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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schokoladenbaum - Scholastik

in Teile geteilt, deren Größe den Tafeln entsprechen. Diese Teile werden in noch weichem Zustande in flache Blechkästchen gestrichen, die auf den Klopftisch (Fig. 7) gestellt werden, dessen Platte sich rasch auf und ab bewegt. Dadurch tanzen die Kästchen klappernd umher, so daß sich die Masse zusammenrüttelt und dicht an die glatten Blechwände legt, wodurch die Tafeln des Handels ihre Glätte bekommen. Sämtliche auf der Tafel: Schokoladenfabrikation abgebildeten Maschinen sind Konstruktionen der Maschinenfabrik von J. M.^[Johann Martin] Lehmann in Dresden-Löbtau.

Die Schokoladenfabriken befassen sich oft auch mit der Herstellung von entölten Kakaopulvern. Zu ihrer Bereitung wird die durch die beschriebenen Prozesse (Röstung bis inklusive Walzung) hergestellte Kakaomasse durch heißes Auspressen zum Teil von ihrem Fett befreit. Im Großbetrieb benutzt man dazu hydraulische Pressen, bei denen die Masse in Preßtöpfen, die mit Dampf geheizt werden, zusammengedrückt wird. Das ausgepreßte Fett wird in Blöcke gegossen und bildet die Kakaobutter (s. d.) des Handels. Die in den Preßtöpfen zurückbleibenden Kuchen werden zerstampft und zu Pulver gemahlen, die als entöltes Kakaopulver Handelsartikel sind.

Gewöhnliche S., auch Gesundheitsschokolade genannt, besteht meist zur Hälfte aus Kakaomasse, zur andern Hälfte aus Zucker; doch giebt es auch Sorten, die bis zu zwei Drittel Zucker enthalten. Die billigsten Fabrikate haben in der Regel einen Zusatz von Mehl oder Stärke, der jedoch nach den Bestimmungen des deutschen Nahrungsmittelgesetzes auf der Verpackung angegeben sein muß. Auch hat man Zusätze von Dextrin, Wachs, Stearin, Paraffin, Hammel- und Kalbsfett vorgefunden und außer diesen unschädlichen Beimengungen auch solche, die das Gewicht vermehren sollen, aber als gesundheitsschädlich zu betrachten und daher strafbar sind, wie Eisenocker, Bolus, Ziegelmehl, kohlensaurer Kalk, Infusorienerde u. a. Zu Gewürzschokoladen werden Zimmet, Nelken, Muskatnuß, Muskatblüte, Vanille zugesetzt; letztere wird heute meist durch das billigere Vanillin ersetzt. Medizinische S. sind Eisenschokolade (mit Zusatz von Eisenpräparaten), Moosschokolade (mit einem Zusatz einer Abkochung von Isländischem Moos), Zittwer- oder Wurmschokolade (Zittwersamen enthaltend), Magenschokolade (mit einem Zusatz von doppeltkohlensaurem Natrium). Auch in Pastillen- oder Plätzchenform wird die S. mit starken Arzneien, wie Ipecacuanha, Opium u. s. w. verwendet. Die Kraftschokolade, von Rüger in Dresden-Lockwitzgrund nach Angaben des Professor von Mering gefertigt, hat einen Gehalt von Fett, das wegen seiner Emulgierbarkeit vom Körper leicht verdaut wird, wodurch der Arzt im stande ist, einem Patienten eine genau dosierbare Menge Fett in wohlschmeckender Form zuzuführen. S. ist ein besonders von den roman. Völkerschaften bevorzugtes Nahrungsmittel, weshalb auch Frankreich, Spanien und Italien in der Herstellung der S. obenan stehen, bei dem starken innern Verbrauch aber doch wenig ausführen. In Deutschland sind für die Fabrikation Dresden, Berlin, Köln, überhaupt das Rheinland die Hauptplätze, in Österreich das nördl. Böhmen. Auch die Schweiz ist nennenswert. 1894 belief sich für Deutschland die Einfuhr auf 449000 M., die Ausfuhr auf 1069000 M., während Frankreich für nur 184842 M. ausführte, dagegen für 253750 M. einführte. - Vgl. Saldau, Die Schokoladefabrikation (Wien 1881); Zipperer, Die Schokoladenfabrikation (Berl. 1889); ders., Untersuchungen über Kakao und dessen Präparate (Hamb. 1887).

Schokoladenbaum, s. Kakaobaum.

Schokoladenpulver, s. Braunes Pulver.

Scholapūr, Stadt in dem gleichnamigen Distrikt der indobrit. Präsidentschaft Bombay, an der Grenze von Haidarabad, mit starkem Fort an der von Bombay nach Gadak und nach Bangalur führenden Eisenbahn, hat (1891) 61915 E., darunter 45356 Hindu und 14562 Mohammedaner.

Scholār (lat.), Schüler. In England ist Scholar (spr. ßkollĕr) ein Schüler einer Gelehrtenschule, auch ein Gelehrter, namentlich auf dem Gebiete der Philologie. Der Ausdruck wird ferner für die Inhaber gewisser Freistellen und Stipendien (sog. Scholarships) in den höhern Schulen (Public Schools) und den Colleges in Oxford und Cambridge gebraucht.

Scholárch (grch.), Schulleiter, Schulvorstand; Scholarchāt, veraltete Bezeichnung der Aufsichtsbehörde einer Schule.

Scholastĭca (lat.), lehrende Nonne, klösterliche Schullehrerin.

Scholastĭca, Gasthaus am Achensee (s. d.).

Scholástik und Scholastiker. Scholastiker (lat. doctores scholastici) hießen ursprünglich die Lehrer der "sieben freien Künste" in den von Karl d. Gr. gegründeten Klosterschulen, dann die Lehrer der Theologie und schließlich die Philosophen des christl. Mittelalters, namentlich an den großen Universitäten wie Paris und Oxford. Jetzt bezeichnet man als Scholastik eine bestimmte, im Mittelalter herrschende Richtung der Philosophie, die sich charakterisieren läßt: in formaler Hinsicht durch die Aufnahme und übermäßige Ausbildung einer haarspaltenden Dialektik, wie man sie von Aristoteles gelernt hatte, in materialer durch die Abhängigkeit des philos. Denkens von der doppelten Autorität der Kirchenlehre und des Aristoteles. In vollem Umfang trifft dies zwar erst auf die fertig entwickelte Scholastik seit dem 13. Jahrh., und auch auf gewisse spätere Richtungen nicht ohne Einschränkung zu, doch läßt schon die Entwicklungszeit von Karl d. Gr. an die genannten Züge in allmählicher Zunahme erkennen und auch in der Folge sind sie die vorherrschenden geblieben. So steht einer der Begründer dieser Richtung, Joh. Scotus genannt Erigena (s. d.), zwar mehr auf Seite des Plato und der Neuplatoniker, erkennt auch die Autorität des Dogma weder im Princip bedingungslos an, noch steht er mit der Lehre der Kirche in vollem Einklang, erlaubt sich jedenfalls die freieste philos. Umdeutung des Dogmas, aber doch stellt schon er den Glauben grundsätzlich über die Einsicht und behauptet die volle Identität der wahren Philosophie mit der wahren Religion. Die ihm gegenüberstehende Richtung der sog. Dialektiker fußte bereits entschiedener auf Aristoteles und Boëtius wie ferner auf Augustin. Sie gab dem von da an das ganze Mittelalter durchziehenden Streit des Nominalismus (s. d.) und Realismus (s. d.) den Ursprung. Der erste bedeutende Vertreter des Nominalismus ist Roscellin (s. d.) im 11. Jahrh., der jedoch durch die Folgerungen, die er aus demselben für das Dogma von der Trinität zog, diese Richtung in den Ruf der Häresie brachte, so daß der Realismus seitdem zu immer entschiedenerer Herrschaft gelangte. Ihm huldigt auch Anselm (s. d.) von Canterbury, der zugleich die völlige Unterwerfung der Philo-^[folgende Seite]