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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Senegawurzel - Senfgeist
Reichsregierung ein Abkommen, wonacb die volle
Souveränität der Franzosen über die Gebiete zwi-
schen dem Rio Nunez und Mellacori gegen Aufgabe
ihrer Ansprüche auf Porto-Seguro und Klein-Popo
in Deutsch-Togo zur Anerkennung gelangte.
Geickickte. Die ersten franz. Faktoreien wur-
den 1626 an der Mündung des Senegal und in den
zunächst liegenden Gebieten gegründet. Durch den
Nimweger Frieden 1679 erwarb Frankreich von
Holland Gor^e, Rufisque, Portudal und Ioal und
1696 die Küstenstrecke von Kap Blanco bis zum
Senegal. 1847 bedrohte der eingeborene Fürst Hadj
Omar die aufblühende Kolonie; General Faidherbe
unterwarf 1854-55 die rebellische Bevölkerung in
der Umgegend von St. Louis und die Trarsa,
Vrakna und Duaisch am rechten Ufer des Senegal.
Nach mehrern siegreichen Feldzügen zwang er 1860
Hadj Omar zur Anerkennung der franz. Herrschaft
über die Landschaften Dimar, Toro, Futa, Bondu
und Bambuk. Mit dem Besitz von Vambuk war
man in das fruchtbarere Hinterland, in den heutigen
franz. Sudan eingedrungen; Schritt für schritt
dehnte sich der durcb Erbauung von Forts gesicherte
Machtbereich nach Osten aus. Unter der Führung
von Hauptmann Gallieni und Oberst Desbordes
wurden Vafulabe 1880, Kita 1881 und Kundu 1882
besetzt und befestigt. So erreichte man endlich 1883
und 1884 in Bammako und Kulikoro den Niger und
gewann, nachdem in blutigen Kämpfen Samory
1887 überwunden worden war, durch einen Schutz-
vertrag mit Amadu von Segu endlich 1888 die Be-
herrschung des ganzen Flusses bis in die Nähe von
Timbuktu. Timbuktu war längst das Ziel der kolo-
nialpolit. Sehnsucht Frankreichs in Nordwestafrika
gewesen. Um es zu erreichen, galt es, die Land-
schaften, welche die Stadt im Süden und Westen
schützend umgaben, zu erobern. Erst als Oberst Archi-
nard 1891 Kaarta und 1893 Massina durch den Sieg
über Amadu bei Bandjagara unterworfen hatte, ge-
lang es Oberst Vonnier 10. Jan. 1894, die Stadt
Timbuktu in die Gewalt Frankreichs zu bringen.
Noch einmal erhob sich Alitari, der Nachfolger
Amadus in Vandjagara; allein vergeblick. Auch
die Irregcnaten, ein Stamm der Tuareg, schlössen
endgültigen Frieden mit ihnen im Aug. 1894.
Wie im Norden und Osten, griff auch im Süden
die Machtsphäre Frankreichs immer weiter um sich.
Oberst Combcs hatte schon 1884-85 das Land Birgo
am obern Bakhoi und dann Bure am obern Nager
besetzt und dadurch den bisher allmächtigen Almamy
Samory (oder Samadu) nach Süden gedrängt und
zu einem vorläustgen Friedensvertrag 1887 gezwun-
gen. Da aber Samory in den folgenden Jahren
fortwährend die Bestimmungen des Abkommens
verletzte, entschloß man sich, ihn und sein neuge-
gründetes Reich Wassulu vollständig zu vernichten.
Hartnäckig und langwierig wurde auf beiden Seiten
der Krieg geführt. Im Febr. 1891 wurde Samory
bei Kankan am Milo (südl. Zufluß des Niger) be-
siegt und 1892 aus Vissandugu, Sanankoro und
Keruane durch Oberst Humbert vertrieben und An-
fang 1893 wurden seine landsknechtartigen Banden,
die Sofa, bei Farana und Erimankano (an der
Grenze von Sierra Leone) zerstreut; entscbeidend
waren die Siege des Obersten Combes bei Odschenne
und Geleba im Febr. 1893, die Samory zwangen,
sich in die Gegend von Kong zurückzuziehen.
Litteratur. Naffenel, Vo^Z? äan3 I'^fricin"
occiäenwle (Par. 1846); Le Brun-Nenaud, 1^3
1)03363310713 5ran^3,i368 äs 1'^flihU6 occiäsntal?
(ebd. 1885); Faidherbe, 1^6 sonä^n lran<^i3 (Lille
1886); Ancelle, 1^63 exploratioi^ au 86n^a1 (Par.
1887); Gallieni, IIn6 colonns 6an8 16 8ouälm iran-
^ai3 (ebd. 1888); Faidherbe, 1.6 Zen^i (ebd. 1889);
Pöroz, ^u souälln fran^ai8 (ebd. 1889).
Senegalvurzel, s. ^(ch^ia.
Senegin, s. Saponin.
Senescenz (lat.), Altersschwäche (s. d.).
Seneschall oder Seneschalk (d. i. ältester Die-
ner, vom lat. 86N63 und althochdeutschen 8CÄic), seit
der Zeit der merowing. 5iönige der Titel eines Hof-
bcamten in Frankreich, der das Innere des königl.
Hauswesens zu besorgen und auch richterliche Funk-
tionen hatte. Er erinnert an den Hausmeier und
entspricht dem Truchseß am Hofe der deutschen
Könige. Auch die alten Lehnsfürsten, die Herzöge
von Normandie, Bretagne, Guyenne, Burgund, die
Grafen von Flandern, Champagne, Toulouse u. s. w.,
hatten ibre E. mit richterlichen Funktionen. Als
diese Besitzungen an die Krone sielen, wurden diese
Gerichtsbezirke (86N6cKku33663) durch königl. Be-
amte, die ebenfalls S. hießen, verwaltet. Der S.
des königl. Hofs bieß (^ranä 86N6c1ia1.
Seneftrey, Ignaz von, Bifchof von Regens-
burg, geb. 13. Juli 1818 zu Värnau in der Ober-
pfalz, studierte in Bamberg und im Iesuitcnkolle-
gium zu Rom, wurde daselbst 1842 zum Priester
geweibt und 1858 zum Bischof von Regensburg er-
nannt. S. unterdrückte jede freiere Regung im Kle-
rus mit äußerster Strenge. Zu Gunsten der Jesui-
ten vertrieb er die schott. Bencdiktinermö'nche aus
ihrem Kloster in Negensburg und übergab dasselbe
der Gesellschaft Jesu. Gegen das Verbot von
Iesuitenniederlassungen in Bayern veröffentlichte
er 1867 eine umfangreiche Denkschrift. Auf dem
Vatikanischen Konzil zählte er zu den eifrigsten Vor-
kämpfern der Unfedlbarkeitslehre. Auch nachmals
erwies sich S. als Führer des bayr. Ultramontanis-
mus und Gegner der deutschen Reichsregierung.
3enex (lat.), Greis.
Senf oder Mostrich, ein breiartiges Gewürz,
das aus dem sehr fein gepulverten Samen von
I^ra83icH ni^i'Ä Xoc/t (f. 1>i-^88ic9.) und 8in^i3
lüda I>. (s. 8iu^)i8) durch Vermischung mit Essig,
Most, saurem Wein oder auch Wasser und Zucker
unter Zusatz verschiedener aromatischer Stoffe, wie
Knoblauch, Estragon, Zimmet, Kardamomen, Nel-
ken u. s. w. hergestellt wird. Der früher gebräuch-
liche, aus grobem Senfmehl bereitete deutsche Most-
rich ist durch den in Frankreich oder nach franz.
Art (französischer und englischer S., letzterer mit
Caycnnepfeffer vermischt) in Deutschland bereiteten
Tafelsenf verdrängt worden. Fabrikationsorte sind
Dijon, Fabr bei Koblenz, Düsseldorf, Berlin u. a.
Senfbä'der, s. Bad (Bd. 2, S. 254a).
Senffl, Ludwig, Musiker, geb. 1492 zu Basel-
Augst bei Basel, gest. um 1555 als Kapellme^n zu.
Müncken, war einer der größten deutschen Kontra-
punktisten des 16. Jahrh. Die Chorwerke S.s, der
Luthers Lieblingskomponist war, zeichnen sich durch
einen Reichtum natürlich eingefügter lieblicher Fi-
guren aus. Ein Teil davon blieb Manuskript
(in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek),
die meisten erschienen in den Sammelwerken des
Jabrhunderts, aus denen einzelne wenige in neuester
Zeit durch Winterfeld, Rochlitz, Kade u. a. in Par-
titur gebrackt und veröffentlicht worden sind.
Senfgeist, s. Senföl.