, nicht selten stark überschätztes. Über den Ort, woher diese Algen kommen, sind die Ansichten geteilt; die einen nehmen an, daß sie aus dem Antillenmeer kommen; andere haben die entgegengesetzte Ansicht, daß die Sargassowiesen des Antillenmeers von dem Großen S. stammen. Am wahrscheinlichsten ist aber, daß sie aus dem Karibischen Meer durch den Golfstrom in den von diesem und der nördl. Äquatorialströmung umschlossenen ruhigen Meeresteil geschafft wurden. Daß die großen Tangansammlungen im ganzen nach wie vor denselben Raum einnehmen, daß insbesondere das atlantische S. noch heute dieselben Grenzen hat wie zur Zeit des Columbus, ist durch die Winde und Strömungen bedingt.

Sargássum Ag., Beerentang, Algengattung aus der Gruppe der Phäophyceen (s. d.) mit gegen 100 Arten, davon vier in den europ. Meeren, Algen mit stielrundem, reich verzweigtem Thallus, mit deutlichen Blättern, deren Formen an die mancher Phanerogamen erinnern; außerdem trägt der Thallus an besondern Stielchen beerenartige Lufträume, die als Schwimmorgane dienen. Die Fruchtstände, die die Antheridien und Oogonien enthalten, treten in Form besonderer kleinerer Zweige zwischen den Blättern auf. Die bekanntesten und wichtigsten Arten sind der Sargassotang oder das Golfkraut, S. bacciferum Ag. (Fucus natans L.), und die dieser sehr nahe stehende Art S. vulgare Ag. (s. Tafel: Algen I, Fig. 1), welche in den wärmern Meeren eine sehr ausgedehnte Verbreitung besitzen und sowohl im Atlantischen, wie auch im Indischen und Stillen Ocean vorkommen und ↔ den hauptsächlichsten Bestandteil des Sargassomeers (s. d.) bilden.

Sargon, biblische Form (Jes. 20) des griech. Arkeanos, assyr. Scharrugina oder Scharrukin, Name assyr. und babylon. Könige

1) S. I oder der Ältere, altbabylon. König, Vater des Königs Naramsin, soll nach den keilinschriftlichen Angaben 2000 v.Chr. gelebt haben. Er wird als histor. Persönlichkeit kaum anzuzweifeln sein, galt aber den spätern assyr. Schriftstellern als halbmythische Gestalt. Mit ihm wird ein großes astrol. Werk in Beziehung gesetzt. Eine assyr. Legende berichtet von S. eine an den biblischen Mose erinnernde Aussetzungsgeschichte. –

2) S. II., einer der mächtigsten assyr. .Herrscher, 722–705 v. Chr., unter welchem das Assyrische Reich den Gipfel seiner Macht erreichte. Seine hauptsächlichsten Unternehmungen waren: die Einnahme Samarias (722), seine Kämpfe mit Elam und Babylon (721), seine Eroberungszüge in Syrien (720 fg.), gegen Karchemisch, das zu einer assyr. Provinz gemacht wurde (717), die Tributpflichtigmachung Ägyptens (715), die Eroberung Asdods und anderer philistäischer Städte (711), wiederholte Kämpfe gegen Merodach-Baladan von Babylon (710 fg.), Züge gegen Cypern (709) und gegen Kommagene (708). Außerdem sind zahlreiche Bauten auf S. zurückzuführen, vor allem die Erbauung seiner prächtigen nach ihm benannten Hauptstadt Dur-Scharrukin, das heutige Chorsabad (s. d.), deren Inschriften sich jetzt im Louvre zu Paris befinden. Außer diesen Platteninschriften sind auch solche auf Cylindern, Stierkolossen, einer Steinstele, Thonprismen und Thontafeln erhalten. Die Platteninschriften wurden herausgegeben von Botta, Monuments de Ninive, Bd. 3 u. 4 (Par. 1846–50), und von Oppert, Les fastes de S., roi d'Assyrie (ebd. 1863); die Stele von Schrader, Die Sargonstele des Berliner Museums (Berl. 1882). Die Cylinder- und Stierinschriften wurden neu herausgegeben und erklärt von Lyon, Keilschrifttexte S.s II. (Lpz. 1883). Eine Gesamtpublikation der Texte gab Winckler, Die Keilschrifttexte S.s (2 Bde., Lpz. 1889).

Sargus ovis, Fisch, s. Meerbrassen.

Sâri, Hauptstadt von Masenderan (s. d.).

Saria oder Soso, Provinz des Fulbereichs Sokoto, 1000 m hoch auf der Wasserscheide zwischen dem Kaduna, einem Zufluß des Niger, und den nach dem Tsadsee und Binue abfließenden Gewässern, in einer der gesundesten Gegenden Innerafrikas gelegen. Das herrliche Berg- und Hügelland bietet den hier wohnenden Fulbe, Haussa, Jesko und Korro reichlichen Ertrag in Ackerbau und Viehzucht. Durch S. führt ein wichtiger Karawanenweg, welcher vom Norden über Kano nach dem Binue und untern Niger den Warenaustausch vermittelt. Auf dieser Strecke südlich der Hauptstadt S. befindet sich der 1819 gegründete und befestigte Handelsplatz Keffi abd es-Senga mit 30000E., in welchem nach Kuka der regste Marktverkehr in ganz Sudan stattfindet. Von S. abhängig ist das südlich gelegene und von dem Negerstamm Afo bewohnte Königreich Anassarawa mit dem wichtigen Handelsplatz Loko am Binue.

Sariguren, s. Hunnen.

Sarikis, jetziger Name des Gargaron (s. d.).

Sarissa, die etwa 5,5 m lange Stoßlanze der macedon. Hopliten und leichten Reiter; letztere hießen danach Sarissophōren (Lanzenträger).

Sark, eine der Normannischen Inseln, s. Sercq.