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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwabenberg - Schwäbischer Jura
Der Regierungsbezirk wird eingeteilt in sechs
Reichstagswahlkreise: Augsburg (Abgeordneter
1895: Deuringer), Donauwörth (Wildeager), Dil-
lingen (Zott), Illertissen (Reindl), Kaufbeuren
(Schöpf), Immenstadt (Schmid; sämtlich Centrum).
Schwabeuberg, Berg in Württemberg, s. Bus-
sen; auch Berg bei Budapest (s. d., Bd. 3, S. 689a).
Schwabenbergbahn, Zahnradbahn (2,9 Km)
am Schwabenberg bei Budapest (Spurweite
1,435 m); sie wurde 1. Jan. 1895 von der seit 1876
in Liquidation befindlichen Aktiengesellschaft an eine
Wiener Firma verkauft, die elektrischen Betrieb ein-
führen und die S. zu den Nachbarorten Budake'sz
und Hidegkut bis Auwinkel verlängern will.
Schwabenspiegel, im Gegensatz zum Sachsen-
spiegel nach Goldasts Vorschlag seit dem Anfang
des 17. Jahrh. Bezeichnung des grohen süddeut-
schen Land- und Lehnrechtsbuchs. Der Verfasser ent-
nahm seiner Hauptquelle, dem Sachsenspiegel, in der
zum Teil mißverständlichen Verarbeitung, welche
der Deutschenspiegel (s. Sachsenspiegel) vorführt,
alles dasjenige, was ihm von allgemeiner Gültig-
keit schien und ergänzte es aus den bayr. und ala-
mann. Volksrechten, den frank. Kapitnlarien, dem
röm. und kanonischen Recht, den Reichsgcsetzen bis
auf Rudolf I., sowie dem Augsburger und Frei-
burger Stadtrecht. Über den Verfasser und die Ent-
stehungszeit fehlt es an bestimmten Nachrichten;
vermutlich gehörte der Verfasser dem geistlichen
Stande (im Hochstift Vamberg) an. Als Ent-
stehungszeit wird von Ficker 1275, neuerdings aber
von Rockinger 1259 angenommen. Eine Glosse er-
hielt der S. nicht, wohl aber ward er in zahlreichen
Handschriften, deren jetzt etwa 350 bekannt sind,
durch ganz Deutschland verbreitet und in das Nie-
derdeutsche, Lateinische, Böhmische und Französische
übersetzt. Gerichtliches Ansehen erlangte er vor-
züglich in Schwaben, dem Elsas;, dcr Schweiz,
Bayern, Franken und Osterreich; anch ist seine Ein-
wirkung auf die nordfranz. Landesgewohnheiten
nachgewiesen. Drucke des S. finden sich schon früh
lzuerst ohne Angabe des Ortes und Jahres, wahr-
scheinlich zu Augsburg; erste datierte Ausgabe
1480)', sie weichen aber bedeutend untereinander ab.
Auch die neuern Ausgaben von Lasiberg (Tüb.
1840) und die nur das Landrecht enthaltende von
Wackernagel (Zür. 1840) genügen strengern kriti-
schen Anforderungen nicht. Eine Taschenausgabe
besorgte Gengler'(Erlangen 1853; 2. Aufl. 1875).
Eine den Ansprüchen der Wissenschaft entsprechende
Ausgabe bereitet auf Veranlassung der Wiener Aka-
demie L. Rockinger vor. (Vgl. Rockinger, Berichte
über die Untersuchung von Handschriften des soq.
S., I-VI, Wien 1873-75; ders., Über die Ab-
fassung des taiserl. Land- und Lohnrechts, in den
"Abhandlungen" der Münchener Akademie, 1888.)
Spätere Handschriften und ältere Ausgaben be-
nennen den S. auch Kaiserland- und Lehnrccht oder
kurzweg Kaiserrecht. Davon ist aber wohl zu
unterscheiden das im S. wurzelnde, dem Anfange
des 14. Jahrh, angehörende "Kleine Kaiserrecht"
(hg. von Endemann, Das Kayserrecht, Cassel1846),
dessen Ursprung ebenso unbekannt ist als seine
nächste Bestimmung. - Vgl. Ficker, Über die Ent-
stehnngszeit des S. (Wien 1874). s603d).
Schwaben und Neuburg, s. Schwaben (S.
Schwabing, Stadtbezirk von München (s. d.,
Stadtplan) seit 1890, war ehemals Pfarrdorf, dann
selbständige Stadtgemeinde.
Schwäbifch-NayrifcheHochebene,s. Bayern
(Bd. 2, S. 553 a). ^Schwäbischer Jura).
Schwäbische Alb, soviel wie Rauhe Alb (s. d. und
Schwäbische Dichter, seit Bodmer vorzugs-
weise Bezeichnung der Minnesänger des 13. Jahrh.,
weil man irrtümlich ihre Sprache unterschiedslos für
schwäbisch hielt und den hohenstaufischen lschwäbi-
schen) Kaisern ein besonderes Verdienst um die mittel-
hochdeutsche Litteratur zuschrieb. - Eine neue schwäb.
Dichterschule, deren Höhepunkt Uhland war, bildete
sich im Anfang unsers Jahrhunderts; zu ihr gehör-
ten Schwab, Kerner, K. Mayer, G. Pfizer, Knapp,
Mörike, Hauff u. a. Bei aller Verschiedenheit im
einzelnen ist der Grundzug eine innige Hingabe an
die Natur, ein kräftiges schwäb. Nationalgefühl,
Treue und Einfachheit der Gesinnung.
Schwäbische Kaiser, die aus dem Hause Hohen-
staufen (s. d.) stammenden deutschen Kaiser, weil sie
dem schwäb. Stamme angehörten und auch schon
früher das Herzogtum Schwaben besaßen.
Schwäbische Mundart, s. Deutsche Mund
arten (Bd. 5, S. 30 d).
Schwäbischer Bund, s. Schwaben (S. 663a).
Schwäbische Rezat, Flnß in Bayern, s. Rezat.
Schwäbischer Jura, auch Alb oder Alp, Teil
des Deutschen Juras (s. Jura), beginnt am Rhein
und zieht in einer Länge von etwa 210 km und
einer Breite von 15 bis 40 km in nordöstl. Rich-
tung über Stühlingen, Tuttlingen, Munsingen,
Heidenheim und Bopfingen bis gegen Nordlingen,
wo er bei dem Durchbruch der Wörnitz in die
Frankenhöhe (s. d.) übergeht, und bildet auf seinem
Zuge die Wasserscheide zwischen Neckar und Donau.
Seine durchschnittliche Höhe nimmt von SW. nach
NO. allmählich von 900 auf 580 m ab. Die Ab-
dachuug zum Neckar ist steil, während sich das Gebirge
ans der Südostseite gegen die Donau hin allmählich
verflacht und langsam in das hochgelegene Donau-
thal übergeht. Beide Abdachungen sind durch zahl-
reiche tiefe Thäler vielfach gegliedert. Die Flüsse
haben meist bedeutende Wasscrmenge und tragen
mit ihrem sanften Laufe zur Anmut der Landschaft
bei. Der S. I. zerfällt in mehrere Teile. Den süd-
westlichsten Teil bilden die Berge des Klettgaus
ls. d.), an die sich im O. die des Hegaus (s. d.) an-
schließen; beide Landschaften treffen sich im spitzen
Winkel etwa bei Fürstenberg, wo sich die Baaralb
(s.d.) anreiht; die nordöstl. Fortsetzung dieses Zuges
ist der Heuberg (s. d.) mit einem östl. parallelen
Zuge, dem Hart oder Hardt, und die Hohenzollern-
alb. Diese Züge finden ihre Fortsetzung in der
eigentlichen Rauhen Alb (s. d.), dem längsten Zug
des ganzen S. I., weshalb man auch oft den ganzen
S. I. fälschlicherweise mit dem Namen Rauhe Alb
bezeichnet. Den Übergang von der Rauhen Alb zur
Frankcnhöhe bilden das Aalbuch und das Härtfeld
(s. d.). Besonders interessant sind die im NW. vor-
gelagerten, teils isolierten, teils durch schmale Rücken
mit dem nordwestl. Vergabhange verbundenen
Vasalt- und Phonolithkegel, die mit Ruinen von
Burgen berühmter Dynastengeschlechter gekrönt
sind, wie: der Plettenberg (1000 m), dcrHohenneuffen
(742 m), die Teck (775 m), der Rechberg (706 m),
die Achalm (712 m), der Hohenstaufen s<!82 m). -
Ein eigentümliches Gepräge hat die Hochfläche der
eigentlichen Rauhen Alb. Während die Thäler des
nordwestl. Abfalls eine Fülle von Obst und Wein
erzeugen, zeigt die obere Hochfläche Unfreundlichkeit
des Klimas, dürren, kargen Boden und dünne Ve-