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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schlechtd. - Schlegel (Aug. Wilh. von)
1852; 2. Aufl. 1881) heraus, und verfaßte in türk.
Sprache ein "Buch des Völkerrechts" (2 Bde., ebd.
1847). Später veröffentlichte er ein "^lanuei ter-
minolo^ihne lläu^Äiä-ottomau" Wien 1870), eine
Sammlung von Übersetzungen orient. Gedichte u.
d. T. "Neue Bruchstücke" (ebd. 1881), "Die Revolu-
tionen in Konstantinopel in den I. 1807 und 1808.
Ein Beitrag zur Reformgeschichte der Türkei" (ebd.
1882) und Firdusis "Iussuf und Suleicha", roman-
tisches Heldengedicht (ebd. 1889).
Ko/iiee/z^., hinter lat. Pflanzennamen Abkür-
zung für D. F. L. von Schlcchtendal (s. d.).
Ochlechte, Gestcinsklüfte, welche die Gewinnung
des Gesteins oder der Kohle erleichtern; sie werden
Schmerschlechte genannt, wenn sie mit schlüpf-
rigem Letten erfüllt sind, Querfchlechte, wenn sie
quer übersetzen.
Schlechte, im Wasserbau soviel wie Buhne (s. d.).
Schlechtendal, Dietrich Franz Leonhard von,
Botaniker, geb. 27. Nov. 1794 zu lauten a. Rh.,
studierte in Berlin, worauf er Kustos an dem kö'nigl.
Herbarium daselbst wurde. 1827 wurde er außer-
ord. Professor in Berlin; 1833 ord. Professor der
Botanik und Direktor des Votanischen Gartens
in Halle, wo er 12. Okt. 1866 starb. Er arbeitete
hauptsächlich über Systematik. Außer kleinen Auf-
sätzen in Fachzeitschriften, bcfonders in der "I^innasa"
und der "Votanischen Zeitung", die er lange mit
Hugo von Mohl redigierte, schrieb S. u. a.: "^lora
K6i'0iw6n8i8" (2 Bde., Verl. 1823 u. 1824), "Abbil-
dung und Beschreibung aller in der ^Iiln-macopoe".
izoruZäicg. aufgeführten Gewächse" (3 Bde., ebd.
1830-37), und bearbeitete die Eläagnaceen in De
Candolles "^oäromnZ", Bd. 14 (Par. 1864).
Hc/tleL., hinter lat. Ticrnamen Abkürzung für
Hermann Schlegel, geb. 1804 zu Altenburg,
gest. 1884 als Direktor des Ncichsmuseums zu Lei-
den. Seine Hauptwerke sind: "^33^1 8ni- I". pli^-
Lio^nomis d63 86r^)6n8" (2 Bde., Amsterd. 1837),
"Kritische Übersicht der europ. Vögel" ^Leid. 1844),
"^HUNH van ^6ä6l1and. 1)6 V0^el3" (ebd. 1859),
"^IU86UIN cl'lii8t0il'6 NHtui-eIi6 cl63 I'HV8'^ll3. 1^6-
VU6 M6tli0l1i<iii6 etc." (mit Goffin; 9 Lfgn., ebd.
1862 - 67). Zusammen mit Bonaparte, Prinz
von Canino, veröffentlichte eri "^louoFia^liie ä68
I^0xi6N8" (Leid. und Düsseld. 1850).
Schlegel, Aug. Wilh. von, Ticktcr, Übersetzer,
Kritiker und Orientalist, Sohn Johann Adolf S.s,
geb. 8. Sept. 1767 zu Hannover, studierte seit 1786
in Göttingen anfangs Theologie, dann Philologie,
gewann Bürgers Freundschaft, ging 1791 als Hof-
meister nach Amsterdam in das Haus des Bankiers
Muilman und von da nach drei Jahren nach Jena,
wo er sich 1796 mit der Witwe des Vergmcdikus
Vöhmcr (s.Schelling, Karoline) vermählte und 1798
zum außerord. Professor ernannt wurde. Hier nahm
er an Schillers "Hören" sowie später an dessen
"Musenalmanach" lebhaften Anteil und war bis
1799 einer der fleißigsten Mitarbeiter an der "All-
gemeinen Litteraturzcitung". Seine glänzende kri-
tische Thätigkeit hat mit großem Erfolg das Ver-
ständnis für unsere Klassiker in weitere Kreise ge-
tragen. In dieser Zeit begann er die Übersetzung
des Shakespeare (zuerst 9 Bde., Verl. 1797-1810),
das Meisterstück deutscher Übersetzungskunst, durch
das uns der engl. Dramatiker so vertraut wurde,
als wäre er ein deutscher Dichter. S. selbst hat
,yur 17 Stücke übersetzt; die übrigen wurden unter
L. Tiecks Aufsicht von dessen Tochter Dorothea
und vom Grafen Vaudissin übertragen (Berl. 1825
-33). Eine neue, unter Ulricis Leitung sorgfältig
revidierte und teilweife neu bearbeitete Ausgabe
des Ganzen besorgte die Deutsche Shakespeare-
Gesellsckaft (12 Bde., Verl. 1867-71; 2. Aufl.
1876-77). (Vgl. M. Bernays, Zur Entstehungs-
geschichte des Echlegelschen Shakespeare, Lpz. 1872.)
S. bielt in Jena ästhetische Vorlesungen und gab
mit seinem Bruder Friedrich das "Athenäum" heraus,
das Hauptorgan der ältern Romantik mit ihrer
Ironie und ihren Aphorismen (3 Bde., Verl. 1798
- 1800). Die satir. Schrift "Ehrenpforte und
Triumphbogen für den Theatcrpräsidcntcn von
Kotzebue" (Braunsckw. 1800), veranlaßt durch den
"Hyperboreischen Esel" Kotzcbucs, zog ihn: die un-
würdigen litterar. Angrifse von Garlieb Merkels
"Freimütigem" zu. Mit seinem Bruder Friedrich
gab S. serner "Charakteristiken und Kritiken" (2 Bde.,
Verl. 1801), allein seine formvollendeten, aber
blutlos kühlen "Gedichte" (Tüb. 1800) heraus. Im
Febr. 1801 wendete sich S. nach Berlin, wo er Winter
1801 und 1802 Vorlesungen über Litteratur, Kunst
und Geist des Zeitalters hielt, die in seines Vruders
"Europa" (Bd. 2) abgedruckt wurden (Neudruck, von
I. Minor besorgt, in den "Deutschen Litteraturdenk-
malen des 18. und 19. Jahrh.", hg. von Seusfert,
Bd. 17-19, Heilbr. 1884). 1803 erschien "Ion",
ein Trauerspiel in Anlehnung an Euripides, hierauf
sein "Span. Theater" (2 Bde., Berl. 1803-9; neue
Aufl., Lpz. 1845), fünf Stücke Calderons in meister-
hafter Übersetzung. In gleicher Weise hervorragend
waren seine "Blumensträuße der ital., span. und
portug. Poesie" (Berl. 1804).
S.s Leben gewann einen neuen Wendepunkt, als
er nach Trennung seiner Ehe 1804 mit Frau von
Stael, die ihn als Hauslehrer ihrer Kinder gewor-
ben batte, auf Reisen ging und abwechselnd in Cop-
pet, Italien, Frankreich, Wien, Stockholm u. s. w.
lebte. In franz. Sprache schrieb er 1807 eine "Vcr-
glcichung der Phädra des Euripides mit der des
Racine" (deutsch, Wien 1808), die unter den Pariser
Schriftstellern ungewöhnliches Aufsehen machte. Im
Frühling 1808 hielt er in Wien "Vorlesungen über
dramat. Kunst und Litteratur" (3 Bde., Heidelb.
1809 - 11; 2. Aufl. 1817), die fast in alle west-
europ. Sprachen übersetzt wurden. Sie haben bei
manchem Irrtum in den Grundideen und im ein-
zelnen sowohl die geschichtliche als die ästhetische
Einsicht in das Wesen des Dramas wesentlich ge-
fördert. In der neuen Sammlung seiner "Poet.
Werke" (2 Bde., Heidelb. 1812) findet sich der größte
Reicktum poct. Formen und eine vollendete Kunst
der Sprache und des Rhythmus; am höchsten dar-
unter stehen die Sonette und die Elegie "Rom".
1813 begleitete er den Kronprinzen von Schweden,
den er 1812 in Stockholm kennen gelernt hatte, als
^ Sekretär und nahm seit dieser Zeit den seinem Ur-
> ahnen von Kaiser Ferdinand III. verliehenen U^
! wieder an. Nach Napoleons I. Sturze kehrte er zu
! Frau von Stael zurück, nach deren Tode er 1818 als
Professor des Sanskrit (der erste in Deutschland)
an die Universität Bonn ging. Kurz vorher hatte er
sich mit der Tochter des Kirchenrats Paulus zu
Heidelberg verheiratet; doch auch diese Ehe mußte
schon 1821 getrennt werden. S. widmete sich jetzt
besonders dem Studium der orient. Litteratur, na-
^ mcntlick dem des Sanskrit. Demzufolge gab er die
"Ind. Bibliothek" (3 Bde., Bonn 1820-30) heraus
! und richtete eine ind. Druckerei ein. Als Probe
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