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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Serbisches Heerwesen - Serbische Sprache

nannt zu werden Stephan Ljubiša aus Budua, der Verfasser plastischer Erzählungen aus der Vergangenheit Montenegros und Süddalmatiens, ferner Lazar Lazarević, welcher einige fein ausgeführte Schilderungen aus dem serb. Volksleben lieferte, dann M. Gj. Milićević, dessen Erzählungen wegen des für die Kenntnis der socialen und polit. Zustände Serbiens interessanten Inhalts geschätzt werden.

In der wissenschaftlichen Litteratur sind hervorragend die philol. Werke von Daničić, die histor. Studien von Mijatović, Ruvarac und Novaković, die geogr. und ethnogr. Arbeiten von Milićević und Karić. Das Hauptorgan war der "Glasnik" der Gelehrten Gesellschaft in Belgrad (75 Bde., 1847-92), deren Fortsetzung die 1887 gegründete königl. Serbische Akademie der Wissenschaften bildet (ihre Publikationen: "Glas", "Spomenik" u. s. w.). Den Mittelpunkt der wissenschaftlichen und litterar. Thätigkeit der Serben in Südungarn bildet die 1826 gegründete Gesellschaft Matica Srpska, welcher als Organ der erwähnte "Letopis" dient. Neuerdings erscheinen nichtpolit. Zeitschriften auch in Montenegro ("Prosvjeta" und "Luča") und Bosnien ("Bosanska Vila"). - Vgl. Pypin und Spasovič, Geschichte der slaw. Litteraturen, Bd. 1 (Lpz. 1880).

Serbisches Heerwesen. Die Grundlage der jetzigen Wehrverfassung bildet das Organisationsstatut von 1862, welches ein Volksheer schuf und als Kern desselben ein kleines stehendes Heer, in dem die Mannschaft im Frieden ihre Ausbildung erhielt und das im Kriege den Rahmen für das Volksheer bildete. Das Volksheer bestand damals aus zwei Aufgeboten mit 90820 und 57600 Mann. Der Krieg gegen die Türken legte 1878 die Mängel der Organisation offen dar; der Rahmen war zu schwach, und es fehlte an brauchbaren Führern für das Volksheer, trotz der aus Rußland herbeigeeilten Freiwilligen. Nur der Unthätigkeit des Gegners war es zu verdanken, daß die Armee bis zum Waffenstillstand überhaupt das Feld behaupten konnte. Durch das Reorganisationsstatut vom Nov. 1876 wurde das stehende Heer um 1 Schwadron Kavallerie, 1 Bataillon Pioniere und 1 Bataillon Pontoniere verstärkt. Nach der Organisation vom 23. Okt. 1878, die bis zum 1. Jan. 1883 völlig durchgeführt wurde, bestand das Heer aus der Feldarmee, den Ersatztruppen und der Reservearmee. 1885 wurde 1 Garde-Infanterieregiment von 5 Bataillonen, 8 Feldbatterien und 1 Gebirgsbatterie sowie 1 Mineurcompagnie kurz vor dem Ausbruch des Serbisch-Bulgarischen Krieges von 1885 neu errichtet, wodurch die Friedensstärke des stehenden Heers auf 17000 Mann vermehrt wurde.

Infolge der im Serbisch-Bulgarischen Kriege hervorgetretenen Mängel wurde gegen Ende 1886 ein neues Wehrgesetz von der Skupschtina angenommen. Die allgemeine Wehrpflicht und die Einteilung des Heers in 3 Aufgebote sind beibehalten, aber die Dienstpflicht derart abgeändert, daß die Militärpflichtigen vom 20. bis 28. Lebensjahre dem ersten, bis zum 37. Jahre dem zweiten und bis zum 50. Jahre dem dritten Aufgebot angehören. Zum Intendantur- und Verwaltungsdienst können im Kriege Männer, die unabhängig und noch rüstig sind, sogar bis zum 60. Jahre herangezogen werden. Die Dienstzeit bei der Fahne beträgt, wie bisher, zwei Jahre. Die Priesterweihe und der aktive Staatsdienst entbinden nicht von der Ableistung der aktiven Dienstzeit. Auch für das zweite Aufgebot werden schon im Frieden Stämme aufgestellt, bei denen die Mannschaften dieses Aufgebots kurze Übungen zu machen haben. Der Staat liefert für die beiden ersten Aufgebote Waffen, Bekleidung, Ausrüstung und Verpflegung, letztere jedoch nur, wenn die Mannschaft außerhalb des heimatlichen Kreises verwendet wird. Die Trainpferde sind von den höchstbesteuerten Bürgern zu stellen und schon im Frieden bereit zu halten.

Im Kriege besteht das Heer aus 5 Infanteriedivisionen zu je 16 Bataillonen, 2 Schwadronen, 24 Geschützen; ferner einer Kavalleriebrigade von 12 Schwadronen, 6 Geschützen; außerdem 2 Schwadronen Leibgarde, 40 Gebirgsgeschützen in 10 Batterien und den entsprechenden Specialtruppen (Festungsartillerie, Pioniere, Eisenbahntruppen u. s. w.). Die Gesamtstärke des mobilen Heers beträgt 120500 Mann, 27000 Mann Besatztruppen; 125500 Mann erster Ban und 63700 Mann zweiter Ban des Volksheers. Das dritte Aufgebot ist nur zur Verwendung innerhalb des eigenen Staatsgebietes bestimmt. Die reguläre Armee führt das Infanteriegewehr Mauser-Milanovic M/81, Kavallerie und Artillerie M/84 mit einem horizontalen Repetitionsapparat; der erste Ban des Volksheers Berdan- und der zweite Peabodygewehre.

Serbische Sprache, die zur slaw. Sprachfamilie gehörende Sprache der Serben im Königreich Serbien, in Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Altserbien, Dalmatien, Syrmien und Banat. Sie bildet einen Teil eines größern Sprachganzen, das man jetzt meistens als Serbo-kroatisch (früher häufig als Illyrisch) bezeichnet. In diese Bezeichnung ist dann einbegriffen die Sprache der Slawen im Königreich Kroatien (d. h. dem Lande zwischen Kulpa und Velebitgebirge), aber nicht die des sog. Provinzialkroatien (um Agram und Warasdin; s. Kroatische Sprache). Das Serbo-Kroatische wird je nach der verschiedenen Umbildung des altslaw. Vokals ě (z. B. in rěka Fluß) in drei Hauptdialekte geteilt: den östlichen (im östl. Teil des Fürstentums Serbien), ě wie e (reka) gesprochen; den südlichen (in Teilen des Fürstentums und Bosniens, in der Herzegowina, Montenegro, einem Teile Dalmatiens), ě wie je oder ije (rijeka); den westlichen (in Kroatien, in Teilen Bosniens und Dalmatiens), ě wie i (rika). Die der orient. Kirche angehörigen Serben brauchen das Cyrillische Alphabet in einer vortrefflichen, von Vuk Stefanović Karadžić (s. d.) verbesserten, der wirklichen Aussprache angepaßten Orthographie, die der römischen angehörigen Serben und Kroaten die lat. Schrift. Die Zahl der Serbisch-kroatisch Sprechenden beträgt gegen 6 Mill. Die erste wissenschaftliche Bearbeitung des Serbischen geschah durch Karadžić’ "Grammatik" (Wien 1818, als Einleitung seines Wörterbuchs; übersetzt von J. Grimm, Berl. 1824), später namentlich durch die Werke von Daničić (s. d.); vortrefflich ist Budmani, Grammatica della lingua serbo-croata (Wien 1867); zum Gebrauch serb. Schulen bestimmt Novaković, Srpska gramatika (Belgr. 1895). Zum praktischen Erlernen der Sprache existieren Grammatiken und Hilfsbücher von Berlić, Fröhlich, Parčić, Boškovič, Vymazal, Muža u. a. Das bedeutendste Wörterbuch ist das von Karadžić, Serb.-deutsch-lat. Wörterbuch (Wien 1818; 2. Aufl.: Lexicon serbico-germanico-latinum, ebd. 1852), dazu Deutsch-serb. Wörterbuch (ebd. 1872). Seit 1880 giebt die Agramer Akademie ein sehr groß angelegtes serbo-kroat. Wörterbuch heraus (Rječnik hrvatskoga ili srpskoga jezika, Bd.