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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schweinfurth; Schweinhaus; Schweinichen; Schweinitz

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Schweinfurth – Schweinitz

Das S. G. ist als Öl- und als Wasserfarbe verwendbar. Seiner prächtigen Farbe wegen diente es früher vielfach zum Färben von Tapeten, Möbelstoffen, Vorhängen, Kleidern, zu Anstrichen u. s. w. Durch das Reichsgesetz vom 5. Juli 1887, betreffend die Verwendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen, wurde seine Verwendung sehr eingeschränkt. Der Staub von Stoffen, die mit S. G. gefärbt sind, ist wegen des Gehaltes an arseniger Säure höchst giftig. (S. Arsenikvergiftung.)

Schweinfurth, Georg, Geograph und Afrikareisender, geb. 29. Dez. 1836 zu Riga, wohin sein Vater aus Wiesloch bei Heidelberg 1803 übergesiedelt war, studierte in Heidelberg, München und Berlin (1857‒62) und unternahm Reisen durch Österreich, Rußland und durch die Insel Sardinien. Hierauf bewerkstelligte er 1864‒66 eine Forschungsreise zum Studium der Flora des Nilgebietes und bereiste als erster Europäer die nub. Küstengebirge am Roten Meer. Zwei Jahre verbrachte er in Berlin mit der Bearbeitung seiner Reiseergebnisse und trat hierauf 1868, im Auftrage der königl. Akademie der Wissenschaften und unterstützt durch die Humboldt-Stiftung, eine zweite Reise an, deren Ziel die Erforschung der westlich des obern Nils gelegenen Länder und der nachdem Kongo sich senkenden Wasserscheide war. In Chartum gelang es ihm, mit dem kopt. Großhändler Ghattas einen Vertrag abzuschließen, der ihm gestattete, sich einer 1869 abgehenden Expedition nach dem Gazellenflusse anzuschließen. Er durchstreifte die Gebiete der Dinka, Djur und Bongo und unternahm dann eine Rundtour durch das Gebiet zwischen dem Djur und Bahr el-Diebel. Im Jan. 1870 betrat er das Gebiet der Niam-Niam, durchzog deren Land und besuchte dann das Gebiet der Monbuttu, wo er längere Zeit verweilte und mit den benachbarten Negerstämmen und dem Zwergvolk der Akka bekannt wurde. Das so lange bezweifelte Vorhandensein von Pygmäen erhob S. dadurch zu einer ethnogr. Thatsache. Auch entdeckte er auf der Reise durch das Land der Monbuttu den mächtigen Uëllefluß, den S. noch für den in den Tsadsee mündenden Schari hielt, der aber nach den neuesten und sichergestellten Entdeckungen der Oberlauf des Mobangi, eines Nebenflusses des Kongo, ist. Auf der Rückreise hatte er das Unglück, seine Tagebücher und einen Teil der reichen Sammlungen durch Feuersbrunst zu verlieren. Nach gefahrvollem Rückwege durch meist unbekannte Länder traf er Juli 1871 in Chartum ein. Im Juli 1872 kehrte er nach Berlin zurück und veröffentlichte «Im Herzen von Afrika» (2 Bde., Lpz. 1874; neue umgearbeitete Ausg. in 1 Bd., ebd. 1878), ein in sieben Sprachen übersetztes Werk. S.s Sammlungen bereicherten in erheblichem Maße die Berliner Museen. Im Winter 1873 bis Frühjahr 1874 war S. mit der topogr. und botan. Erforschung der großen Oase (El-Chargeh) in der Libyschen Wüste beschäftigt. Im Winter 1874‒75 folgte S. einem vom Chediv Ismail an ihn ergangenen Rufe nach Kairo, wo er eine Geographische Gesellschaft gründete. S. nahm bis 1888 dauernden Aufenthalt in Kairo. Außer der Bearbeitung seiner reichen botan. Sammlungen aus Centralafrika beschäftigte ihn vor allem die Aufhellung der östl. Wüste, zwischen Nil und Rotem Meer, durch welches Gebiet er 1876‒86 zwölf größere Streifzüge ausgeführt hat, welche die ägypt.-arab. Wüste zum erstenmal kartographisch zu unserer Kenntnis brachten und deren mineralog. Ausbeute dem königl. Museum in Berlin zu gute kam. 1881 erforschte S. die Flora der Insel Sokotra. Im Winter und Frühjahr 1888‒89 durchstreifte S. das Gebirge Jemens und ließ sich Ende dieses Jahres in Berlin nieder, wo er sein afrik. Herbarium, das er dem Staate vermachte, in einem öffentlichen Gebäude untergebracht hat. Doch bringt er die Wintermonate regelmäßig auf Forschungsreisen im Orient zu. Mit Ratzel zusammen gab er Emin Paschas Reisebriefe und Berichte heraus (Lpz. 1888).

Schweinhaus, Ruine bei Bolkenhain (s. d.).

Schweinichen, Hans von, schlef. Ritter, bekannt durch sein mit großer Sorgfalt geführtes, prächtig offenherziges und namentlich für die Sittengeschichte wichtiges Tagebuch (1552‒1602; hg. von Österley, Bresl. 1878; erneuert von E. von Wolzogen, Lpz. 1885), geb. 25. Juni 1552 auf Schloß Gröditzberg, trat 1574 als Kammerjunker, dann als Hofmeister und Marschall in die Dienste der Herzöge Heinrich ⅩⅠ. und später Friedrich von Liegnitz, die er auf ihren zahlreichen Reisen begleitete. Er starb 23. Aug. 1616 zu Liegnitz. Das «Merkbuch des Hans von S.» gab Wutke (Berl. 1895) heraus.

Schweinitz. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 1012,20 qkm und (1890) 40921 (19761 männl., 21160 weibl.) E., 6 Städte, 109 Landgemeinden und 32 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Herzberg a. d. Elster. – 2) Stadt im Kreis S., rechts an der Schwarzen Elster, an der Einmündung des Fließes in diese, Sitz eines Amtsgerichts, hat (1890) 1195 evang. E., Post, Telegraph; Ziegeleien, Wein- und Obstbau, Bienenzucht.

Schweinitz, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Budweis in Böhmen, Sitz eines Bezirksgerichts (242,64 qkm, 17744 meist czech. E.), hat (1890) 3319 czech. E., schöne got. Kirche (15. Jahrh.), Viehmärkte und in der Nähe eine Wallfahrtskirche.

Schweinitz, Hans Lothar von, General und Diplomat, geb. 30. Dez. 1822 zu Kleinkirchen bei Lüben (Schlesien), trat 1840 in das 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam ein, bereiste von 1851 bis 1852 England, Frankreich, Spanien und Italien und kam 1854 infolge seiner Schriften «Die Armeen des westl. Europa» und «Die Geschichte des Ordens vom Goldenen Vließ» als Adjutant zum Oberkommando der Deutschen Bundestruppen nach Frankfurt a. M. 1857 wurde S. Adjutant des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, 1861 Major im Generalstab und militär. Attaché in Wien. 1863 kehrte er an den kronprinzlichen Hof zurück, nahm 1864 an dem dän. Feldzug teil, wurde 1865 Flügeladjutant des Königs und Militärbevollmächtigter in Petersburg, übernahm einige diplomat. Missionen, die den Ausbruch des Deutschen Krieges von 1866 verhindern sollten, wurde 1869 zum Gesandten des Norddeutschen Bundes in Wien ernannt und zum Generalmajor befördert. In Wien fiel ihm 1870 die Aufgabe zu, die Bemühungen, Österreich für das franz. Interesse zu gewinnen, zu vereiteln. 1871 wurde S. zum Botschafter in Wien und Generallieutenant ernannt, 1876 ging er in gleicher Eigenschaft nach Petersburg und wurde 1884 zum General der Infanterie ernannt. Ende Nov. 1892 nahm S. seine Entlassung.

Schweinitz, Rudolf, Bildhauer, geb. 15. Jan. 1839 zu Charlottenburg, war Schüler der Berliner Akademie und Schievelbeins (1855‒65). Nach Studienreisen nach Paris, Italien, Kopenhagen, München und Wien (1866) bethätigte er sich zunächst