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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Senegalgummi; Senegali; Senegaljabiru; Senegambien

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Senegalgummi – Senegambien

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Senegal'

gen und bildet große, äußerst fruchtbare Inseln, darunter die Elfenbeininsel oder Morfil. Etwa 266 km oberhalb seiner Mündung zerteilt sich der S. in eine Masse von Armen (Marigot) und in den Guiersee (150 km lang). Das Mündungsdelta umfaßt 1500 qkm. Fürchterliche Brandungen und eine je nach der Jahreszeit 2½–4 m tiefe Barre erschweren monatelang das Einlaufen in den Strom. An der Mündung liegen mehrere Inseln, darunter jene, auf welcher sich die Stadt St. Louis befindet. Die periodischen Überschwemmungen machen das anstoßende Tiefland durch den zurückgelassenen Schlamm sehr fruchtbar, aber auch ungesund. Der S. ist schiffbar für Dampfer bis Kayes, aber nur während der Regenzeit, von Juni bis Mitte Oktober. Während der darauffolgenden Trockenzeit ist er nur schiffbar bis Mafu oberhalb Podor (400 km von St. Louis); für ganz flache Schleppschiffe noch bis Bakel, doch nur bis Ende März. – Der Strom ist der Chretes oder Chremetes des Karthagers Hanno und wird von spätern Autoren auch Stachir und Bambotus genannt. Der S. wurde 1447 von dem Portugiesen Lancerota wieder entdeckt und nach den Senegal-Berbern an seiner Mündung benannt.

S. wird auch die Kolonie Senegambien (s. d.) genannt.

Senĕgalgummi, soviel wie Gummi Senegal (s. d.).

Senĕgali, Art kleiner Prachtfinken.

Senĕgaljabiru, s. Sattelstörche.

Senegambĭen (auch Senegal genannt), franz. Kolonie in Nordwestafrika, umfaßt die Landschaften östlich von der Küste des Atlantischen Oceans zwischen dem Senegal bis Bakel und Portugiesisch-Guinea und hat auf 150000 qkm über 1 Mill. E. (S. die Karte: Guinea.) Früher wurden mit S. sämtliche franz. Besitzungen in Nordwestafrika bezeichnet, welche zwischen dem Senegal, dem Oberlauf des Niger und der engl. Kolonie Sierra Leone liegen. Ein Dekret vom Sept. 1892 teilte das ganze Gebiet ein: in S. (mit den oben angegebenen Grenzen), in den franz. Sudan (s. Sudan) und in Rivières du Sud (s. unten). Die Küstenebene ist eine meist trostlos sterile oder versumpfte Fläche, bedeckt mit Kieselgeröll und unkultivierbarem Laterit. Das Klima ist höchst ungesund und heiß; die Jahresmitteltemperatur beträgt 23,7°C.; während der trocknen Zeit (Dezember bis Mai) sinkt das Thermometer bis auf 20°C., während der Regenzeit (Juni bis November) steigt es bis zu 28°C. Die Flora ist tropisch, es gedeihen Baobab, Deleb- und (am Gambia) Ölpalmen, Akazien und Gummibäume. Wilde Tiere kommen weniger vor; nur Büffel und Wildschweine; Haustiere sind Rinder, Maultiere und Schafe; Pferde, Esel und Kamele erliegen dem Klima. Die Masse der Bevölkerung bildet ein Gemisch von Negern, Berbern und Arabern; kein Negerstamm hat sich in seiner ursprünglichen Reinheit erhalten, auch nicht die eingewanderten Mischrassen. Besonders zu nennen sind die Joloff (Dscholof oder Wolof) in Cayor und Baol, die Serer in Salum, die muselmännischen Tukulör an den Ufern des Senegal. Hauptstadt ist Saint Louis (s.d.); der einzige bedeutende Hafenplatz Dakar (s. d.) am Kap Verde. Von einiger Wichtigkeit sind ferner: an der Küste Gorée, Rufisque und Carabane, am Senegal Dagana, Podor und Bakel. S. ist eigentlich nur der Stapelplatz für die Produkte, welche aus dem viel fruchtbarern franz. Sudan auf der Hauptverkehrsstraße, dem bis Kayes schiffbaren ↔ Senegal, nach St. Louis kommen. Da St. Louis aber sehr ungünstig für den weitern Export gelegen ist, baute die Regierung eine Eisenbahn nach Dakar (263 km). Nach langwierigen Kämpfen mit den Eingeborenen wurde sie 1885 vollends. Der Handel verminderte sich ziemlich in den letzten Jahren; die Einfuhr betrug 1891: 18 Mill. Frs., die Ausfuhr 13 Mill. Frs. An der Spitze der Verwaltung steht ein Gouverneur mit einem Conseil colonial (hohe Beamte und Notabeln), welcher einem Conseil général, bestehend aus 16, von Weißen und Schwarzen gewählten Mitgliedern, jährlich das Budget zur Genehmigung vorzulegen hat. Frankreich leistet hierzu einen Beitrag von durchschnittlich 12½ Mill. Frs. Die Kolonialtruppe besteht aus einem Bataillon Marineinfanterie, einem Regiment Senegaltirailleurs und einem Gendarmeriekorps.

Die Rivières du Sud, geographisch zu S. gehörig und früher eine Provinz dieser Kolonie, erhielten durch Dekret der franz. Regierung vom Sept. 1892 eine selbständige Verwaltung, im März 1893 die Benennung Französisch-Guinea (Guinée française) und zugleich die polit. Oberaufsicht über den Schutzstaat Futa-Dschalon (s. d.). Die Rivières du Sud liegen am Atlantischen Ocean zwischen Portugiesisch-Guinea, Futa-Dschalon und Sierra Leone und zählen (1893) 47500 E. Die von den Mündungen der Flüsse stark zerklüftete Küste erhebt sich rasch zu einem Gebirgsland, aus dem der Compony, Rio Nuñez oder Kakundi (schiffbar bis Boke, an der barrefreien Mündung 7 km breit), Rio Pongo, Dembia und Mellacori (mit weitverzweigtem Ästuarium) in nahezu paralleler Richtung zum Meere herabströmen. Das Klima ist im höchsten Grade ungesund, namentlich im Januar während der Herrschaft des Harmattan (Nordostwind). Die Jahresmitteltemperatur beträgt 27,2°C., das Minimum im Januar 24,1°C., das Maximum im April 31°C. Das Land ist sehr fruchtbar, es gedeihen Ölpalmen und Kolanüsse am Mellacori, Kaffee am Rio Nuñez und Pongo, Gummibäume und die Kautschukliane überall in den dichten Wäldern. Die Bevölkerung besteht aus den Ackerbau treibenden Baga (Negern) in den Niederungen und aus den höher civilisierten mohammedan. Susu (einem Stamm der Mandingo) im Innern. Die Sprache der Susu ist die Umgangs- und Geschäftssprache. Residenz des Gouverneurs ist Benty an der Mündung des Mellacori. Zu den wichtigern Handelsplätzen gehören: Boke am Rio Nuñez, Boffa am Pongo, Kapitai (s. d.) am Dembia und Consotomi in gesunder Gebirgsgegend. Der nicht unbedeutende Handel befaßt sich hauptsächlich mit der Ausfuhr von Erdnüssen, Kaffee und Kautschuk, ein höherer Aufschwung wird erwartet, seitdem 1894 die Karawanenstraßen vom obern Nigergebiet durch Futa-Dschalon nach Niederwerfung der Räuberbanden Samorys einen mehr gesicherten Verkehr gestatten. – Schon im 15. Jahrh. wurden die Küstenplätze von portug., engl., deutschen und franz. Kaufleuten aufgesucht. Die Franzosen gewannen allmählich die Oberhand, unbestritten anerkannt wurde ihre Herrschaft erst im vergangenen Jahrzehnt. Als nämlich im Dez. 1884 ein deutsches Kriegsschiff an der Mündung des Dembia landete und der Kapitän desselben die am Dubreka liegenden Besitzungen eines Stuttgarter Handelshauses unter deutschen Schutz stellte, protestierte Frankreich unter Berufung auf den Vertrag vom Sept. 1884 dagegen und traf im Dez. 1885 mit der deutschen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite .