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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schornsteinfeger - Schotel

gase nicht stoßen. Münden mehrere Füchse in einen S., so sind in Sockelhöhe gemauerte Trennungswände, sog. Zungen, aufzuführen, damit die Heizgasströme parallele Richtungen erhalten. Der lichte Querschnitt wird noch um 60 bis 80 cm unter die Fuchssohle herabgeführt, wodurch eine Grube zur Aufnahme der Flugasche gebildet wird. Im Sockel ist ferner eine Einsteigeöffnung behufs Reinigung des S. anzuordnen, welche durch eine 12 cm starke Mauer in Lehmmörtel geschlossen wird. Zum Besteigen des S. sind im Innern Steigeisen in Entfernungen von 50 cm erforderlich. Da die Rauchgase mit 200 bis 300° C. in den S. einmünden, so empfiehlt es sich, einen innern Ring aus Chamottesteinen in Chamottemörtel bis zur Sockeloberkante aufzuführen, und zwar durch eine 50 mm dicke Luftschicht vom innern Sockelmauerwerk getrennt. Die Mauerstärke der gemauerten S. nimmt von oben nach unten in einzelnen Absätzen, sog. Etagen, zu und ist von der lichten Weite und der Höhe des S. abhängig. Die kleinste Wandstärke an der Schornsteinmündung beträgt nach A. Custodis in Düsseldorf bei vollen radialen Formsteinen mindestens 200 mm, bei gelochten 130 mm. Die Zunahme der Wandstärke in den einzelnen Etagen ist für radiale Formsteine bei 5 m Etagenhöhe 50 mm; bei 6,5 m Höhe 65 mm; für gewöhnliche Ziegelsteine bei 3 bis 6 m Etagenhöhe 65 mm; bei 6 bis 12 m Etagenhöhe 125 mm. Die Breite des Sockels (meist vierkantig) betrage 1 m mehr als der äußere untere Schaftdurchmesser oder 1/10 der Schornsteinhöhe; die Höhe desselben etwa 1/5 bis 1/4 der Schornsteinhöhe, die Breite der Fundamentsohle 1/7 bis 1/8 derselben, jedoch nicht unter 5 m, wobei die Fundamentabsätze möglichst schmal zu halten sind. Die Belastung des Baugrundes betrage bei gewachsenem Boden 7500 bis 15000 1kg pro 1 qm. Bei schlechtem Baugrund ist eine 0,75 bis 1,25 m hohe Betonschicht oder ein Pfahlrost anzuordnen. Für massive S. sei der untere lichte Durchmesser d1 = dem obern d, oder d1 = d+1/60 der Schornsteinhöhe. Die Mündung des S. schrägt man vorteilhaft ab zur bessern Zugwirkung. Die äußere Dossierungslinie betrage 3 bis 3,5 Proz. bei kleinen, 2,5 bis 3 Proz. bei großen S. Die S. werden einwandig und doppelwandig, in der Neuzeit auch mit Ventilationskanälen gebildet. S., welche ohne Gerüst gebaut werden, müssen mindestens 0,60 m obere lichte Weite haben. Im Innern werden die freistehenden S. nie geputzt, sondern nur ausgefugt bez. mit Teer gestrichen.

Als Kostenpreis eines S. kann man durchschnittlich 80 M. pro steigenden Meter ohne die Fundierungsanlagen rechnen. Die höchsten Fabrikschornsteine sind der 137 m hohe S. in Port-Dundas bei Glasgow und die 140 m Höhe, 1888-89 vom Baumeister H. R. Heinicke in Chemnitz ausgeführte sog. Hohe Esse der königl. Sächsischen Hüttenwerke zu Halsbrücke bei Freiberg. (S. Halsbrückener Hütten.) Der Gesamtpreis betrug 130000 M.

Unter S. (auch Essenkopf) versteht man auch den Aufsatz, mit welchem der S. über die Dachfläche bei Wohnhäusern emporragt, und die Vorrichtung an diesem, um das Zurückschlagen des Rauchs durch widrigen Wind zu verhindern. Zu manchen Zeiten, namentlich in der franz. Renaissance, war der S. auch Gegenstand künstlerischer Ausschmückung.

Schornsteinfeger, Gewerbtreibender, der die Schornsteine der Häuser in regelmäßigen Zwischen-

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räumen von Ruß (Flocken-, Glanz-, Schmierruß) reinigt, sowie sie und die Feuerungsanlagen überhaupt auf ihre Feuersicherheit prüft. Es ist dies ein sog. polizeiliches Gewerbe, das durch Gesetze oder Verordnungen geregelt wird. Dasselbe wird entweder in freier Thätigkeit ausgeübt oder in Kehrbezirken, in denen die Zulassung nur durch abgelegte Meisterprüfung erlangt und wobei dann einem oder mehrern Meistern in beschränkter Anzahl zusammen se ein Kehrbezirk zugewiesen wird. Die Zahl der Schornsteinfegermeister beträgt in Deutschland etwa 4000. In alter Zeit waren sie in Zünften oder gar nicht organisiert. Jetzt gehören sie meist Innungen an, die früher in einem Centralverein, in neuerer Zeit in einem Central-Innungsverband vereinigt sind. (S. auch Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des Deutschen Reichs.) Über die Technik des S. s. Schornstein. - Vgl. Rahn, Das Schornsteinfegerwesen Deutschlands (Berl. 1895; auch u. d. T. Handbuch für S., 6. Aufl., ebd. 1895); Schornsteinfeger-Kalender (ebd. 1883 fg.); Organ für Schornsteinfegerwesen (ebd. 1873 fg.).

Schornsteinfegerfachschulen, Anstalten, die den Lehrlingen ihres Faches Gelegenheit zur allgemeinen und besondern Berufsausbildung gewähren sollen. Solche Schulen bestehen zu Berlin und Dresden, an letzterm Orte seit 1889. Die Schulen, welche von den Innungen unterhalten werden, tragen in der Hauptfachs den Charakter einer allgemeinen Fortbildungsschule; die zu Dresden erhebt ein Schulgeld von jährlich 4 M., unterrichtet in wöchentlich 5 Stunden in 2 Klassen und hat eine Jahresfrequenz von 30 bis 40 Schülern. Die Lehrlinge sind zum dreijährigen Besuch verpflichtet.

Schornsteinfegerkrebs, s. Hoden.

Schoß, in der ältern Sprache soviel wie Abgabe, Steuer (besonders in den Zusammensetzungen Abschoß, Hufenschoß, Giebelschoß).

Schoßbein, s. Becken.

Schoßfallrecht, s. Gesetzliche Erbfolge (Bd. 7, S. 937 a).

Schößlinge oder Ausläufer, Nebenachsen einer Pflanze, die aus dem Wurzelstocke oder auch wohl aus dem untersten Stengelgliede entspringen, über oder unter der Oberfläche des Bodens hinkriechen und an der Spitze oder an den Knoten Wurzeln und über denselben Knospen bilden, die zu neuen Pflanzen derselben Art auswachsen. In der Gärtnerei benutzt man sie zur Vermehrung. (S. Vermehrung der Pflanzen.)

Schote (Siliqua), aus einem oberständigen, von zwei Fruchtblättern gebildeten Fruchtknoten entstandene Frucht, deren Innenraum durch eine senkrechte, an ihren Rändern die Samen tragende Scheidewand in zwei Langsfächer geteilt ist. Bei der Reife trennen sich gewöhnlich die beiden Klappen von der Scheidewand in der Richtung von unten nach oben und bleiben noch eine Zeit lang an der Spitze der letztern stehen, bevor sie abfallen. Ist die Frucht kurz und breit, so nennt man sie Schötchen (Silicula). Diese Fruchtform ist charakteristisch für die Pflanzen aus der Familie der Kruciferen (s. d.). Im gewöhnlichen Leben pflegt man mit S. die unreifen Früchte der Erbsen und diese selbst zu bezeichnen. Ihre Frucht ist aber eine Hülse (s. d.).

Schotel (spr. scho-), Johs. Christian, holländ. Marinemaler, geb. 11. Nov. 1787 zu Dordrecht, widmete sich unter Meulemans und M. Schoumans der Malerei. Mit Schoumans malte er: Rückzug der Franzosen von Dordrecht 1814 und Die Be-