Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

371
Schafarik - Schäfer (Dietrich)
stand, bedeutend abgenommen, was seinen Grund
in der gesteigerten Kultur durch Benutzung der
Weideflächen zu Ackerland, besonders aber in den
erheblich zurückgegangenen Preisen für Wolle hat, !
was auf die Konkurrenz der Kolonial- (nament- !
lich austral.) Wollen zurückzuführen ist. Es gebt
deshalb die Schafzucht mehr auf möglichst großen
Körper und böchstes Schurgewicht. Bei der Züchtung
unterscheidet man Reinzucht (zwischen Tieren der-
selben Rasse), Kreuzung (zwischen verschiedenen
Rassen) und Inzucht (s. d.). Da bei einer ratio-
nellen Zuchtwahl genaue Kenntnis sowohl der
Wolle als aucb der Körperverhältnisse nötig sind,
wird sie von besonders ausgebildeten Sckäferei-
direktoren oder Schäfereiboniteuren geleitet. Das
Schaf wird miti^ Jahren geschlechtsreif und bleibt
bis zum 6. oder 7. Jahre zur Zucht brauchbar. Die
Paarung erfolgt, wenn die Tiere bockig oder brunf-
tig sind, durch Hand-, Klassen- oder wilden Sprung;
die Sprungzeit dauert 4-5 Wochen, die Träcbtig-
keit144(engl. Fleischschafe) bis 150 (Merinos) Tage.
Man rechnet auf einen Bock 30-60 Mutterschafe.
Man unterscheidet Frühjahrs-, Sommer-, Derbst-
und Winterlammung; die Sommerlammung ge-
währt den Vorteil, das; die Lämmer mit ibren Müt-
tern auf freier Weide besser gedeiben und gesünder
bleiben als die Wintergeburten. Die neugeborenen
Lämmer sucht man schon nach einigen Wochen an
das Fressen zu gewöhnen, damit sie weniger lange
der Milch ihrer Mütter bedürfen. Die Nabrung
der Schafe besteht in Gras, Klee, Heu, allerlei Fut-
terkräutern, Stroh- und Laubarten, Kartoffeln und
Wurzelgewächsen, Körnerarten, Schlempe, Abfällen
von Zuckerrüben, sog. Schnitzeln u. s. w. Das zu-
träglichste Futter bleibt die Weide. Obgleich die
Schafe wenig Flüssiges zu sich nehmen, so darf
ihnen das Saufen doch keinen Tag entzogen wer-
den; reines Wasser ist ihnen am zuträglichsten.
Fügt man demselben in der kalten Iabreszeit, um
es wohlschmeckender zu machen, und während der
Säugezeit, um die Milchabsonderung der Mutter-
schafe zu befördern, Olkuchenmehl oder Getreide-
fchrot hinzu, fo muß solches mit Maß geschehen.
Die Schafschur und Wollwäscke gesckiebt auf
zweierlei Weise. Entweder werden die Sckafe schwarz
geschoren (Schmutzwolle) oder die Wolle wird auf
dem Schafe gewaschen (RückenWäsche); in letzterm
Fall unterscheidet man Schwemm-, Hand-, Sturz-
und Spritzwäsche; sehr selten ist die für den Land-
wirt zu komplizierte Kunstwäsche mit Anwendung
von warmem Wasser unter chem. Zusätzen. Die
Schur erfolgt von Ende Mai bis gegen Juni bei
einschürigen, zu Ende September zum zweitenmal
bei zweischürigen Herden. Die Vließe müssen vor
dem Zerreißen sorgfältig bewahrt, vollkommen ge-
trocknet und gut einballiert werden.
Eine ungefähre Übersicht über die Ausdehnung
der Schafzucht geben folgende Zahlen. Es be-
sitzen (1895) etwa Stückzahl (in Mill.) Sckafe:
Australien 124, Asien 90, Argentinien 82, Ruß-
land 50, Afrika 45, Vereinigte Staaten 45, Groß-
britannien 29, Frankreich 24, Spanien 20, Öster-
reich-Ungarn 20, Uruguay 15, Teutsches Reich
13,775, Italien 9, Rumänien 5, Canada 3, Portu-
gal 2,7, Serbien 2,7, Griechenland 2,5, Norwegen 1,7,
Schweden 1.7, Dänemark 1,5, Holland 0,9, Belgien
0,55, Schweiz 0,45.
Vgl. außer den Schriften von Koppe, Elsner,
Ockel, Andre, Hamm, Körte, Mentzel, Schmidt:
Fitzinger, Über Ra^en des zahmen Schafs (Wien
1859-60); May, Das Schaf (2 Bde., Bresl. 1868)'
Neitzsckütz, Studien zur Entwicklungsgeschichte des
Schafs (4 Hefte, Danz. 1873 - 76); Nathusius,
Vortrüge über Schafzucht (Berl. 1880): Bohm, Die
Sckafzuckt nach ihrem jetzigen rationellen Stand'
punkt (2 Bde., neue Ausg., ebd. 1883); Körte, Das
Fleiscksckaf, seine Züchtung und Haltung (Bresl.
1885); Witt, Die engl. Fleischschafrassen (Lpz. 1886):
Heyne, Die Entwicklung der Schafzucht im König'
reick Sacksen (Dresd. 1890); Mentzel, Schafzucht
(3. Aufl., Berl. 1892).
Schafärik, Paul Ios., Slawist, s. Oafarik.
Schafberg, Berg des Voralpenzuges der Salz'
burger Kalkalpen, erbebt sich an der Grenze von
Salzburg und Oberösterreich zwischen dem Atter,
dem'Aber- und dem Mondsee zu 1780 m ü. d. M
und besteht aus höhlen- und petrefaktenreichem
Dachsteinkalk. Inselartig aufsteigend, bietet der S.
eine umfassende Aussickt über das Salzkammergut.
Oberösterreich bis zumVohmerwald und Oberbayer^
bis zum Cbiemsee. Von St. Wolfgang führt eine
Zahnradbabn (6 km) hinauf. (S. Salzkammergut
Lokalbahn.) - Vgl. Freisauff, Die Schafbergbahn
(Salzb. 1893).
Schafbiesfliege, s. Nasenbremsen.
Schafbrassen, s. Meerbrassen.
Schäfchen, Wolkenform, s. Cirrocumulus-,
grobe E., s. Cumulo-Cirrus.
Schaefer, Arnold, Historiker, Bruder von Job.
Wilb. S., geb. 16. Okt. 1819 zu Seehausen bei Bremen,
studierte seit 1838 in Leipzig Philologie und Ge-
schichte, ward 1842 Lehrer am Vitzthum-Blochmaniv
schen Erziehungsbause zu Dresden, 1851 Professor
an der Landesschule zu Grimma. 1858 ward er
ord. Professor der Geschichte in Greifswald, 1865 in
Bonn, wo er 19. Nov. 1883 starb. Größere Studien-
reifen fübrten ihn 1874 und 1875 nach dem Orient,
nach Italien und Spanien. Seine Hauptwerke sind:
"Demostbenes und seine Zeit" (3 Bde., Lpz. 1856-
58; 2. Aufl. 1885-87) und die auf archivalischen
Studien fußende "Geschichte des Siebenjährigen
Krieges" (2 Bde., Berl. 1867-74). Außerdem ver-
öffentlichte er unter anderm "v6 lidro vitarum
X oratorum" (Dresd. 1844), "ve 6pd0ri3 I^acs-
äii6N0iiii3" (Lpz. 1863), "v6 r6ruui p03t dsiwiu
I^rzicum U8HU6 ad trie6imai6 fo6äu8 in (^rascia,
F63tai-uni t6mz)oi-idu8" (ebd. 1865), eine Samm-
lung kleiner Schriften u. d. T. "Histor. Aufsätze und
Festreden" (ebd. 1873) und für den Unterricht "Ge-
sckicktstabellen zum Auswendiglernen" (1847 u. ö.),
"Abriß der Quellenkunde der griech. Geschichte bis
auf Polybios" (4. Aufl., Lpz. 1889), "Abriß der
Quellenkunde der rom. Geschichte" (2. Aufl., ebd.
1885). - Vgl. Asbach, Arnold S. (Berl. 1884).
Schäfer, Dietrich, Geschichtsforfcher, geb. 16. Mai
1845 zu Bremen, studierte in Jena, Heidelberg und
Göttingen, wurde 1877 Professor der Geschichte in
Jena, 1884 in Breslau und 1888 in Tübingen. Er
veröffentlichte: "Dün. Annalen und Chroniken von
der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrh."
(Hannov. 1872), "Die Hansestädte und König
Waldemar von Dänemark" (Jena 1879), "Die Recesse
und andern Akten der Hansestädte von 1477 bis 1530"
sVd. 1-5, Lpz. 1881-94), "Deutsches National-
bewußtsein im Lickt der Geschichte" (Jena 1883), "Die
Hanse und ibre Handelspolitik" (ebd. 1885), "Das
Buch des Lübeckischen Vogts auf Schonen" ("Han-
sische Geschichtsquellen", Bd. 4, Halle 1886). "Das
24*