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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Senones - Sensibilität
Senones (spr. ßenohn), Stadt im Arrondisse-
ment St. Die im franz. Depart. Vosges, an der
Westseite der Vogesen und der Lokalbahn (Lune-
villc-)Etival-S. (9 km), hat (1891) 3515, als Ge-
meinde 4027 E., eine Kirche mit Grabmal sowie
Statue des Geschichtschreibers Calmet, von Falguiere,
ein Schloß der Grafen Salm mit Park (jetzt Pro-
menade); Baumwollspinnerei und -Weberei in der
von Gondcbert, Vischos von Eens, im 7. Jahrh, ge-
gründeten Benediktinerabtci.
3s HON V voro, O bsn troväto (ital.), wenn
es (auch) nicht wahr ist, ist es (dock) gut erfunden",
Citat aus Giordano Brunos "^li eroici tViroi-i"
(Par. 1585, 2. Tl., 3. Dialog). s365wi^, Herrin.
3VÜor (span., spr. ßenjor), .Herr, Gebieter;
Eens (spr. Hangs). 1) Arrondissement im franz.
Depart. Yonne, hat auf 1222 ykm (1891) 62590 E.,
6 Kantone und 92 Gemeinden. - 2) Hauptstadt
des Arrondissements S. und früher der Landschaft
Se'nonais (I^FUä äenonicuL), eines burgund. Teils
der Champagne, an der Mündung der Vanne in die
Ionne und den Linien Paris-Dijon(-Lyon) der 3Nit-
tclmecrbahn und Chälons-sur-Marne-Troyes-S.
i 158 I<m) der Ostbahn, ist seit dem 8. Jahrh. Sitz eines
Erzbischofs und hat (1891) 12 734, als Gemeinde
14006 E., in Garnison Teile des 82. Infanterie-
regiments, einen Gerichtshof erster Instanz,Handels-
gericht, Ackerbau- und Gewerbekammer, Forstinspek-
tion; eine Kathedrale St. Etienne (12. Jahrh.), mit
Glasmalereien, reicher Schatzkammer und zwei un-
vollendeten Türmen, daneben die von Viollct le Tuc
wiederhergestellte Ossicialite' (13. Jahrh.), das ehe-
mals erzbischöfl. Gerichtshaus und der erzbischöfl.
Palast, ein Bronzestandbild des Chemikers Thti-
nard (von Droz); ein Großes Seminar, Lyceum, Er-
ziehungsanstalten, Spital, Arbeits- und Waifen-
baus, Bibliothek,Theater, Sparkasse; ferner Fabriken
für Knöpfe und Rasiermesser, Töpfereien, Schiffahrt
und Handel mit Holz, Leder, Getreide, Fässern,
Lohe, Wolle und Wein. - S., das alte ^eäincuin,
war Hauptstadt des mächtigen Scnonenvolks, er-
hielt im 4. Jahrh, ein Bistum, später ein Erzbistum
und den Primat von Gallien und Germanien. Hier
wurde 1140 von Bernhard von Clairvaux die Lehre
Abälards verdammt. 1163 - 65 war es Sitz des
gcslüchtctcn Papstes Alexander III. S. widerstand
1590-94 dem König Heinrich IV. - Vgl. Tarbe,
I^Lc1i6rc1i68 Iii3t0!'iHU68 8ur 111 villk äö 3. (2. Aufl.
Sensäl (ital.), s. Makler. 11888).
Sensarie (ital.), s. Courtage.
Sensation (neulat.), Sinneneindruck, Empfin-
dung, Aufsehen; sensationell, Aufsehen erregend.
Sensburg. 1) Kreis im preuß. Rcg.-Vcz. Gum-
binncn, hat 1234,48 hkm und (1890) 48 758 (22 711
männl., 26047 weibl.) E., 2 Städte, 120 Landgemein-
den und 95 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis
S., am Czossee, in secn- und waldreicher Hügel-
landschaft, Sitz des Landratsamtes und eines Amts-
gerichts (Landgericht Lyck), hat (1890) 3562 E., dar-
unter 250 Katholiken und 115 Israeliten, Postamt
zweiter Klaffe, Telegraph, evang. und kath. Kirche;
Eisengießerei, Fabrikation von landwirtschaftlichen
Maschinen, Gerberei, Leinweberei und Flachsbau.
Sense, landwirtschaftliches Handgerät zum Ab-
mähen des Grases, der Futterkräuter und des Ge-
treides, besteht aus dem stählernen Blatt und dem
hölzernen, mit Handhaben versebenen Wurf. Bei
der^/rbr/t treteu die Kmfte des Schwungs und des
Echneidekeils in Wirkung. Das Schärfen der Blatt-
schneide geschieht in Mitteleuropa durch das Den-
geln (s. d.), das eine Randverdünnung des weichen
Stahlblechs erzeugt, deren Rauheiten mit dem
Wetzstein, den der Arbeiter in einem mit Wasser
versebenen Echlockenfäßchen (f. Tafel: Landwirt-
schaftliche Geräte und Maschinen II, Fig. 2)
umgegürtet trägt, abgewetzt werden; in Nordame-
rika, auch in England, werden die Sensenblätter
nur aus Schleifsteinen geschliffen. Man unterscheidet
Gras- und Getreidesensen, letztere sind öfters mit
dem Reff, einem leichten Gestell zum Zusammen-
halten der Halme (Fig. 4), versehen. Jedes Land
bat seine eigene Form der S. Die meisten S. kom-
men aus Steiermark. Als die besten S. gelten
diejenigen, bei denen der Rücken aus Eisen und die
Schneide (bis zur Vlatthülfte) aus Gärbstahl be-
steht. Solche sog. blanke S. (im Gegensatz zu den
blauen S., die ganz aus Stahl bestehen) kommen
namentlich aus Haspe in Westfalen und Sulingen
in Hannover. Die echten Sulinger ("Doppelvier-
sensen") von I. H. Demker sind außerdem mit der
Hand geschmiedet und im Preise dreimal so teuer
als die steicrmärkischen. Neuerdings wird die S.
sebr häufig, besonders in größern Betrieben der
Ebene, durch die Mühmaschinen (s. d.) ersetzt. Ähn-
liche Geräte sind Sichel (s. d.) und Sichte (s. d.).
Die S. gilt als Attribut des Todes (daher dieser auch
Sensenmann genannt wird) und des Saturn.
Senfe, Bezirk im schweiz. Kanton Freiburg, hat
269,9 hkm und (1888) 18 258 E., darunter 3527
Evangelische, in 18 Gemeinden. Hauptort ist Tafers.
Senfenmänner oder Senfen trag er (poln.
Xo8)'ni6i^), der poln. Landsturm während der poln.
Revolutionskriege 1792-94 und 1831; er bestand
größtenteils aus mit Sensen bewaffneten Bauern.
Auch während der Infurrektionskämpfe von 1846
wurden S. organisiert. Ferner bezeichnet man mit
S. die im April 1848 in der preuß. Provinz Posen
von poln.Komitees errichteten Truppen (9300Mann),
die zum Teil nur Piken oder gerade Sensen führten.
Sensibel (lat.), im pafsiven Sinne: empfindbar,
sinnlich ausfahbar (sensible Welt oder Sinnenwelt,
der Inbegriff defsen, was ein Objekt der Sinne
ist); im aktiven Sinne: für Sinnesreize (in über-
tragener Bedeutung auch: für beliebige Reizungen,
besonders Lust und Unlustgefühle jeder Art) empfind-
lich (reizbar).
Sensibilität (lat. 86N8idiI?w8), Empfindlich-
keit, die Fähigkeit, auf äußere Reize zu reagieren
mit seelischen (psychischen) Vorgängen: Empfin-
dungen, Wahrnehmungen, Gefühlen u. s. w. Die
Erscheinung läßt sich nur am Menschen beobachten,
man schließt aber aus Analogie auf ihr Vorhanden-
fein bei Tieren. Der Analogieschluß gründet sick
auf die vielfach menschenähnlichen Ausdrucksbcwc-
gungen der Tiere und auf die gleichartige Organi-
sation. Als anatom. Grundlage der menschlichen
S. sind gewisse Teile des Nervensystems, die sen-
sibeln Nerven, erkannt worden, die einerseits mit
Sinneswerkzeugen an der Körperoberfläche, anderer-
seits mit gewissen Teilen des Gehirns, namentlich
der Großhirnrinde, in Verbindung stehen. Ob S.
auch dort vorkommt, wo ein menschenähnliches
Nervensystem schlt, ist eine ungelöste und vielleicht
unlösbare Frage. Manche nehmen an, daß alle
Bewegungen, welche an organisierten (lebenden)
Gebilden auf Reize eintreten, von Bewußtseins-
erscheinungcn begleitet smd. Dcv u^dch^ Qvch ?an
Menschen scheinbar ganz zweckmäßige Bewegungen