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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stilett; Stilfser Joch; Stilicho; Stilisieren; Stilistik; Stilke; Stille; Stille Gesellschaft

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Stilett - Stille Gesellschaft

haltiges Silikat von Thonerde und Kalk (mit Natron) nach der Formel H2CaAl2Si6O17 + 5H2O.

Stilett (ital.), ein kleiner Dolch mit spitzer Klinge.

Stilfser Joch (ital. Giogo oder Passo dello Stelvio), der hohe Sattel zwischen den Spölalpen und der Ortlergruppe, welcher die Scheide zwischen der Etsch und der Adda und die Grenze von Tirol und Italien (Provinz Sondrio) bildet. Die Poststraße, von Neu-Spondinig (885 m) im Vintschgau bis Bormio im Addathal (Veltlin) 46,5 km lang, bei einer Breite von 6 m und einer Durchschnittssteigung von 50 Promille, wurde 1820-24 von der österr. Regierung nach dem Plane des Ingenieurs Donegani an Stelle eines schon seit dem 14. Jahrh. begangenen Saumpfades hergestellt und ist die höchste und ihrer Gletscherscenerien und Fernsichten wegen die interessanteste Kunststraße der Alpen. Sie steigt südwestlich über Prad (900 m) an Stilss vorbei nach Gomagoi (Beidewasser, 1273 m) hinauf, wo sich das Thal in zwei Arme spaltet: südöstlich öffnet sich das Suldenthal mit dem Suldenferner (s. d.) und dem Pfarrdorf St. Gertrud (1845 m), südwestlich das Trafoier Thal, durch welches die Straße über Gomagoi (1300 m), wo sie durch ein Sperrfort gedeckt wird, Trafoi (1548 m) und das Gasthaus Franzenshöhe (2183 m) in 44 Windungen zur Ferdinandshöhe (2760 m, 27½ km von Neu-Spondinig), der zwischen dem Stilfser Gletscher und dem aussichtsreichen Dreisprachenspitz gelegenen Paßhöhe des S. J. ansteigt. Von der Höhe senkt sich die Straße in 38 Windungen und mehrern Tunneln und Galerien, an mehrern ital. Cantonieren vorbei durch die Val di Braulio und den Engpaß des Wormser Lochs (ital. Diroccamento) zum Städtchen Bormio hinab. 1848, 1859 und 1866 wurde um den Besitz der Straße mehrfach gekämpft. Die Post legt die Strecke von Eyrs (im Vintschgau, 2 km östlich von Spondinig) bis zum Neubad-Bormio in 9¾ Stunden zurück. Der Name Wormser Joch kommt nicht dem S. J., sondern dem Saumpfade zu, welcher von der Cantoniera Sta. Maria rechts abzweigt und über den Sattel (2512 m) am Ostfuße des Piz Umbrail (3034 m) nach Sta. Maria im Münsterthale führt. - Vgl. Luksch, Illustrierter Führer für die Stilfser-Joch-Routen (4. Aufl., Wien 1895).

Stilicho, Flavius, röm. Feldherr und Staatsmann, ein romanisierter Vandale, wahrscheinlich 359 n. Chr. geboren, erstieg seit 385 die höchsten Rangstufen im röm. Heere. Kaiser Theodosius d. Gr. schickte ihn als Gesandten nach Persien, vermählte ihn 388 mit seiner Nichte und Adoptivtochter Serena und übertrug ihm auf dem Sterbebett (17. Jan. 395) die Fürsorge für seine Söhne. Seitdem stand S. dem Kaiser des Weströmischen Reichs, Honorius, als Vormund, Kronfeldherr, und seit 398 auch als Schwiegervater zur Seite. Dagegen gelang es ihm nicht, im Oströmischen (Byzantinischen) Reich Einfluß zu gewinnen, obwohl sein dort waltender ursprünglicher Hauptgegner Rufinus 27. Nov. 395 ermordet wurde. Als S. 396 die Oströmer im Peloponnes gegen den westgot. König Alarich mit großem Erfolg unterstützt hatte, entstanden so gespannte Verhältnisse, daß S. den eingeschlossenen Alarich nach Epirus entkommen ließ. Als Alarich 401 in Oberitalien einfiel, rief S. die Legionen aus Gallien und von der Donau herbei und zwang Alarich 403 zum Rückzug nach Illyrien. Bald darauf wandten sich Massen von Germanen, namentlich Ostgoten, unter Radagais von der Donau her gegen Italien (404 und 405) und richteten furchtbare Verwüstung an. Aber sie unterlagen der Kriegskunst S.s, der freilich zur Rettung Italiens die Rheinlinie hatte preisgeben müssen. So hatte S. zum zweitenmal Italien gerettet; nun aber überfluteten (406) Vandalen, Alanen und Sueven das zur Zeit ungeschützte Gallien. Am kaiserl. Hofe ward man deshalb gegen S. verstimmt. Seine wesentlich auf spätere Wiedergewinnung des Westens berechnete Verbindung (406) mit Alarich wurde ihm als Verrat ausgelegt. Zu Pavia brach eine Meuterei röm. Truppen los, in der S.s Freunde und Anhänger niedergemacht wurden. S., der sich scheute, mit seinen treuen deutschen Truppen Krieg gegen des Theodosius Sohn zu führen, floh nach Ravenna und suchte Zuflucht in einer Kirche. Man gelobte ihm eidlich Sicherheit, aber als er das Asyl verließ, wurde er 23. Aug. 408 enthauptet. - Vgl. Keller, S. oder die Geschichte des Weströmischen Reichs 395-408 (Berl. 1884).

Stilisieren, stilmäßig formen, in der Kunst die Darstellung von Naturformen ohne Zufälligkeiten in Gestaltung und Färbung durch das Typische und Eigenartige. (S. z. B. die Textfiguren bei den Artikeln Acanthus und Lotos.) In der Auswahl liegt dabei eine gewisse Willkür, da jede Zeit und jeder Künstler in andern Teilen der Natur das Typische erkennt. Man kann also an der Art des S. die Zeit und Nation erkennen, welche die betreffende Naturform wiedergab. (S. Ornament.) - Vgl. Schubert von Soldern, Das S. der Tier- und Menschenformen (Lpz. 1892).

Stilistik, s. Stil.

Stilke, Herm., Maler, geb. 29. Jan. 1803 zu Berlin, begann auf der Akademie daselbst bei Kolb seine Studien, ging 1821 zu Cornelius nach Düsseldorf und folgte diesem nach München, wo er nicht bloß an den Fresken seines Meisters in der Glyptothek thätig war, sondern auch selbständig das Wandgemälde: Die Krönung Ludwigs des Bayern, für die Arkaden des Hofgartens zu München ausführte. 1827 ging S. nach Italien, wo er sich dem Studium der Ölmalerei widmete. Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf (1833) schloß er sich an Wilhelm Schadow an und schuf jetzt seine bedeutendsten Gemälde: Rinaldos Abschied (1833), Die Kreuzfahrer auf der Wache (1833), Die Pilger in der Wüste (1834; Berliner Nationalgalerie, gestochen von Eichens, lithographiert von Sprick), Kaiser Maximilian auf der Martinswand (1835), Die Jungfrau von Orléans (1836; Lord Landsdowne), Der Abzug der letzten Kreuzfahrer aus Syrien nach der Zerstörung von Ptolemais (1841; Museum in Königsberg), Raub der Söhne Eduards IV. (Nationalgalerie zu Berlin). Im Auftrage des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen malte er 1842-46 die Fresken (die sechs Rittertugenden) für den Rittersaal der Burg Stolzenfels. 1850 siedelte S. wieder nach Berlin über. Später führte er noch die Deckenfresken im Dessauer Hoftheater aus; 1854 wurde er Professor der Akademie. Er starb 22. Sept. 1860 in Berlin.

Stille, Karl, Pseudonym für Hermann Christoph Gottfr. Demme (s. d.).

Stille Gesellschaft, Bezeichnung für die Beteiligung an dem Betriebe eines Handelsgewerbes eines andern mit einer Vermögenseinlage gegen Anteil an Gewinn und regelmäßig auch am Verlust. Dabei ist die Einlage so zu leisten, daß sie in das Vermögen des Inhabers des Geschäfts übergeht (zur Eigentumsübertragung bedarf es also der allgemein erforderlichen Übertragungshandlungen),