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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stein

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Stein (Bezirk) - Stein (Hemr. Friedr. Karl, Freiherr vom)

Alpen, an der Linie Laibach-S. (23 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 738, als Gemeinde 2368 slowen. E., Lederbereitung, Anfertigung von Pelzen und groben Zwirnspitzen und in der Nähe eine große k. k. Pulverfabrik, Töpfereien, Porzellan-, Cement-, Putzpulver- und Kaolinfabrik, sowie eine Kaltwasserheilanstalt nach Kneippschem System. - 3) Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Krems in Niederösterreich, am linken Ufer der Donau, 2 km westlich von Krems (s. d.), dessen Hafen es bildet, durch eine Brücke mit Mautern verbunden, ist Dampferstation und hat (1890) 4203 E., Denkmal des Feldmarschalllieutenants Schmidt, der 1805 hier fiel, drei Kirchen, Trümmer zweier Burgen und ein städtisches Museum. Zwischen S. und Krems das ehemalige Kapuzinerkloster Und.

Stein. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Schaffhausen, hat 27,6 qkm und (1888) 3132 E., darunter 886 Katholiken, in 3 Gemeinden. - 2) S. am Rhein, Hauptstadt des Bezirks S., 17 km östlich von Schaffhausen auf dem rechten Ufer des Rheins, da, wo derselbe den Untersee verläßt, in 302 m Höhe, an der Linie Romanshorn-Schaffhausen der Nordostbahn (Bahnhof in der Vorstadt Burg auf dem linken Rheinufer), ist Dampferstation und hat (1888) 1583 E., darunter 187 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, alte Mauern und Türme, eine ehemalige, jetzt in Privatbesitz befindliche neu hergestellte Benediktinerabtei St. Georgen, mit schönem Renaissancesaal (1515), got. Kreuzgang und roman. Kirche, ein Rathaus mit prächtigen Glasgemälden und zahlreiche alte Häuser mit Staffelgiebeln, Erkern und Fresken; Schuh-, Teigwaren-, Uhrenschalen- und Möbelfabrik, Gerbereien, Acker- und Weinbau. - Vgl. Ziegler, Geschichte der Stadt S. am Rhein (Schaffh. 1862); Vetter, Das Stein-Georgenkloster zu S. am Rhein (Bas. 1884); ders., S. am Rhein. Klosterbüchlein und Fremdenführer (Linz 1891).

Stein, Charlotte von, Goethes Freundin, geb. 25. Dez. 1742 zu Weimar, war die älteste Tochter des Hofmarschalls von Schardt. Sie trat mit 15 J. als Hofdame in den Dienst der Herzogin Anna Amalia und verheiratete sich 1764 mit dem herzogl. Stallmeister Friedrich Freiherrn von Stein, dem sie (bis 1774) sieben Kinder gebar. Nachdem Goethe im Nov. 1775 nach Weimar gekommen war, erfaßte ihn alsbald zu der fast 7 J. ältern Frau eine heftige Leidenschaft, welche zum innigsten, edelsten langjährigen Seelenbunde führte, der auf Goethes Leben und Dichten großen läuternden Einfluß übte. Charl. von S. ist das Urbild seiner Iphigenie. Nach der Rückkunft Goethes von seiner ital. Reise (1788) wollte sich jedoch das alte innige Verhältnis nicht wiederfinden, und die bald darauf von ihm mit Christiane Vulpius eingegangene Verbindung führte eine völlige Entfremdung herbei, die erst ganz allmählich einem dauernden freundschaftlichen Verhältnisse wieder Platz machte. Auch mit Schiller und dessen Frau hat Charlotte lange freundschaftlich verkehrt. Sie wurde 1793 Witwe und starb 6. Jan. 1827 zu Weimar. Die zahlreichen Briefe Goethes an Frau von S., mit Ausnahme der Briefe aus Italien, gab A. Scholl zuerst in 3 Bänden (Weim. 1848-51) heraus; 2. Ausgabe, bearb. von Fielitz (2 Bde., Frankf. 1883 -85). Vgl. auch Goethes Liebesbriefe an Frau von S., hg. von H. Düntzer (Lpz. 1886). Die ital. Briefe, welche sich Goethe seiner Zeit für die Ausarbeitung der "Ital. Reise" zurückerbeten und dann nicht zurückgegeben hatte, wurden gleichzeitig mit den Briefen an Herder von Erich Schmidt als 2. Band der "Schriften der Goethe-Gesellschaft" herausgegeben: "Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von S. und Herder" (Weim. 1886). Sämtliche Briefe Goethes an Frau von S. nebst dem Tagebuch aus Italien gab Heinemann heraus (4 Bde., Stuttg. 1894-95). Goethes Briefe an Frau von S. gehören nicht nur zu den wichtigsten Zeugnissen über Goethes Persönlichkeit, sondern sind auch für sich betrachtet eins der schönsten Denkmäler der klassischen Litteraturepoche. Ihre eigenen Briefe hatte Frau von S. von Goethe sich zurückgeben lassen und kurz vor ihrem Tode verbrannt. Die von ihr 1794 geschriebene Tragödie in Prosa "Dido" (hg. von Düntzer, Lpz. 1867; neu gedruckt bei Fielitz, "Briefe an Frau von S.", Bd.2) ist von geringem poet. Wert und enthält unschöne Anspielungen auf Goethe, sein Verhältnis zu ihr und zu Christiane. Viele anziehende Briefe der Frau von S. an Schillers Gattin finden sich in "Charlotte von Schiller und ihre Freunde" (Bd. 2, Stuttg. 1862). - Vgl. Düntzer, Charlotte von S. (2 Bde., Stuttg. 1874); ders., Charlotte von S. und Corona Schröter (ebd. 1876); Hoefer, Goethe und Charlotte von S. (ebd. 1878); Calvert, Charlotte von S. (Bost. und Neuyork 1881); Erich Schmidt, Charakteristiken (Bresl. 1886), S. 302-320.

Stein, Christian Gottfr. Dan., Geograph, geb. 14. Okt. 1771 zu Leipzig, studierte daselbst 1788-90 Geographie, Topographie und Statistik und wurde 1794 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin und 1802 Professor. Er starb 14. Juni 1830 in Berlin. Seine Hauptwerke sind: "Handbuch der Geographie und Statistik" (2 Bde., Lpz. 1809; dann mit H. Hörschelmann neu bearbeitet von Wappäus, Willkomm, Brachelli u. a., 7. Aufl., 4 Bde., ebd. 1853-71), "Geographie für Schule und Haus" (27. Aufl., von Wagner und Delitsch, ebd. 1877), die nach Naturgrenzen dargestellte "Geographie für Real- und Bürgerschulen" (1811; 2. Aufl. 1818), "Geogr.-statist. Zeitungs-, Post- und Comptoirlexikon" (2 Bde., Lpz. 1811; 2. Aufl., 8 Tle. in 4 Bdn., ebd. 1818-21, nebst zwei "Nachträgen", ebd. 1822-24), "Über den preuß. Staat nach seinem Länder- und Volksbestande" (mit Demian; Berl. 1818), "Handbuch der Geographie und Statistik des preuß. Staates" (ebd. 1810), "Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mitteleuropa" (7 Bde., Lpz. 1827-29).

Stein, Friedr. von, Zoolog, geb. 3. Nov. 1818 zu Niemegk in Brandenburg, studierte 1838-41 in Berlin, wurde 1848 Privatdocent an der Universität daselbst, 1850 als ord. Professor nach Tharandt und 1855 in gleicher Eigenschaft nach Prag berufen. Er starb 9. Jan. 1885. Sein Hauptwerk ist "Der Organismus der Infusionstiere" (3 Bde., Lpz. 1859-83).

Stein, Heinr. Friedr. Karl, Freiherr vom, deutscher Staatsmann, geb. 26. Okt. 1757 auf dem Familienstammschloß zu Nassau an der Lahn als letzter männlicher Sproß eines alten frank. Reichsfreiherrengeschlechts, jüngster Sohn des kurmainzischen Geheimrats Karl Philipp vom S. und dessen Gattin, geborenen Langwerth von Simmern. Er studierte 1773-77 in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften, ging dann auf kurze Zeit nach Wetzlar und kam nach verschiedenen größern Reisen in Deutschland, Österreich und Ungarn nach Berlin, wo er in den preuß. Staatsdienst trat und unter dem Minister von Heinitz 10. Febr. 1780 als Referendar im Bergwerks- und Hüttendepartement an-^[folgende Seite]