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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sarpen - Sars
Troer. Er wird von Patroklos erlegt, sein Leichnam
dann von Schlaf und Tod auf Zeus' Befehl nach
Lycien zurückgebracht. Die griech. Mythologenunter-
scheiden von diesem S. einen gleichnamigen Sohn
des Zeus und der Europa, der, von seinem Bruder
Minos aus Kreta vertrieben, zu Wir nach Cilicien
ging, diesem gegen die Lycier beistand und nachher
König der Lycier wurde. Es sind das aber nur
andere Sagen über denselben lycischcn Heros, der
eine dem Bcllerophon nahe verwandte Gestalt war
und gleich diesem aus dem lycischen Hauptgott, der
Eigenschaften von Zeus und Poseidon in sich ver-
einigte, abgeleitet scheint. ^borg.
Sarpen oder Sarpfoß, Wasserfall, s. Sarps-
Sarpi, Paolo, als Ordensbruder Fra Paolo
genannt (auch Paulus Venetus und Paulus
Servita), ital. Geschichtschreiber, geb. 14. Aug.
1552 zu Venedig, trat im 14. Jahre in den Orden
der Serviten, kam in das Kollegium zu Padua,
wurde Doktor der Theologie, bereits im 26. Jahre
Provinzial seines Ordens und nachher General-
prokurator in Rom. Doch wurde er bei der In-
quisition wegen geheimer Verbindungen mit Ketzern
und Juden angeklagt und dadurch an seiner wcitern
Beförderung gehindert, bis ibn die Republik Vene-
dig in dem Streite mit Paul V. zu ihrem Theologen
und Konsulenten wählte. Er begab sich nun wieder
nach Venedig und verteidigte sein Vaterland mit
viel Klugheit und Erfolg, weshalb von gegnerischer
Seite mehrere Mordversuche auf ihn gemacht wur-
den. Er starb in seinem Kloster 15. Jan. 1623. In
Venedig wurde ihm 1892 ein Denkmal errichtet. S.
unterschied die Partei des röm. Papsttums von der
kath. Kirche, erklärte sich freimütig gegen Einmischung
der geistlichen Gewalt in Welthändel, gegen die Un-
fehlbarkeit der Päpste, gegen den blinden Glauben
und Iesuitismus u. s. w., während er zugleich die
Rechte des Staates in Rücksicht der geistlichen Ge-
walt gründlich zu entwickeln suchte. Sein Haupt-
werk, "I^toi-ia, äsi concilio ^ridöntino", kam zuerst
(Lond. 1619) unter dem erdichteten Namen Pietro
Eoave Polano heraus, wurde dann sehr oft auf-
gelegt (neueste Ausg., 4Bde., Flor. 1858 und Prato
1871), von Rambach (6 Bde., Halle 1761-65) so-
wie von Winterer (4 Bde., Mergenth. 1839-41)
ins Deutsche übersetzt, am besten aber französisch
von Lecourayer (Lond. und Amsterd. 1736) heraus-
gegeben. Eine Gegenschrift ist Sforza Pallavi-
cinos "Istorig. äki concilio äi ^rento" (2 Bde.,
Rom 1656-57; lat. von Giattini, 3 Bde., Antw.
1770: deutsch von Klitsche, 8 Bde., Augsb. 1834
-36). Unter S.s übrigen Werken sind seine Briefe
besonders lehrreich (beste Ausg. vonPolidori, 2Bde.,
Flor. 1863). Bisher ungedruckte Briefe an Sim.
Contarini, den venet. Gesandten in Rom, gab Ca-
stellani heraus (Mail. 1892). Die erste vollständige
Ausgabe seiner Schriften erschien Venedig 1677
(5 Bde.); dann erschienen sie zu Verona, angeblich
inHclmstedt (8 Bde., 1761-68) und Neapel (24 Bde.,
1790). - Vgl. Delbrück, Gedächtnisrede auf P. S.
(Berl. 1808); Bianchi-Giovini, Vio^üg. äi ^i-g.
r. 8. (2 Bde., Zür. 1846; französisch, 2 Bde., Vrüss.
1863); Münch, Fra P. S. (in der "Geschichte der kath.
Kirche", 1. Abteil., Karlsr. 1838); Campbell, 1.^ vita
äi IVa I>. äi 8. (Tur. 1875); Pascolato, 5>a I>. 3.
(Mail. 1893); Robertson, 1^'H I'. 3. (Lond. 1894).
Sarpsborg, Stadt im norwcg. Amte Smä-
lenene, mit (1891) 3036 E., ist bekannt durch den
nahen Fall des Glommen (s. d.), Sarpfoh oder
Sarpen, der hier 22 m hinabstürzt. Eine Ketten-
brücke der Bahnlinie Kristiania-Frederikshald über-
schreitet ihn. An den Ufern Sägewerke, mechan.
Werkstätten und Cellulosefabrikcn.
Sarraoenia. ^., Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Sarraceniaceen (s. d.) mit nur wenigen
Arten, nordamerik. ^umpf- und Moorpflanzen,
ausgezeichnet durch stark verbreiterte und mit den
Rändern schlauchartig verwachsene Blattstiele (zum
Insektenfang eingerichtet, s. Insektenfressende Pflan-
zen), auf deren Rande die kurze, meist rundliche Blatt-
spreite sitzt, sowie durch eine auffallend große blatt-
artige,schildförmige, gelappte, die Blume fastvollkom-
men schließende Narbe. Die schönste und interessan-
teste Art ist 8. pnrpui-63, 2.. (s. Tafel: Insekten-
fressende Pflanzen, Fig. 7), Wasserkrug,
Damensattel, Iägermütze, Trompeten-
blatt, mit 15-20 cm langen, dunkelgeaderten
Vlattschläuchen und purpurrotcn Kelch- und Blumen-
blättern. Man unterhält sie neben andern Arten,
wie 8. Ü3.V3. ^., pZittacwa. H/e'c/i. u. a., im Ge-
wächshause, wo sie in kleinen, mit Moorerde und
zerkleinertem Torfmoos gefüllten und mit letzterm
in breite Näpfe eingefütterten Töpfen gut gedeihen,
und vermehrt sie durch Teilung des Wurzelstockes.
Die letztgenannte Art kann in Deutschland unter
guter Decke im Freien überwintert werden. Durch
Kreuzung sind in England Bastarde erzielt worden,
die zum Teil schöner gefärbte und anders geformte
Schläuche als die Stammarten haben.
Sarraceniaceen, Pflanzenfamilie aus der
Ordnung der Cistifloren (s. d.) mit nur 8 sämtlich
amerik. Arten, krautartige Gewächse mit schlauch-
förmigen Blattstielen, deren Öffnung von der deckel-
artig entwickelten kleinen Vlattspreite überdeckt wird.
Die regelmäßigen zwitterigen Blüten steben einzeln,
besitzen fünf Kelchblätter, fünf lebhaft gefärbte Blu-
menblätter, zahlreiche Staubgefäße und einen drei-
bis fünffächerigen Fruchtknoten, der zahlreiche Sa-
men enthält. Die S. gehören sämtlich zu den In-
sektenfressenden Pflanzen (s. d.).
Sarraf (arab.), Geldwechsler, Bankier.
Sarralbe, Stadt in Lothringen, s. Saaralben.
Sarras, Säbel mit schwerer Klinge, Haudegen.
Sarre (spr.ßahr), franz. Name des Flusses Saar.
Sarreguemines (spr. ßarg'mihn), franz. Name
von Saargemünd (s. d.). ^(s. d.).
Sarre-jüslik, türk. Goldmünze, soviel wie Lira
Sarrelibre (spr. ßar'lihbr), s. Saarlouis.
Sarria. 1) Bezirksstadt der span. Provinz Lugo
in Galicien, am Fluß E., der links zum Neira
(linkem Nebenfluß des Mino) geht, südöstlich von
Lugo, an der Linie Leon-Coruna der Asturisch-
Galicischen und Leonbahn, hat (1887) 11518 E.
- 2) Vorort von Barcelona in Ccttalonien, am
nordwestl. Höhenzug des Tibidabo (532 m) schön ge-
legen und vornehm gebaut, an der Personenbahn
Varcelona-S. (5 km), hat (1887) 4630 E.
Sarrusophön(spr.harrü-),Blechblasinstrument,
mit Tonlöchern und einem Mundstück wie das Fagott,
benannt nach dem Erfinder Sarrus, Militärkapell-
meister in Paris.
Sars, Michael, norweg. Naturforscher, geb.
30. Aug. 1805 in Bergen, studierte seit 1823 Theo-
logie, wurde 1830 Pastor in Kinn, 1839 in Manger
an der norweg. Küste in der Nähe von Bergen. 185 l-
wurde er auherord. Professor der Zoologie an der
Universität zu Kristiania. Er starb 22. Okt. 186!'.
S. schrieb besonders über die niedrigern Seetiere;