Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

717

Schweinsaffe – Schweißpore

in Genreartigem, wie die Ährenlesende Ruth und eine Betende Italienerin, und 1871 eine Psyche. Dann schuf er für den Giebel der Berliner Nationalgalerie die Gruppe der drei bildenden Künste, für das Kriegerdenkmal in Gera eine Germania (1874), drei Kolossalgruppen für die Berliner Königsbrücke, die Statue des Hochmeisters Hermann von Salza, zwei große histor. Reliefs für die Weichselbrücke in Thorn und acht Reliefs am Berliner Rathaus. Von ihm sind auch die 20 Statuen an den Langseiten des Reiterstandbildes Friedrich Wilhelms Ⅲ. in Köln (1878). Die Nationalgalerie in Berlin besitzt von ihm den gefährdeten Amor (in Marmor; 1881). Auch fertigte er zahlreiche Büsten in Marmor, vorzüglich die des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1872) und des Kaisers Wilhelm Ⅰ. (1882) sowie die Bronzebüsten der Feldmarschälle Moritz von Dessau, Keith, Geßler für die Ruhmeshalle (1882‒83); ferner das Doppeldenkmal der Kaiser Wilhelm Ⅰ. und Friedrich Ⅲ. für Fürstenwalde (1893). Die Marmorwerke Tanzende Bajadere und Eva gingen in Privatbesitz über. S. lebt in Berlin.

Schweinsaffe (Macacus s. Rhesus nemestrinus Desm.), genauer Schweinsschwanzaffe, Lapunderaffe, Affe aus der Gruppe der Makaken (s. Makako), 55 cm lang, mit 15 cm langem Schwanze, von kräftiger Gestalt, mit schmutzig fleischfarbenem, langschnauzigem Gesicht, Ohren, Händen und Gesäßschwielen. Der Schwanz ist kurz und wird hoch, zuweilen auch geringelt getragen, daher der Name. Die Haare sind ziemlich lang, auf dem Scheitel meist gewirbelt, oben bräunlichgrün, an den Seiten gelblich, unten weiß, an den Backen und am Kinn graulich. Der S. lebt auf Borneo, Sumatra und wahrscheinlich auch auf Malaka. Ein in der Gefangenschaft häufiger, aber meist weichlicher Affe. Kleinere Exemplare werden mit 30 M., große bis zu 100 M. bezahlt.

Schweinsberg, Stadt im Kreis Kirchhain des preuß. Reg.-Bez. Cassel, rechts an der Ohm, im Halbkreis um einen Basaltkegel, auf dem sich die um 1230 erbaute Stammburg des Geschlechts Schenk zu Schweinsberg erhebt, hat (1890) 858 E., darunter 12 Katholiken und 41 Israeliten, Post, Fernsprechverbindung, schöne got. Kirche, zwei Schenksche Rittergüter mit Schlössern; Torfgruben, Viehzucht.

Schweinsborsten, s. Borsten.

Schweinschädel, Ort bei Böhmisch-Skalitz (s. d.).

Schweinsfeder, s. Saufeder.

Schweinsfinne, s. Finnenkrankheit.

Schweinsgummi, s. Clusia.

Schweinskopf, eine Art des Spinetts (s. d.), so benannt nach seiner eigenartigen Gestalt.

Schweinsschwanzaffe, s. Schweinsaffe.

Schweiß (Sudor), die tropfbarflüssige Hautausdünstung, die von den Schweißdrüsen der Haut abgesondert wird (s. Haut, Bd. 8, S. 902 a). In gewöhnlichem, ruhigem Zustande des Körpers und des Geistes und bei mittlerer Temperatur wird nur so viel Feuchtigkeit abgesondert, als in derselben Zeit wieder verdunstet (die sog. unmerkliche Perspiration); aber bei reichlicherm Säfteandrang nach den Schweißdrüschen oder bei behinderter Verdunstung auf der Hautoberfläche (z. B. unter Wachstaffet, oder in sehr feuchter Luft, im Dampfbad) erscheint der tropfbare S. Die chem. Bestandteile des S. sind Wasser (über 99 Proz.), einige sog. flüchtige Fettsäuren (Ameisensäure, Buttersäure, Essigsäure), denen der frische S. seinen sauern Geruch verdankt, Fette, Cholesterin, Spuren eines Farbstoffs, Harnstoff und einige Mineralsalze, besonders Kochsalz. In der Schweißabsonderung kommt also der Haut eine ähnliche Thätigkeit zu wie etwa den Nieren. Die Absonderung des S. erfolgt durch den Einfluß besonderer Nerven, der Schweißnerven, die ihre Erregungen von einer ganz bestimmten Stelle des verlängerten Marks, dem sog. Schweißcentrum, erhalten. Man schätzt die tägliche Schweißabsonderung des Erwachsenen unter normalen Verhältnissen auf durchschnittlich 5‒800 g; bei reichlicher Wasseraufnahme, hoher Außentemperatur, anhaltender Muskelanstrengung u. dgl. kann die Schweißbildung beträchtlich, bis zu 1600 g und noch mehr in einer Stunde, gesteigert werden.

Die durch den S. feucht gehaltenen Abschilferungen der Haut geraten leicht in Fäulnis und bedingen so den übelriechenden S. (s. Fußschweiß). Unterdrückung des S. ist eine der ersten Folgen der Erkältung und wird daher als übles Zeichen angesehen, während man den Ausbruch des S. als günstig betrachtet. Da durch die Haut auch in nicht tropfbarflüssiger Form viel Wasser sowie auch Kohlensäure aus dem Körper abgegeben wird, so ist begreiflich, wie eine Unterdrückung dieser respiratorischen Hautthätigkeit unter Umständen gefährliche Folgen haben kann. Die ältern Ärzte sahen den Ausbruch von S. in einer Krankheit ganz allgemein als ein gutes Vorzeichen an (kritischer S.). Bei gewissen Krankheiten (z. B. Tuberkulose) muß man aber den S. als nachteilig betrachten, weil er meist das Fortdauern des erschöpfenden Fiebers anzeigt (kolliquativer S.). Das künstliche Hervorrufen von S. als Heilmittel hat daher nur für solche Fälle Bedeutung, wo die Herstellung der daniederliegenden Hautthätigkeit Vorteil bringen kann, also z. B. nach Erkältungen, bei Nierenleiden u. dgl.; dagegen ist es durchaus zu widerraten, jeden Kranken schwitzen zu lassen. Über die schweißtreibenden Mittel s. Diaphoretische Mittel.

Schweiß, englischer, Krankheit, s. Englischer Schweiß.

Schweiß, in der Jägersprache das Blut aller Jagdtiere, auch wohl der Hunde.

Schweißarbeit, Schweißen, s. Schmieden und Eisenerzeugung (Bd. 5, S. 930 a).

Schweißbläschen, Schweißfriesel (Sudamina), Hautausschlag, bestehend in hirsekorngroßen durchscheinenden Bläschen, die mit einer wasserhellen, später trübe werdenden Flüssigkeit erfüllt sind, entsteht infolge starken Schwitzens sowie im Verlaufe mancher Krankheiten, wie des Typhus, Gelenkrheumatismus u. a. Behandlung: leichte Körperbedeckung, trocknende Streupulver.

Schweißblätter, s. Englischer Sattel.

Schweißdrüsen, s. Haut (Bd. 8, S. 902 a).

Schweißeisen, eine aus einem teigartigen Zustande erzeugte Eisensorte, s. Eisen (Bd. 5, S. 826 b).

Schweißen, s. Schmieden und Eisenerzeugung (Bd. 5, S. 930 a); über elektrisches S. s. Löten.

Schweißfieber, s. Englischer Schweiß.

Schweißfriesel, s. Schweißbläschen.

Schweißhund, ein Hund, der angeschweißtem Hoch- und Schwarzwild auf der Fährte folgt, dasselbe auch hetzt oder stellt. (S. Leithund und Tafel: Hunderassen, Fig. 7, Bd. 9, S. 428.)

Schweißkanal, s. Haut (Bd. 8, S. 902 a).

Schweißöfen, s. Feuerungsanlagen (Bd. 6, S. 774 b).

Schweißpore, s. Haut (Bd. 8, S. 902 a.).