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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seenadeln
7 Proz. der ganzen Landcsftäche bedecken. In der
Größe der einzelnen S. giebt es alle Abstufungen
bis zu den kleinsten herab. Am größten sind der
Kaspisee (438 688 hlcm, d. h. ungefähr so groß wie
die viertgrößte Insel Sumatra), der Obere See
(83 308 ykiu), der Victoria-Njansa (68 480 ^m)
und Aralsee (65 252 likm). Ebenso verschieden wie
die Größe ist die Tiefe der S. Nach unsern jetzigen
Kenntnissen ist der tiefste aller S. der Baikal, der
bei einer Tiefe von 1350 m noch 881 m unter den
Meeresspiegel hinabreicht. Auch nach der Höhen-
lage der S. finden sich die größten Gegensätze. Die
höchstgelegenen S. sind der Horpa-tscho (5465 m), der
Tscholamu (5181 m) und der Askae Chin (5066 m),
alle in Tibet, und von hier abwärts finden sich alle
Stufen bis zum Meeresspiegel und sogar unter
diesem (s. Depression). Nach der Entstehung unter-
scheidet man zwei hauptarten von S.: entweder ist
das Becken von vornherein schon dem Boden ein-
gesenkt (Depressionsseen), oder es wurde erst
durch Abdämmung nachträglich hergestellt (Ab-
dämmungsseen). Depression sowohl wie Ab-
dämmung kann auf verschiedene Weise entstanden
sein; danach sind wieder zahlreiche Unterarten aus-
einander zu halten. Die wichtigsten Formen von
Depressionsseen sind: Ein stürz seen, deren Becken
durch Einsturz unterirdischer Hohlräume entstand
(Eibsee an der Zugspitze, zahlreiche Karstseen, Totes
Meer) und welche häufig unterirdischen Abfluß
haben; Kraterseen, d.h. wassererfüllte Krater (die
Maare der Eifcl); Tiefland- und Plateauseen, welche
die tiefsten Wannen eines Flachlandes einnehmen
(Lob-nor); Berg- oder Hochgebirgsfeen, mit
Wasser gefüllte Felsbecken im Mittel- oder Hochge-
birge, deren Entstehung heute noch vielfach streitig ist.
Aus der Thatfache, daß diese S. nur in einst vereisten
Gegenden vorkommen, hat man auf Erosion durch
das Eis gefchlosscn. Diese Theorie hat aber immer
noch viele Gegner. Jedenfalls hat das Eis in sehr
vielen Fällen jene Becken, wenn auch nicht selbstän-
dig ausgekolkt, so doch vor Ausfüllung durch Ab-
lagerungen gefchützt. Eine erste Unterart der Ab-
dämmungsseen bilden die Eis seen, die dadurch
entstanden sind, daß ein Gletscher sich aus einem
Seitenthal quer über ein Haupttbal geschoben und
so den Abfluß des in letzterm befindlichen Wasser-
laufs gehindert hat. Sie sind zwar durch gelegent-
liche Durchbrücke sehr gefährlich, haben aber meist
nur ein kurzes Dafein (Gurgler Eissee, Märjelensee
ls.Tafel: GletscherI, Fig.2), Gletschersecoberhalb
St. Germain in der Montblancgruppe). Häufiger
sind die Moränenseen, sei es daß sie auf ähnliche
Art wie die Eisseen, d. h. infolge von Abdämmung
eines Wasserlaufs durch Moränen entstanden (Alpen-
randscen) oder in die Unebenheiten der Moräncn-
landschaft eingebettet sind (die S. der norddeutschen
und sinn. Seenplatte). Ein Mittelglied zwischen bei-
den Hauptarten bilden die Strand seen, da diese
sowohl infolge der Abdämmung durch Ablagerungen
als auch infolge Hebung des Mccresbeckens bez.
Senkung des Festlandes entstanden sein können;
ihr Wasser ist häusig brackisch. Bemerkenswert sind
die Neliktenseen, ursprünglich Teile des Meers,
die nach ihrer Trennung von demselben durch die
einmündenden Flüsse allmählich ausgesüßt wurden.
Die darin enthaltene Meeresfauna muhte sich den
neuen Bedingungen anpassen, zeigt aber noch große
Ähnlichkeit mit Mer. Das Vorhandensein dieser
sog. Reliktenfauna beweist die Entstehungsart des
Sees. Man hat übrigens in der neuern Zeit die
Zahl der Reliktenseen bedeutend einschränken ge-
lernt, da sich für viele derselben ungezwungen ein-
fachere Erklärungen ihrer Entstehung dargeboten
haben. Als Alpenseen faßt man die wassererfüll-
ten Becken der Alpen und ihres Vorlandes zufam-
men; sie ordnen sich in Rand seen undHochseen;
ihre Entstehung ist nicht bei allen dieselbe, die mei-
sten der aufgezählten Ursachen haben bei ihrer Bil-
dung mitgewirkt, besonders die Abdämmung. Die
meisten S., jedenfalls alle mit Abfluß verfehenen,
enthalten süßes, die abflußlosen in der Regel salziges
Wasser; letzteres deshalb, weil die von den Flüssen
mitgeführten Salze sich im See anhäufen, während
nur reines Wasser verdunstet. Der Salzgehalt wech-
selt nicht nur in den verschiedenen S., sondern sogar
in Teilen desselben Sees ganz beträchtlich. Den
höchsten Salzgehalt hat der Güsgundag am kleinen
Ararat (36,8 unter 100 Teilen Wasser); der des
Kaspisees beträgt an der Mündung der Wolga 0,i5,
bei Baku 1,?.2, am ^üdcnde der Kaidakbai 5,63 und
im Golf Karabugas, der nur durch eine schmale
Öffnung mit dem übrigen See in Verbindung steht,
28,5 Proz. Nach der Art des Salzes, das den
Hauptbestandteil der im Seewasser gelösten Sub-
stanzen bildet, unterscheidet man die am häufigsten
vorkommenden kochsalzreichen Salzseen im engern "
Sinne, die Natron seen (Wansee auf dem armeni-
schen Hochland, die algcr. Schotts), Magnesia-
seen (Eltonsee und Totes Meer) und die seltenen
Voraxseen (in Tibet und Kalifornien). -Inter-
mittierende S. sind solche, bei denen der in der
Regel durch unterirdische Spalten erfolgende Zuswh
in unregelmäßigen, von den Niederschlügen abhän-
gigen Zwischenräumen erfolgt. Die berühmtesten
Beispiele sind der Zirkmtzer See in Krain und der
jetzt fast gänzlich trocken gelegte Kopaissee in Griechen-
land. Sämtliche S. sind dem Untergang geweiht,
hauptsächlich infolge der Ausfüllung durch das
Schwcmmmaterial der Zuflüsse (der Lago Morto im
Valsugano verschwand erst 1818) und der Vermoo-
rung, z. B. des Steinhuder Meers (s. d.). Der
Verdunstung fallen die in regenarmen Gegenden
liegenden S. (z. B. die austral. Binnenseen) anheim.
Die Seenforschung hat, wenigstens in den
europ. Ländern, in den letzten Jahren großen Auf-
schwung genommen. Es werden Seenatlanten
angestrebt, wobei zunächst die Hauptarbeit auf Fest-
legung der Gestalt der Sccnbecken sich richtet; doch
schließen sich bereits Untersuchungen anderer Art,
besonders über Temperatur und Bewegung des
Wassers an. Hervorragend vielseitig werden die
Forschungen über den Bodensee (s. d.) betrieben.
Seenatlanten sind in Arbeit über die französischen
S. durch Dclebccque (^U^3 d^g laos fi-an^iä, Par.
1892-93; hg. vom Ministerium der öffentlichen
Arbeiten), die englischen S. durch Mill und die
österr. Alpenseen durch Penck und Richter (1. Lfg.,
Wien 1894, mit Unterstützung des Ministeriums).
Seenadeln (8)'NFnkUiu8), Nadelfifche oder
Tang schnellen, zu den Vüschelkiemern (s. d.) ge-
hörende, mit ineinander gelenkten Knochenplatten
gepanzerte Fische von sehr verlängerter, kantiger Ge-
stalt. Der Kopf ist lang ausgezogen, das kleine,
an der Spitze gebogene Maul nach oben geöffnet;
die Vauä)flössen fehlen, die Schwanzflosse ist pinsel-
förmig; sie schwimmen durch Wellenbewegungen der
Rückenflossen. Sie sind Seesische, die auch ins Brack-
wasser gehen. Einige leben selbst im Süßwasser. In