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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Solonen; Solore; Soloscene; Solostimme; Solothurn

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Solonen – Solothurn

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Solon'

delsgebiet erreicht. Mit vollem Recht gilt S. den Athenern des 5. Jahrh. schon als der Gesetzgeber schlechthin. Wie lange Zeit S. für die Reform gebraucht und was er danach begonnen, ist nicht klar; anscheinend ist er ruhig in Athen geblieben, daneben sind neue Reisen nach Kleinasien und Cypern nicht ausgeschlossen. Sein Zusammentreffen mit König Krösus von Lydien ist eine Fabel. Jedenfalls mußte S. es noch erleben, daß trotz seiner Warnungen sich 561–560 Pisistratus (s. d.) der Alleinherrschaft bemächtigte, um freilich mit der Solonischen Verfassung weiter zu regieren. Bald danach starb S. Seine große, fein empfindende, liebenswürdige Persönlichkeit offenbart sich noch in den erhaltenen Fragmenten seiner Gedichte (gesammelt in Bergks «Poetae lyrici graeci», Bd. 2, 4. Aufl., Lpz. 1882). Biographien S.s sind erhalten von Plutarch und Diogenes Laertius. – Vgl. Niese, Histor. Untersuchungen (Bonn 1882 fg.); Keil, Die Solonische Verfassung in Aristoteles’ Verfassungsgeschichte Athens (Berl. 1892).

Solonen, tungus. Volksstamm am Nonni, einem Nebenfluß des Sungari.

Solore (frz., spr. -lohr), ein kalter Gebirgswind (s. d.), der in der Nacht aus einem Thal unweit Lailans kommt und dem Lauf der Drôme folgt.

Soloscene, s. Monodrama.

Solostimme, s. Stimme.

Solothurn. 1) In der histor. Rangordnung der 10., dem Flächeninhalt nach der 15., der Einwohnerzahl nach der 14. Kanton der schweiz. Eidgenossenschaft, im NW. des Landes, grenzt im N. an Elsaß, im NO. an Basel-Land, im O. an Aargau, im S. und W. an Bern, besteht aus dem Hauptstück und drei Exklaven und hat 791,4 qkm.

Oberflächengestaltung. Von Südwesten nach Nordosten wird das Land von fünf Hauptketten des Juras durchzogen, deren südlichste die höchsten Punkte des Kantons, den Weißenstein mit der Hasenmatt (1447 m) und Röthifluh (1399 m) ausweist. Der Süden mit dem breiten Rücken des Bucheggbergs (649 m) und der fruchtbaren Ebene des Buchsgaues gehört der Hochebene an. Die nördl. Juragegenden gehören zum Gebiete der Birs, die südlichen sowie die Hochebene zu demjenigen der Aare, die unweit der Hauptstadt die Große Emmen und bei Ölten die Dünnern aufnimmt. Das Klima ist je nach der freiern oder abgeschlossenem Lage der Ortschaften sehr verschieden.

Bevölkerung. Der Kanton hatte 1880 eine Wohnbevölkerung von 80362, 1888: 85621 (41903 männl., 43718 weibl.) E., d. i. 108 E. auf 1 qkm und eine Zunahme 1880–88 von 6,5 Proz., darunter 63706 Katholiken, 21655 Evangelische, 145 Israeliten und 115 andere und ohne Bekenntnis; ferner 10917 bewohnte Gebäude mit 17842 Haushaltungen. Im Kanton geboren sind 67033, in der übrigen Eidgenossenschaft 16605, im Auslande 1983; Bürger ihrer Wohngemeinde sind 47656, einer andern Gemeinde des Kantons 14959, eines andern Kantons 20438, Ausländer 2568. Der Muttersprache nach sind 84207 Deutsche, 1213 Franzosen, 144 Italiener, 3 Romanen und 54 andere. Die Zahl der Geburten (einschließlich der Totgeburten) betrug 1894: 3002, der Eheschließungen 690, der Sterbefälle 1921. Von je 1000 erwerbenden Personen widmen sich dem Gewerbe 465, der Landwirtschaft 367, dem Verkehr 70, dem Handel 56, der Wissenschaft und Verwaltung 36. Der Kanton hat 132 polit. Gemeinden und zerfällt in die fünf Bezirke:

Ein-Evan-Katho-Is-An-
Bezirkewohnergelischelikenraeli-dere
ten
Balsthal (Thal und Gau)12 513119011 3203
Bucheggberg-Kriegstetten17 50197767 706118
Dorneck-Thierstein12 70952512 17923
Olten-Gösgen22 076384918 1475030
Solothurn-Lebern20 822631514 3549261

Landwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 717,8 qkm, d. i. 91,6 Proz., produktives Land: 244,8 qkm Waldungen und 472,3 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 2,4 qkm Städte, Dörfer und Gebäude, 8 Schienen- und Straßenwege, 7,6 Flüsse und Bäche 47,6 Felsen und Schutthalden. Der Boden ist sehr fruchtbar und liefert besonders Getreide; die Wiesenkultur ist bedeutend. Der Weinbau ist gering, wichtig dagegen der Obstbau, der Obst und Kirschwasser zur Ausfuhr bringt. In den höhern Juragegenden wird, wie in den Alpen, die Viehzucht selbständig als Alpwirtschaft betrieben. Nach der Viehzählung von 1896 zählt der Kanton 3200 Pferde, 36162 Stück Rindvieh, 15365 Schweine, 2098 Schafe, 11602 Ziegen, 8640 Bienenkörbe. 1894–95 wurden in den fünf Fischzuchtanstalten 205000 Eier von Fluß- und Bachforellen ein- und 181900 Fischchen ausgesetzt. Der Bergbau liefert im Jura vorzüglichen Kalkstein (Solothurner Marmor) und Gips, ferner Mühlsteine, Mergel, und in der Hochebene Sandsteine. Von Mineralwassern sind zu erwähnen die salinisch-muriatischen Schwefelquellen von Lostorf und das seit der Römerzeit bekannte Attisholzbad (Schwefel- und salzsaure Salze).

Die Industrie ernährt 42 Proz. der Bevölkerung, die wichtigsten Industriezweige sind die Schuhwarenfabrikation, Uhrmacherei, Maschinenfabrikation, Roheisenproduktion, Woll- und Baumwollspinnerei, Papier-, Cellulose- und Kammfabrikation sowie die Schlosserei. Dem Handel dienen die Bahnlinien Biel-S.-Olten, Lyß-S.-Herzogenbuchsee, S.-Burgdorf und Basel-Delémont-Biel. Die wichtigsten Jurapässe des Kantons sind der Obere und Untere Hauenstein (s. d.), der Paßwang (s. d.) und die Weißensteinstraße.

Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung vom 12. Dez. 1875 (revidiert 23. Okt. 1887 und 17. März 1895) ist demokratisch. Der Kantonsrat, je ein Mitglied auf 800 E., ist gesetzgebende, der aus fünf Mitgliedern bestehende Regierungsrat, dessen Präsident den Titel Landammann führt, vollziehende Behörde. Für Gesetze und Ausgaben über 100000 Frs. ist das Referendum (s. d.) obligatorisch; überdies steht dem Volke auf Begehren von 2000 stimmfähigen Bürgern die Initiative zu Gesetzen und Verfassungsrevision zu. Seit 17. März 1895 besteht in S. Proportionalvertretung für den Kantonsrat und größere Gemeinderäte. Jede polit. Gemeinde besitzt einen Friedensrichter, jeder Bezirk ein Amtsgericht. Über Kriminalfälle urteilt das Schwurgericht. Oberste Instanz in allen appellabeln Rechtsfällen ist das Obergericht. Die Staatseinnahmen betrugen 1895: 1,952, die Ausgaben 2,025 Mill. Frs., die Staatsschulden 9,971, das Vermögen 0,873 Mill. Frs. In kirchlicher Beziehung gehört der Kanton, der noch 7 Klöster zählt, zum Bistum Basel. Die prot. Gemeinden schließen sich an die bernische Landeskirche, die Altkatholiken an die schweiz. Nationaldiöcese an.

Unterrichtswesen. Für den Unterricht sorgen 266 Primärschulen mit (1894) 14079 Schulkindern,