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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schnellpresse
das Abschwärzen für den folgenden Bogen verhütet.
Eine andere Einrichtung besteht darin, daß ein sog.
Wischapparat aus imprägnierten Walzen den Cylin-
der rein wischt, ehe ein neuer Bogen aufgelegt und
gedruckt wird. Der Mechanismus und Betrieb der
S. wird jedoch hierdurch zusammengesetzt und kost-
spielig, weshalb die Komplettmaschinen wenig in
Gebrauch gekommen sind.
Außer der beschriebenen sog. Cylinderfärbung be-
nutzt man auch die Tischfärbung. Bei dieser be-
sonders in Frankreich, England und Amerika be-
liebten Verreibungsweise entnimmt eine Kompo-
sitionswalze die Farbe vom Farbekasten und dest'en
Metallcylinder, überträgt sie auf eine am Funda-
ment angebrachte eiferne Tischplatte und verreibt sie
vermittelst einer Anzahl Reibwalzen. Der mit dem
Fundament hin und her bewegte Tisch überträgt
dann die bestens verriebene Farbe auf die Auftrag-
walzen und diese bringen sie auf die Druckform.
Die Verreibung und Auftragung der Farbe ist jetzt
wesentlich vervollkommnet, um auf den Maschinen
auch Illustrationen in Holzschnitt, Kupfer oder Zink-
ätzung wie auch Buntdruck ohne Schwierigkeit aus-
zuführen. Hierzu dienen die sog. übersetzten, neuer-
dings sogar mit einer Doppelsärbung versehenen
Maschinen, die ein vorzügliches Drucken von Illu-
strationen und buntfarbigen Formen ermöglichen.
Fig. 1 der Tafel: Schnellpressen I zeigt eine ein-
facheS.mit Kreisbewegung und Doppelfärbung,
die oft auch noch durch zwei weitere Auftragwalzen
(also insgesamt vier) vervollständigt und so zu höch-
ster Leistungsfähigkeit gebracht wird. In gleicher
Weise mußte den Anforderungen an schnelle, einfache
und billige Herstellung der sog. Accidenzen oder Ac-
cidenzien (s. d.) Rechnung getragen werden. Dies
führte zunächst zur Einführung der sehr leistungs-
fähigen amerikanischen Tiegeldruckschnell-
presse. Sie druckt, durch Treten von einem Knaben
oder einem Mädchen bewegt und bedient, je nach
ihrer Größe und nach der Übung des Anlegers 800
bis zu 1200 Exemplare und ist ebenso gut für ein-
fachen Schwarzdruck wie für Farbendruck geeignet.
Ein vorzügliches System einer Tiegeldruck-
presse haben Albert & Co. in Frankenthal kon-
struiert; dieselbe hat einen kräftigen Bau, ein senk-
recht stehendes Fundament und dadurch eine lange
Tiegelruhe, was das Anlegendes Bogens erleichtert.
Das Fundament kann mit einem Griff in eine wage-
rechte Stellung gebracht werden zum Zweck beque-
men Korrigierens. Das eigenartige Farbewerk ge-
stattet eine ausgezeichnete Deckung.
Während die Weilersche Maschine eine sog. Tisch-
färbungsmaschine ist, wurden neuerdings auch Tie-
gelpressen aus Amerika eingeführt und nachgebaut,
welche eine ähnliche Cylinderverreibung haben, wie
die vorstehend beschriebenen großen S. Diese Kon-
struttion erfordert jedoch die Bettung der Druckform
in fenkrechter Lage. Auch große, jedoch komplizierte
und weniger leistungsfähige Tiegeldruckschnellpressen
sind vereinzelt in Gebrauch gekommen und zwar be-
sonders sür Banknotendruck. Die Tiegeldruckpresse
von I. G. Schelter & Giesecke, auch für Dampfbetrieb
eingerichtet (s. nachstehende Abbildung), zeichnet sich
durch exakten Druck, durch selbstthätige geregelte Far-
benzuführung und gleichmäßigen, geräuschlosen
Gang aus. Eine vorzügliche Accidenzmaschine
für den Druck größerer Accidenzen ist auch die Cy-
lindertretschnellpresse, in Form der großen
S. Der Bogeneinleger steht zur Seite der Maschine
und bewegt sie gleichzeitig durch den dort angebrach-
ten Tritthebel. Bei der Cylindertretschnellpresse nach
engl. System wird der Bogen von hinten gegen den
Cylinder gelegt, die Maschine auch durch einen hin-
ten angebrachten Tritthebel bewegt. Eine Eylinder-
tretschnellpresse "I'ro ^atria." nach deutschem System
wird von A. Hamm in Frankenthal gebaut. Diese
kleine S. ist quantitativ und qualitativ höchst lei-
stungsfähig, einfach gebaut und besitzt ein vorzüg-
liches Farbewerk. Die Tiegeldruckpresse Victoria
von Rockstroh & Schneider Nachfolger in Dresden-
Löbtau, für Dampf- und Fußbetrieb eingerichtet,
zeichnet sich dadurch aus, daß die Färbung vermöge
ihres Doppelfarbewerkes die Vorzüge derjenigen der
Cylinderschnellpressen hat, indem die Auftragwalzen
sowohl oberhalb als unterhalb der Form eingefärbt
werden.
Eine große Förderung und Erleichterung fand der
Farbendruck durch die Konstruktion der sog. Zwei-
farbendruckfchnellpresse (s. Tafel: Schnell-
pressen l, Fig. 2); diese druckt von zwei ineinander
passenden, auf zwei Fundamenten gebetteten For-
men, die durch zwei Farbcwerke gefpeist werden,
einen Bogen in zwei verschiedenen Farben gleich-
zeitig. Der Bogen wird auf einem Druckcylinder
angelegt, auf diesem über beide Formen geführt und
bringt so den Druck beider Farben in exaktester Weise
ineinander, event, auch aufeinander.
Da bei der gewöhnlichen S. jeder Bogen einzeln
angelegt werden muh, so kam man, nachdem man
vier- und achtfache, höchst komplizierte und viele Ar-
beitskräfte erfordernde S. gebaut und lange Zeit be-
nutzt hatte, auf den Gedanken, die Maschine selbst-
thätig durch Zuführung von endlosem Papier zu
speisen, wobei dann jeder Bogen in der Maschine
selbst nach erfolgtem Bedrucken durch cylindrisch
gekrümmte Druckformen (Stereotypplatten) auf bei-
den Seiten durch einen Schneideapparat in das be-
stimmte Format zerschnitten, gefalzt oder ungefalzt
ausgelegt, und so eine außerordentlich große
Leistungsfähigkeit (bis zu 20000 Exemplaren in
einer Stunde) erreicht wird. Auf mehrern Ma-
schinen dieser Art (Rotationsschnellpressen,
deren erste brauchbare Konstruktion die Vullock-
maschine, nach dem Erfinder, dem Amerikaner
William Bullock, genannt war) wurde zuerst 1865
die "1im68" in London gedruckt: seit 1873 auch die